Es ist der absolute Horror für Betroffene und Angehörige. Ein Unfall passiert und in der Folge kann ein geliebter Mensch sich aufgrund eines Schadens am Gehirn nicht mehr mitteilen. Umso wichtiger ist es, in solch einem Fall möglichst schnell eine Behandlung durchzuführen, um den größten Schaden (den Hirntod) abzuwenden. Aber wer soll entscheiden, was das Beste für die betroffene Patientin beziehungsweise den betroffenen Patienten ist? Die Ehefrau/der Ehemann? Die beste Freundin/der beste Freund? Oder doch die gemeinsamen Kinder?
Selbst in einer theoretischen Situation, die hier vorliegt, ist die Frage nicht einfach zu beantworten. In einem unvorbereiteten Moment (wie beispielsweise im Falle eines Unfalls) scheint die Lösung auf die Frage unmöglich. Dabei wird häufig vergessen, dass der Verunfallte durchaus in der Lage ist gewisse Signale zu senden. Wie The Next Web berichtet, haben Wissenschaftler einen Weg gefunden, um diese zu entschlüsseln.
Das funktioniert vor allem deswegen, weil unser Gehirn auf bestimmte Sachverhalte immer ähnlich reagiert. Die Forscher baten zunächst gesunde Menschen, sich ein Tennisspiel vorzustellen. Dies aktiviert in der Regel einen Bereich in unserem Gehirn, der für komplexe Bewegungen zuständig ist. Mit Hilfe einer funktionalen Nahinfrarot-Spektroskopie (fNIRS) wurde dann auf einer Gehirnkarte hervorgehoben, welche Bereich aktiv waren.
Durch die Reaktion des Gehirns konnten die Forscher im nächsten Schritt voraussagen, wann ein Teilnehmer bzw. eine Teilnehmerin an Tennis dachte und wann nicht. Dadurch wurden auch vorhergegangene Studien abermals bestätigt. Bereits im letzten Jahrzehnt analysierten Forscher die Reaktion des Gehirns auf bestimmte Sachverhalte. Dazu platzierten sie Patienten in einem funktionalen Magnetresonanz-Bildgebungsgerät (fMRI) und baten diese an ein Szenario (beispielsweise Tennis oder die Navigation auf dem Heimweg) zu denken. Die verschiedenen Gebiete auf der Gehirnkarte schlugen auch hier aus, selbst bei 15 Prozent der Teilnehmer, die in einem vermuteten vegetativen Zustand waren.
Das Problem mit fMRI: Patienten mit Gehirnschäden lassen sich nicht so einfach in einer solchen Maschine zur Kommunikation platzieren. Im Vergleich dazu kann die verunfallte Person mit der neuen fNIRS-Methode direkt am Bett „befragt“ und die Reaktionen gemessen werden.
Trotzdem gibt es auch bei dieser Vorgehensweise ethische Probleme. Wie kann man sicher sein, dass man den Willen der Patientin bzw. des Patienten richtig verstanden hat? Bei dem Tennis-Experiment mit gesunden Teilnehmern lagen die Forscher in 70 Prozent bis 80 Prozent der Fälle richtig. Das ist schon ein sehr hoher Wert, bei einer Entscheidung über Leben und Tod ist die genannte Quote aber dennoch zu niedrig. Außerdem ist fragwürdig, ob ein Mensch mit Hirnschaden seinen Willen korrekt ausdrücken kann.
Es bleibt also noch einiges zu tun, bevor wir die Vorgänge in unserem Gehirn exakt nachvollziehen können. Wird dieses komplexe Organ beschädigt, dann ist unser weiteres Leben stark beeinträchtigt. Ein weiterer Grund, weshalb viele Menschen unsicher sind, ob sie im Falle eines Schadens mit Behinderung weiterleben oder sterben möchten.
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