Neue Untersuchungen zeigen, dass mehr als die Hälfte junger Nutzerinnen online auf verschiedene Weise Gewalt, Drohungen und Belästigung erfahren. World-Wide-Web-Erfinder Sir Tim Berners-Lee ist deshalb um die digitale Gleichberechtigung besorgt. Können wir etwas dagegen tun?
Nicht nur im realen Leben werden Frauen und Mädchen oft immer noch aus unterschiedlichen Gründen benachteiligt. Drohungen, Belästigung und Diskriminierung machen auch im Internet nicht vor ihnen Halt.
Das haben jetzt auch neue Untersuchungen der Web Foundation und der World Association of Girl Guides and Girl Scouts gezeigt. Ihr zufolge werden mehr als die Hälfte junger Nutzerinnen bedroht und belästigt. Es geht sogar so weit, dass private Fotos von ihnen ohne Zustimmung im Netz landen.
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Davon betroffen sollen vor allem Dunkelhäutige, Mitglieder der LGBTQ+-Gemeinschaft (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender and Queer) und Frauen aus anderen kleinen Gruppen sein.
Die Diskriminierung im Netz habe laut Untersuchungen auch weitreichende Folgen auf das normale Leben der Mädchen und Frauen. Viele würden nämlich deshalb ihre Ausbildung, Arbeit oder ihr politisches Amt niederlegen.
84 Prozent aller von der Web Foundation befragten Frauen würden sogar davon ausgehen, dass die Diskriminierung im Netz zukünftig sogar noch zunimmt.
Digitale Gleichberechtigung: World-Wide-Web-Erfinder ist „ernsthaft besorgt“
Der Erfinder des World Wide Web (WWW), Sir Tim Berners-Lee, zeigt sich aufgrund der digitalen Diskriminierung „ernsthaft besorgt“.
So schrieb Lee zum 31. Jahrestag der Erfindung des WWW auf der Website der Web Foundation, dass das Web nicht für Frauen und Mädchen funktionieren würde. Er befürchte nämlich, dass die Benachteiligung von Frauen im Internet auch den weiteren Fortschritt der Geschlechtergleichheit bedrohen würde.
Männer kommen leichter ins Internet
Hinzu kommt, dass Männer laut Berners-Lee mit einer 21 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einen Zugang zum Internet haben. In den ärmsten Ländern der Welt seien es sogar 52 Prozent.
Diese besseren Chancen auf den Internetzugang legen natürlich den Grundstein für fehlende digitale Gleichberechtigung. Denn laut Berners-Lee hätten Millionen Mädchen und Frauen auch nicht einmal die Chance, online ihre Stimme zu erheben, zu lernen oder Geld zu verdienen.
Künstliche Intelligenz ist frauenfeindlich
Darüber hinaus gebe es ein weiteres Problem: Manche Anwendungen auf Basis Künstlicher Intelligenz würden nämlich ebenfalls Frauen diskriminieren. 2018 habe etwa eine Anwendung von Amazon für die Vermittlung von Arbeitsplätzen gestoppt werden müssen.
Die Algorithmen hätten sich auf historische Daten verlassen, als vor allem Männer bestimmte Jobs ausübten. Deshalb bevorzugte die Künstliche Intelligenz bei der Vermittlung auch Männer.
Digitale Gleichberechtigung: Was können wir tun?
„Alle, die Technologie gestalten“, rief Berners-Lee dazu auf, gegen die fehlende digitale Gleichberechtigung aktiv zu werden. „Das Handeln von Regierungen und Unternehmen kommt zu langsam, und sie tun zu wenig“, sagte er.
Gerade auch die aktuelle Coronavirus-Pandemie verdeutliche laut dem WWW-Entwickler, wie dringend wir etwas unternehmen müssen. Denn momentan sei das Internet „ein Rettungsseil, das es uns erlaubt, weiter zu arbeiten, unsere Kinder zu unterrichten und lebenswichtige Informationen zu bekommen“.
Es sei deshalb vollkommen inakzeptabel, dass Frauen und Mädchen der Zugang zu diesen Grundlagen verwehrt werden würde.
Berners-Lees Aufruf an „alle, die Technologie gestalten“, ist natürlich enorm wichtig. Wir können aber auch als Nutzer etwas für digitale Gleichberechtigung tun, indem wir aufgeschlossen und freundlich in den sozialen Netzwerken miteinander kommunizieren.
Ein sehr gutes Beispiel dafür hat kürzlich etwa der Versandhändler Otto abgegeben und sich auf Twitter klar gegen Rassismus positioniert.
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