Wirtschaft

Warum fehlende Führung für Gründer, Mitarbeiter und Unternehmen kritisch ist

Löwe, Gebrüll, Schrei, Löwin, Führung
Für eine gute Führung braucht es klare Ansagen und Motivation. (Foto: Pixabay.com / sevenstyles)
geschrieben von Carsten Lexa

Start-ups scheitern aus den verschiedensten Gründen. Doch einer der häufigsten Gründe ist eine fehlerhafte Führung. Trotzdem schenken Gründer dem Thema nicht immer Beachtung. Das ist fatal. Deshalb wird es Zeit, sich damit etwas genauer zu beschäftigen.

Was bedeutet eigentlich Führung?

Zuerst ist zu klären, was Führung überhaupt ist. Dabei ist eine Definition gar nicht so einfach. Das liegt daran, dass man sich Führung von unterschiedlichen Ebenen nähern kann.

Ich würde bei Führung eher umfassend von der Fähigkeit sprechen, eine Richtung oder ein Ziel für das Start-up im Allgemeinen vorzugeben. Zugleich ist es in einzelnen Bereichen auch wichtig, gezielt zu motivieren und Kollegen und Mitarbeiter zum Handeln zu bewegen.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media und PR Specialist (m/w/d)
BeA GmbH in Ahrensburg
Social Media Manager B2B (m/w/d)
WM SE in Osnabrück

Alle Stellenanzeigen


Schließlich gilt es, Verantwortlichkeiten festzulegen und daran festzuhalten.

Wer ist Adressat von Führung?

Darüber hinaus ergibt es noch Sinn sich anzusehen, wer der Adressat von Führung ist. Gerne wird hier von Gründern der Fehler gemacht zu meinen, dass sich Führung nur von der Geschäftsführung an die Mitarbeiter richtet. Tatsächlich richtet sich Führung jedoch auch an das Start-up oder dortige Organisationseinheiten.

Komplett fehlende Führung

Besonders problematisch ist es, wenn Gründer das Thema Führung vollständig ignorieren. Damit meine ich die in Start-ups immer wieder anzutreffende Meinung, dass Führung „gar nicht nötig ist, denn die Mitarbeiter wissen schon selbst, was sie tun müssen.“

Das halte ich für einen spannenden Ansatz – und zwar gar nicht deshalb, weil ich der Ansicht bin, dass sich Mitarbeiter nicht selbst organisieren können. Das Gegenteil ist der Fall. Ich denke, dass es gut möglich ist, dass sich Mitarbeiter selbst organisieren. Aber das ist doch nicht Führung!

Bei Führung geht es darum, eine Richtung vorzugeben, andere in diese Richtung mitzunehmen und zu einem bestimmten Handeln zu motivieren. Wie soll das gehen, wenn man die Mitarbeiter sich selbst überlässt?

Führen bedeutet nicht alleine Steuerung. Führung gibt einen stabilen Rahmen zur Förderung und zur Befähigung von Mitarbeitern vor. Mitarbeiter suchen ihren Platz im Unternehmen. Das gilt natürlich auch für Start-ups.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass für die Mitarbeiter klar ist, welche Ziele es in einem Start-up gibt und wie es organisiert ist. Mitarbeiter müssen wissen, worauf sie sich einlassen, was von ihnen erwartet wird, wer für Entscheidungen und ihre Kontrolle verantwortlich ist.

Möglicherweise sind das die Mitarbeiter selbst. Aber dann müssen sie die Parameter kennen, denen ihre Entscheidungen unterliegen. Insbesondere der letzte Punkt ist wichtig, denn Mitarbeiter wollen sich weiterentwickeln. Deshalb muss auch deren Entwicklung beobachtet und je nach Bedarf gefördert werden.

Die Grundlage für Führung: Kommunikation

Besonders wichtig ist die Kommunikation. Schaut man sich einmal an, was ich oben zur Aufgabe von Führung gesagt habe, stellt man ziemlich schnell fest, dass alles auf die Fähigkeit hinausläuft, etwas zu kommunizieren.

Wenn es beispielsweise um die Ziele eines Start-ups geht, wäre es wichtig, wenn Mitarbeiter und Kunden diese erfahren. Deshalb müssen die Ziele so kommuniziert werden, dass keine Missverständnisse bestehen. Aber das ist nicht alles.

Insbesondere im Hinblick auf die Organisation eines Start-ups ist es wichtig, den Mitarbeitern eine Orientierung zu geben. Diese muss klar definiert und nachvollziehbar sein. Dabei wiederum spielt die Kommunikation eine entscheidende Rolle.

Das beginnt dann bei der Darstellung der Erwartungen und reicht bis hin zu Gesprächen mit einzelnen Mitarbeitern oder Gruppen. All diese Situationen erfordern unterschiedliche Kommunikationsfähigkeiten.

Wer schon einmal vor einer Gruppe gesprochen hat, weiß, dass diese anders adressiert werden muss als einzelne Personen. Dann gibt es noch die Herausforderung, dass der Empfänger die Botschaft des Senders falsch interpretiert.

