Es lief eigentlich so gut für den zonenbasierten Carsharing-Anbieter Oply. Die Nachfrage war hoch, die Flotte ausgelastet und trotzdem hat das Unternehmen jetzt angekündigt, dass es vor dem Aus steht. Was ist passiert?
Oply ist ein gutes Beispiel für ein Start-up, das vieles richtig macht und trotzdem scheitert. Das Geschäftsmodell kam gut an. Die Flotte war bestens ausgelastet. Die Nachfrage groß. Doch am Ende reichte das einfach nicht.
Oply: Der etwas andere Carsharer
Oply gründete sich 2018 und zeichnete sich dadurch aus, ein etwas anderes Carsharing-Modell anzubieten als bekannte Angebote wie Share Now oder We Share.
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Die großen Carsharer setzen nämlich vorwiegend auf Free-Floating-Angebote. Das bedeutet, dass Autos in bestimmten vorher festgelegten Zonen nahezu überall ausgeliehen und abgestellt werden können.
Das macht es attraktiver für Nutzer sich ein Auto zu leihen, da sie so immer ein Fahrzeug in der Nähe haben, wenn sie es wollen. Für ein solches Modell braucht man aber auch eine große Fahrzeugflotte, sodass plötzlich sehr viel mehr Autos unterwegs sind als ohne Carsharing.
Darüber hinaus sorgt ein solch bequemes Modell auch nicht dafür, dass Carsharing das erreicht, was es so gerne vermarktet: dass Autofahrer ihr eigenes Auto aufgeben. Vielmehr fangen nun auch Radfahrer oder Fußgänger an mit Carsharing-Autos zu fahren, weil es eben so unkompliziert ist.
Oply versuchte es daher bewusst mit einem anderen Modell, dem zonenbasierten Carsharing. Die Autos von Oply hatten dabei feste Stationen. Diese lagen aber innerhalb einer Nachbarschaft so günstig, dass man die Autos auch immer zu Fuß erreichen können. Oply verglich es gerne mit einigen Nachbarn, die sich ihre Autos teilen.
Das Kiez-Prinzip kam gut an. Erst im März 2019 startete Oply in Berlin. Nach Hamburg und München war dies der dritte deutsche Standort für das Carsharing-Start-up.
Zuletzt hatte Oply 510 Fahrzeuge in seiner Flotte, mehr als 60.000 Kunden und sogar eine Auslastung von zeitweise bis zu 80 oder 90 Prozent. Doch all das reichte am Ende nicht.
So hat das Unternehmen jetzt verkündet, dass es zum 27. Februar 2020 seine Dienste in allen drei Städten einstellt.
Keine Finanzierung: Miese Zeiten für Sharing
Wie Oply in einer Pressemitteilung sagt, lag es vor allem daran, dass eine neue „für den weiteren Betrieb notwendige Finanzierungsrunde nicht zustande gekommen“ sei.
Mit neuen Investorengeldern wollte das Unternehmen seine Expansion vorantreiben und auch endlich auf jedes Fahrzeug heruntergebrochen betriebswirtschaftlich sein.
Doch offenbar glaubten Investoren nicht daran. „Im letzten halben Jahr ist die Risikobereitschaft in neue Mobilität zu investieren stark gesunken. Trotz diverser Investorengespräche konnte mit keinem Partner eine Einigung erzielt werden“, sagte Oply-CEO Mauro Mariani.
Das ist nett formuliert für: Der große Hype ums Sharing ist vorbei. Wenn vor einigen Jahren Shared-Mobility-Konzepte von Bikesharing bis E-Scooter-Sharing reihenweise Investoren begeisterten, beginnt sich der Markt nun zu konsolidieren. Denn: Viele dieser Sharing-Unternehmen sind nicht profitabel.
So musste vor Kurzem der E-Roller-Anbieter Coup sein Angebot einstellen und auch die großen E-Scooter-Verleiher wie Bird oder Lime entlassen derzeit Mitarbeiter, weil es einfach an Investorengeldern fehlt – und sie schlicht keine schwarzen Zahlen schreiben.
So hat Mariani nicht Unrecht, wenn er sagt: „Unser zonenbasiertes Carsharing-Angebot passt zwar genau in die Zeit, für Finanzierungen ist es aktuell aber ein schlechtes Momentum, wie man an der Sharing Marktlage der letzten Monate sehen konnte.“
Auf seiner Website verabschiedet sich das Unternehmen darum jetzt von seinen Kunden. Fahrzeuge, die über die PLAN-Funktion gebucht wurden, stehen noch bis zum 27. Februar zur Verfügung. Da Oply aber ab Mitte Februar mit seiner Ausflottung beginnt, kann es sein, dass in einigen Nachbarschaften die Autos schon vor dem Stichtag abgezogen werden.
Der Kundenservice ist telefonisch noch bis zum 27. Februar zu erreichen und per Mail vom ersten bis zum 31. März.
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