In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Trixi-Spiegel.
Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Trixi-Spiegel aus Seehausen bei München.
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Wer steckt hinter Trixi-Spiegel?
Es ist der Albtraum schlechthin: Ein LKW oder Bus biegt an der Ampel nach rechts ab und übersieht dabei einen die Kreuzung überquerenden, vorfahrtberechtigten Fußgänger, E-Scooter- oder Fahrradfahrer, der sich im toten Winkel des Seitenspiegels befindet.
Jedes Jahr kommt es deshalb allein in München zu rund 2.000 Abbiegeunfällen – meist mit verheerenden Folgen.
So auch geschehen bei Ulrich Willburger: Bereits 1994 wurde seine 13-jährige Tochter Beatrix auf ihrem Fahrrad von einem abbiegenden Betonmischer erfasst und überrollt. Sie überlebte zwar schwer verletzt, ist seitdem jedoch halbseitig gelähmt.
Nachdem das Urteil des Gutachters und der Polizei lautete, dass an dieser Stelle nichts zu machen wäre und sich solche Vorfälle leider wiederholen würden, war der Erfindergeist des Familienvaters geweckt.
Er entwickelte den Trixi-Spiegel, einen konkav gewölbten, runden Verkehrsspiegel, der – idealerweise direkt an der Ampel angebracht – den toten Winkel ausmerzt. Benannt hat Willburger den Spiegel nach seiner Tochter.
In Deutschland stehen an vielen Verkehrsknotenpunkten bereits 1.000 solcher Spiegel. In der Schweiz sind es rund 3.000. Die Kosten pro Exemplar liegen mit Montage bei rund 100 Euro.
Reich wird Willburger mit seiner Erfindung nicht. Aber ihm geht es an dieser Stelle nicht um Umsatzzahlen, sondern darum, einen Beitrag zur Vermeidung dieser Unfälle zu leisten.
Was macht Trixi-Spiegel?
Trixi-Spiegel helfen LKW- und Busfahrern dabei, den toten Winkel vor und neben ihrem Fahrzeug besser einzusehen. Der Spiegel zeigt dabei Radfahrer, Fußgänger oder E-Scooter-Fahrer in einem Sichtfeld von ungefähr 90 Grad.
Bei den Spiegeln selbst handelt es sich um etwa 45 Zentimeter große, konkav gewölbte Parabolspiegel, die sich unmittelbar am Signalgeber der Ampelanlage anbringen lassen.
Die richtige Ausrichtung ist dabei entscheidend. Gegen Verschmutzung und Beschlagen sorgt die Montage mit einem leichten Neigungswinkel nach unten.
Was macht Trixi-Spiegel so besonders?
Anders als bei herkömmlichen Verkehrsspiegeln, mit deren Hilfe der Fahrer um die Ecke sehen und damit den Verkehr an unübersichtlichen Stellen besser einschätzen kann, sieht er mit dem Trixi-Spiegel sofort, wer sich in der direkter Umgebung zu seinem Fahrzeug aufhält.
Hier unterstützen die Spiegel vor allem LKW-Fahrer. Viele LKWs verfügen aktuell noch nicht über einen Abbiege-Assistenten. Diese Systeme werden erst ab diesem Jahr für alle neuen Fahrzeugtypen Pflicht. 2024 müssen dann alle Neufahrzeuge mit einem entsprechenden Assistenten ausgestattet sein.
Besonders macht die Spiegel auch der unermüdliche Einsatz von Erfinder Ulrich Willburger, der sich seit 25 Jahren für einen sicheren Straßenverkehr einsetzt. Laut eigener Aussage ist das häufig ein Kampf gegen Windmühlen, da vielen Städten und Gemeinden der Aufwand und die Kosten für die Spiegel zu hoch sind.
Gibt es Kritikpunkte?
Kritikpunkte gibt es, aber in diesem Fall wohl eher an die Städte und Gemeinden in Deutschland. Aktuell gibt es hierzulande nur wenige Spiegel in den Innenstädten. Deutschlandweit sind das gerade einmal 1.000 Stück.
Die Ausnahme bildete bislang Freiburg: Bereits vor einigen Jahren ließ die Stadt insgesamt 160 Trixi-Spiegel an Ampeln installieren. Seitdem ist laut Willburger die Zahl der Verkehrstoten bei Abbiegeunfällen deutlich zurückgegangen – von neun auf einen Verkehrstoten, seitdem die Spiegel hängen.
München zieht nun nach. Das Kreisverwaltungsreferat war lange Zeit nicht vom Nutzen der Spiegel überzeugt, da die Ergebnisse nicht eindeutig und das Montage-Verfahren an sich zu aufwendig wären. Vorab müsste die Stadt nämlich die Standorte der Spiegel anhand von Unfalldaten und dem LKW-Aufkommen bestimmen.
Mittlerweile hat das Kreisverwaltungsreferat eingelenkt und zugestimmt, als Pilotversuch 100 Exemplare an 40 Kreuzungen zu montieren und ein Jahr lang zu testen. 40.000 Euro kostete die Stadt das Projekt.
Durch eine Spendenaktion eines Münchner Radiosenders und das Eingreifen der Lokalpolitik bringt es die Stadt nun auf stolze 8.000 Spiegel, die peu à peu an den rund 1.100 Ampelkreuzungen montiert werden sollen.
Fazit
Auch wenn es sich bei Trixi-Spiegel nicht um eines der klassischen Start-ups handelt, die ich sonst unter die Lupe nehme, ist es mir trotzdem wichtig, Ulrich Willburgers Unternehmen vorzustellen.
Kaum zu glauben, dass mit dieser simplen Idee Rechtsabbieger-Unfälle verhindert werden können, die bereits viele Unfallopfer gefordert haben.
Ich hoffe, dass mit dem Testlauf in München endlich die entsprechenden Resultate vorliegen, die andere Städte und Gemeinden von der Notwendigkeit dieser Spiegel überzeugen, damit unser Straßenverkehr ein Stück weit sicherer wird.
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