An Shell-Tankstellen kannst du ab April deine Emissionen nach dem Tanken direkt an der Kasse mit einem Aufpreis ausgleichen. Nicht alle sind von der Idee begeistert. Wir erklären, warum.
Während die Jugend protestiert und die Politik „Klimapaketchen“ verabschiedet, gehen Unternehmen ihre eigenen Wege. Erst kürzlich hat Microsoft einen der ehrgeizigsten Klimapläne fürs eigene Unternehmen verabschiedet. Auch bei Shell will man nun den Klimaschutz in die eigene Hand nehmen.
Dazu hat der Konzern eine interessante Strategie entwickelt. Bis 2050 will Shell seine Treibhausgas-Emissionen um 50 Prozent senken. Und weil man die Führungskräfte wirklich dazu anspornen will mehr dafür zu tun, hat man ihre Gehälter an das Erreichen dieses Ziels gekoppelt.
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Einen ersten Vorstoß macht jetzt der Deutschland-Chef von Shell, Fabian Ziegler. Eine Idee: Nach dem Tanken können Kunden direkt an der Kasse ihre Emissionen freiwillig ausgleichen.
Shell: Klimacent für CO2-Ausgleich
Das erfolgt durch einen Aufpreis von 1,1 Cent pro Liter Diesel oder Benzin. Wer will, kann damit als Autofahrer die Emissionen kompensieren, die er selbst mit der Tankladung ausstößt. Am anderen Ende möchte Shell das CO2 ausgleichen, das bei der Herstellung, Transport und dem Vertrieb entsteht.
Das Geld, das dabei zusammenkommt, wird der Konzern in zwei Klimaschutzprojekte in Peru und Indonesien investieren. Dabei handelt es sich in erster Linie um Aufforstungsprojekte.
Shell möchte aber auch daran arbeiten, alternative Einkommensquellen für die Menschen in der Region zu schaffen, damit ihre Einnahmen nicht von der Rodung von Bäumen abhängen.
Das Angebot möchte Shell für Deutschland, Österreich und die Schweiz ab April ausrollen. In anderen europäischen Ländern, wie etwa im Vereinigten Königreich oder den Niederlanden, gibt es das schon.
„99 Prozent der Fahrzeuge in Deutschland sind Verbrenner, auch deren Besitzern wollen wir ein Angebot machen“, sagte der Shell-Verantwortliche für Deutschland, Österreich und Schweiz, Jan Christian Toschka dem Magazin Edison.
Insgesamt erhofft der Mineralölkonzern sich davon, dass man so die Tankfüllungen von bis zu sieben Millionen Kunden ausgleichen könne.
Doch es regte sich auch Kritik am Kompensationsprogramm von Shell.
„Durchschaubare Scheinlösung“
Das liegt zum Einen daran, dass die Aufforstung an sich als Klimaschutzmaßnahme umstritten ist. Die meisten dieser Angebote, die es auch beim Fliegen oder Reisen gibt, nutzt nur eine Minderheit.
Bäume brauchen außerdem Jahrzehnte, um sich zu entwickeln. Der Effekt ist also nicht direkt spürbar. Auch können politische Entscheidungen dafür sorgen, dass aufgeforstete Wälder über Nacht gerodet werden.
Es kommt zudem stark auf das Projekt an, in das man investiert und wie viel davon letztlich sowohl dem Klima als auch der örtlichen Bevölkerung auf nachhaltige Weise zugutekommt. Klimaaktivisten kritisieren zum Beispiel das Projekt, das Shell in Peru unterstützen möchte – das Cordillera Azul National Park Project.
Die örtliche Bevölkerung sei nicht gut darüber informiert und zu wenig Geld werde tatsächlich in den Schutz und die Aufforstung der Wälder investiert.
Auch kann die Kompensation dazu führen, dass Verbraucher damit ihr Gewissen beruhigen und sich dann nicht mehr weiter bemühen, ihren CO2-Abdruck tatsächlich zu reduzieren, anstatt nur auszugleichen.
Die Umweltorganisation Greenpeace wurde da deutlicher: „Dringender als solch armselige und durchschaubare Scheinlösungen braucht Shell eine Idee, wie der Konzern nicht länger Geld mit der Zerstörung unserer Zukunft verdient“, sagte Klimaexperte Benjamin Stephan.
Dabei ist der Klimacent nicht die einzige Klimaschutzmaßnahme, die Shell plant.
Schnellladesäulen und mehr Wasserstofftankstellen
So sollen bis Ende des Jahres insgesamt etwa 100 Schnellladesäulen an Tankstellen angebracht werden. Diese bieten 150 bis 175 Kilowatt Leistung und entstehen in Zusammenarbeit mit EnBW. Darüber hinaus möchte Shell zehn neue Wasserstofftankstellen errichten. Damit hätte der Konzern 40 Wasserstofftankstellen in Deutschland.
Da die Herstellung von Wasserstoff aber in der Regel viel Energie und Erdgas erfordert, ist der Treibstoff auch nicht unumstritten. Deshalb will Shell einen Elektrolyseur, Refhyne, bei Köln bauen. Darin wird über Elektrolyse Wasser in seine Grundelemente, Wasserstoff und Sauerstoff, gespalten.
Tut man dies mit Ökostrom, hätte man tatsächlich klimaneutralen Wasserstoff. Das Werk soll eine Leistung von zehn Megawatt pro Jahr haben. Das wäre damit das größte Werk dieser Art weltweit.
Den Wasserstoff will Shell allerdings (zunächst) nicht direkt als Treibstoff nutzen, sondern um Benzin und Diesel zu veredeln. So könnte man Erdöl chemisch so verändern, dass daraus Benzin und Diesel wird.
Bio-Erdgas selbst produzieren
Da Wasserstoff als Treibstoff für Shell aktuell keine große Bedeutung zu haben scheint, will man auch flüssiges Erdgas (LNG) fördern.
Dieser stößt, von der Förderung bis zum Fahrzeug, weniger Emissionen aus als Benzin oder Diesel und ist leiser. Shell hat aktuell 35 Erdgas-Tankstellen und will diese nun auf 40 aufstocken.
Gleichzeitig möchte Shell in die Entwicklung von Bio-Erdgas aus Mikroorganismen, Gülle, Müll und landwirtschaftlichen Abfällen investieren. So sollen im Güterverkehr eine Million Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden.
Und zu guter Letzt will Fabian Ziegler auch die Emissionen im eigenen Fuhrpark reduzieren. Die Fahrzeuge sollen künftig mit alternativen Treibstoffen laufen, zum Beispiel mit Bio-LNG.
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