Lange Zeit habe ich Menschen überhaupt nicht verstanden, die WhatsApp-Sprachnachrichten verschicken. Doch in den letzten Wochen und Monaten hat sich meine Einstellung dazu gewandelt. In der Zwischenzeit kann ich dem Format viel abgewinnen. Eine persönliche Einschätzung.
Um eines gleich vorweg zu nehmen: Ich finde es immer noch befremdlich, wenn Menschen eine Sprachnachricht für ein kurzes „Ja“ oder „Nein“ aufnehmen. In diesem Fall bin ich voll bei meinem Kollegen Tobias, der sagt: Verlernt bei all den WhatsApp-Sprachnachrichten nicht das Schreiben.
Mehr Informationen in weniger Zeit
Nichtsdestotrotz muss ich einfach eingestehen: Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten tatsächlich von einem Gegner der Sprachnachrichten zu einem Unterstützer entwickelt. Und wie so oft bei Veränderungen war es auch in diesem Fall so, dass eine andere Person diesen Wandel ausgelöst hat.
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Wenn du in einem Chat (fast) ausschließlich Sprachnachrichten erhältst, merkst du schnell, dass es unmöglich ist, auf alles mit einer Textnachricht zu antworten. Denn es ist einfach unglaublich, wie viele Informationen man in nur einer gesprochenen Minute unterbringen kann – also auch sinnvolle Informationen.
WhatsApp-Sprachnachrichten öffnen den Weg zu den Emotionen
Und zugleich habe ich festgestellt, wie werthaltig sinnvolle Sprachnachrichten sind. Ich erkenne an der Stimme der Person, ob sie gerade müde, glücklich oder aufgeregt ist. So kann ich eine ganz andere persönliche Verbindung aufbauen.
Denn genau das ist eines der größten Probleme von Textnachrichten. Wir alle kennen sicherlich das Problem, dass wir Emojis und Geschriebenes unterschiedlich interpretieren. Oftmals schließen wir dabei von uns auf andere Menschen – obwohl das nicht einmal gut ist.
Wenn wir beispielsweise selbst viele Emojis benutzen und der Gegenüber nur Punkte setzt, fragen wir uns: Stimmt etwas nicht zwischen uns? Eben jene unausgesprochenen, existenten Barrieren lassen sich durch WhatsApp-Sprachnachrichten mühelos überwinden.
Sprachnachrichten sind nicht das Ende der Textnachrichten
Ich habe es bereits im ersten Satz angedeutet und konkretisiere es nun noch ein wenig mehr: Nur weil ich mich den WhatsApp-Sprachnachrichten geöffnet habe, verschicke ich keinesfalls nur noch Sprachnachrichten.
Ein konkretes Beispiel: Wenn es eilig ist, verschicke ich immer einen Text, denn ich kann nicht voraussetzen, dass der andere Mensch meine Sprachnachricht sofort abhören kann.
Ebenso wenig kommen die Worte zum Einsatz, wenn es sich um minimalistische Kommunikation jeglicher Art handelt. Und auch Termine werden schriftlich fixiert. Zu groß ist die Gefahr, dass wichtige Daten oder Treffpunkte verloren gehen.
Wer also via Sprachnachrichten kommuniziert, verschließt sich keinesfalls komplett dem geschriebenen Wort.
Wir brauchen klare Regeln für die Kommunikation
Zum Abschluss möchte ich noch einen letzten Punkt erwähnen: Wie bereits angesprochen, können wir WhatsApp-Sprachnachrichten nicht immer und überall abhören. Wer sich also eine schnelle Antwort auf seine Nachricht wünscht, sollte besser beim Text bleiben.
Denn wer sich in die Welt der Sprachnachrichten begibt, stellt schnell fest, dass es im Prinzip ein ungeschriebenes Gesetz der Akzeptanz gibt. Wer Gesprochenes verschickt, weiß, dass die Antwort vielleicht auch einmal einen Tag auf sich warten lässt.
Deshalb entstehen innerhalb der Sprachnachrichten-Kommunikation mehrere Ebenen der Unterhaltung, weil im geschriebenen Wort oftmals andere Themen zeitgleich thematisiert werden. Das ist sehr interessant.
Wenn du übrigens einen Freund unbemerkt von Sprachnachrichten überzeugen willst, gibt es noch einen kleinen Tipp aus der Verhaltenspsychologie: Wir verändern das Verhalten anderer Menschen nur, indem wir zunächst unser eigenes Verhalten ändern.
Das heißt: Wenn du jemanden zu WhatsApp-Sprachnachrichten konvertieren möchtest, musst du anfangen, ihm Sprachnachrichten zu schicken. Der Rest passiert dann (vielleicht) von selbst.
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