Kann man eine inkompetente Führungskraft im Unternehmen leicht erkennen? Eine neue Studie des Harvard Business Review sagt: Ja. Aber viele Unternehmen wollen das offenbar gar nicht.
„Der Fisch stinkt vom Kopf.“ Das klingt natürlich etwas platt, wenn es um Führungsqualitäten geht. Doch im Sprichwort steckt viel Wahres. Denn häufig versagen Unternehmen nicht, weil ihre Mitarbeiter schlecht sind, sondern vielmehr, weil sie inkompetente Vorgesetzte haben.
Schließlich sind es die Menschen in den Chefetagen, vom CEO bis zum Abteilungsleiter, die die wichtigen Entscheidungen im Unternehmen treffen, die Unternehmenskultur vorleben und dementsprechend für die Ergebnisse in einer Firma verantwortlich sind.
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Versagen also die Chefs, spiegelt sich das im Verhalten der Mitarbeiter wider: Niedriges Engagement, schlechte Leistungen und fehlende Motivation sind oft die Folge.
Doch woran erkennst du inkompetente Chefs? An zu viel Selbstvertrauen!
Inkompetente Führungskraft überschätzt sich selbst
Das mag zunächst unlogisch klingen. Schließlich will niemand Anführer haben, die ängstlich sind oder ständig an ihren Entscheidungen zweifeln.
Doch eine aktuelle Studie des Harvard Business Review legt nahe, dass wir viel zu häufig Selbstbewusstsein mit Selbstüberschätzung verwechseln – und das dann auch noch als gute Führungsqualität ansehen.
Selbstüberschätzung ist aber eigentlich das Gegenteil eines kompetenten Chefs. Denn wer glaubt, er könne alles und mache keine Fehler, der ist weder kritik- oder kommunikations-, noch lernfähig. Genau das wären aber eigentlich wichtige Qualitäten für eine Führungskraft.
Stell dir vor, der CEO in deinem Unternehmen beschließt, das Produkt-Portfolio zu erweitern. Nach ein paar Monaten ist klar: Das funktioniert nicht. Die neue Produktlinie ist zu teuer und bringt nicht genug Gewinne ein.
Ein guter Manager würde das einsehen oder zumindest auf Kritik im Unternehmen hören und entsprechend den Fehler korrigieren. Doch was tut ein Chef, der sich selbst überschätzt? Genau! Er hört nicht mal zu, sieht seinen Fehler nicht ein und sorgt dadurch für noch höhere Verluste im Unternehmen.
Wie kann man also herausfinden, ob jemand wirklich ein guter Boss ist oder sich selbst überschätzt? Die Harvard Business Review schlägt vor: mit einem ganz einfachen Test.
Bist du zu talentiert, um bescheiden zu sein?
Dieser Test besteht aus neun simplen Fragen. Sie alle drehen sich um die Selbsteinschätzung von Führungskräften. Dazu gehören Fragen wie:
- Wollen die meisten Menschen so sein wie du?
- Machst du selten Fehler?
- Bist du zu talentiert, um bescheiden zu sein?
Die Testteilnehmer müssen dazu lediglich sagen, ob die Aussage auf sie zutrifft oder nicht. Am Ende erhält man dann eine Einschätzung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man eine inkompetente Führungskraft ist.
Jetzt kann man sich natürlich denken, dass die Testteilnehmer die Antworten auch faken können. Doch, so glauben die Harvard-Wissenschaftler, das passiere in den seltensten Fällen.
Schließlich sei es sehr unwahrscheinlich, dass eine Person, die selbst sehr viel von sich hält, zu Bescheidenheit neigt oder diese gar vortäuschen will. Noch seltener geben selbstherrliche Chefs ihre Fehler selbst zu.
Damit wäre dieser Test eigentlich ein ideales Tool für Unternehmen, um inkompetente Führungskräfte zu erkennen. Das Problem dabei: Es gibt viel zu wenige Unternehmen, die solche Tests nutzen.
Warum? Die Theorie der Wissenschaftler dazu ist nicht sehr schmeichelhaft für uns alle. Weil, so die Annahme, wir uns viel lieber durch Charisma und eine laute Persönlichkeit blenden lassen (wollen) als wirkliche Führungsqualitäten zu belohnen, nämlich: Kompetenz, Integrität und Bescheidenheit.
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