Drei Hinweise für Gründer

Kommunikation findet praktisch immer statt. Selbst wenn nichts gesagt wird, kann gerade das etwas aussagen. Vielen Gründern ist sogar zumindest auf theoretischer Ebene oftmals klar, dass die Kommunikation zwischen ihnen untereinander und zwischen ihnen und den Mitarbeitern eine wichtige Rolle spielt.

Es ist ihnen sogar bewusst, dass davon der Erfolg des Start-ups abhängt. Denn wenn Gründer einen wertschätzenden und freundlichen Kommunikationsstil pflegen, hat das auch positive Auswirkungen auf den Umgang unter den Mitarbeitern.

Ständige Misstöne, unsachliche Kritik und mangelnde positive Rückmeldungen stattdessen werden dafür sorgen, dass das Unbehagen der Mitarbeiter wächst, für das Start-up zu arbeiten.

Daraus entsteht eine kritische Situation für Unternehmen, wenn fehlende Vorgaben für Mitarbeiter, fehlende Anleitung und fehlendes Feedback hinsichtlich der geleisteten Arbeit hinzukommen.

Hier noch in aller Kürze ein paar konkretere Hinweise, die Gründer beachten sollten:

  • Worte, die einmal unbedacht geäußert wurden, können trotz blumiger Entschuldigungen im Regelfall nicht mehr wirklich zurück genommen werden.
  • Negatives Feedback, wenn es unsachlich wird und ohne konstruktive Verbesserungsvorschläge daherkommt, wirkt irgendwann demoralisierend.
  • Schließlich können Konflikte zwischen Mitarbeitern untereinander und zwischen Mitarbeitern und Gründern irgendwann zu nicht mehr behebbaren Spannungen führen, insbesondere wenn sie niemals sauber bearbeitet und Probleme wirklich an der Wurzel gepackt werden.

Sich selbst führen

Die beste Möglichkeit für Gründer, andere zu führen, liegt darin, selbst ein gutes Vorbild zu sein. Allerdings sind wir normalerweise – zumindest aufgrund unserer Selbsteinschätzung – wenn überhaupt nur gut darin, andere zu beurteilen und einzuschätzen.

Was aber einen Gründer selbst angeht, was dieser für Ziele und Prioritäten hat und welche schwierigen Gewohnheiten und blinden Flecken bei ihm bestehen, das ist regelmäßig sehr schwer zu bestimmen. Der Blick nach innen fehlt.

Selbstführung setzt voraus, dass man sich selbst gut kennt und weiß, was man will, dementsprechend handelt und Entscheidungen trifft. Deshalb sollte man als Gründer in der Lage sein, die eigenen Stärken und Schwächen zu benennen.

Außerdem ist es wichtig, die notwendigen Konsequenzen aus eigenem Antrieb einzuleiten. Diese Aufgabe übernimmt keine andere Person. Wichtige Aspekte für die Selbstführung sind deshalb Selbstreflexion, Selbsterkenntnis und Selbstverantwortung.

Wer nun meint, dass dies gar nicht so einfach zu sein scheint, der hat Recht. Denn hier geht es insbesondere um Klarheit im Hinblick auf das, was man will, und die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Dämonen.

Selbstführung setzt voraus, dass ein Gründer in der Lage ist, sich selbst kritisch beurteilen zu können – notfalls mit externer Hilfe –, um selbstbestimmt und bewusst durch das eigene Leben zu gehen.

Fazit

Es gibt einen Grund, dass gute Führung nicht einfach ist. Sie setzt viel voraus. Zudem braucht es einen guten Umgang mit Menschen und viel Menschen- und Eigenkenntnis.

Jedoch lohnt es sich ungemein, diesem Thema die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Schließlich ist es mit guter Führung viel einfacher, die Richtung in einem Start-up vorzugeben.

Lasst mich doch mal wissen, was ihr im Hinblick auf das Thema Führung erlebt habt, was für euch schlechte Führung ausmacht und welche Tipps ihr für gute Führung habt.

Auch interessant:

Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.

3 Kommentare

  • Vor allem sollten wir Führungserfolg nicht mehr länger auf bestimmte Eigenschaften oder kommunikative Kompetenzen zurückführen. Es geht doch darum, etwas zu erreichen – und nicht darum, etwas zu sein.
    Führung ist eine ganz handfeste Aufgabe: Sorge dafür, dass es gemeinsam funktioniert (vgl. https://www.springer.com/de/book/9783658280413). Diese Aufgabe lässt sich auf unterschiedlichste Weise erfüllen und man kann dafür sogar Algorithmen nutzen.

  • Sehr geehrter Herr Alznauer,

    Ihren Hinweis fand ich sehr spannend – vielleicht sollte ich mich einmal mit Ihrem Ansatz beschäftigen. Eventuell wäre das sogar etwas für die Reihe „Bücher für Gründer“ hier auf BASIC thinking? Auf jeden Fall bedanke ich mich für Ihren Input.

    Mit besten Grüßen, Carsten Lexa

    • Können wir gerne mal gemeinsam drüber nachdenken, Herr Lexa. Am besten dann unter m.alznauer(a)LEAD2gether.de
      Was meinen Sie?