Daten von Schwangeren sind für die Werbebranche sehr wertvoll. Die Aktivistin Eva Blum-Dumontet hat nun herausgefunden, dass der Datenschutz in vielen Zyklus-Apps mangelhaft ist. Die Anwendungen sammeln intime Daten und teilen sie mit Facebook. Kann es digitale Privatsphäre überhaupt geben?
Datensicherheit in der digitalen Welt ist schon ein Thema für sich.
Menschen geben in sozialen Netzwerken und verschiedenen Anwendungen persönliche Informationen von sich preis – und das oftmals ohne zu wissen, dass Unternehmen diese sammeln und für Werbung verwenden. Schlussendlich will man uns nämlich Produkte verkaufen, die wir idealerweise gut gebrauchen können.
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Das Sammeln von Daten hat wie immer zwei Seiten. Einerseits kann es natürlich schön und praktisch sein, wenn wir auf Facebook und Co. neue Labels und Produkte entdecken, die uns wirklich gefallen. Wir werden ja niemals gezwungen, etwas zu kaufen.
Andererseits sammeln Unternehmen dafür natürlich Daten von uns. Und oftmals wissen wir nicht, wie tief dabei die Einblicke sind, die fremde Menschen in unsere Privatsphäre gewinnen.
Daten von Schwangeren sind am wertvollsten
Die persönlichen Daten von Schwangeren gehören dabei zu den wertvollsten. Die Aktivistin Eva Blum-Dumontet erklärt gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass sie laut Studien in den USA rund 1,50 US-Dollar wert sind. Zum Vergleich: Daten einer normalen Nutzerin sollen demnach im Schnitt nur zehn Cent wert sein.
Das liegt laut Blum-Dumontet daran, dass wenn schwangere Frauen beispielsweise zum ersten Mal Windeln kaufen, noch keine Lieblingswindel haben. Das sei der Punkt, an dem Werbungtreibende ansetzen. Das wiederum sehe man sehr deutlich an und in den Zyklus-Apps.
Eine der ersten Fragen, die sie Nutzerinnen stellen, soll etwa lauten: Wollen sie schwanger werden? Manchmal stehe diese Frage auch noch vor den Informationen über die Privatsphäre-Einstellungen.
Das würde bedeuten, Nutzerinnen hätten im Grunde keine Wahl, zu entscheiden, ob diese persönliche Information gesammelt und gegebenenfalls geteilt wird oder nicht.
Datenschutz in Zyklus-Apps: Am Ende geht es immer nur ums Geld
Blum-Dumontet hat mit Hilfe einer Untersuchung des Datenverkehrs der Zyklus-Apps herausgefunden, dass diese Apps gesammelte Daten mit Facebook teilen. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt die Aktivistin, dass der Grund dafür in einem sogenannten Software Development Kit (SDK) von Facebook liege.
„Das ist eine Art Programmierer-Baukasten, der es Entwicklern ermöglicht, Statistiken und Analyse-Daten darüber zu bekommen, wie ihre App benutzt wird. Etwa zu welcher Tageszeit die Nutzer die App verwenden oder ihren Wohnort“, sagt sie.
Facebook bezahle nicht für diese Daten. Die Anwendungen würden sie dem sozialen Netzwerk umsonst geben – um im Gegenzug die entsprechenden Analyse-Daten von Facebook zu bekommen. Am Ende geht es also nur darum, wie Unternehmen ihre Produkte bestmöglich an die Frau bekommen.
Ärgerlich genug, dass für die Menstruation relevante Daten mit Facebook geteilt werden. Doch das ist noch nicht alles: Zyklus-Apps geben Frauen nämlich auch die Möglichkeit, Informationen über ihren Gesundheitszustand anzugeben – und sogar darüber, ob sie aktuell Sex haben oder nicht.
Viele Zyklus-Apps kann man nämlich wie eine Art digitales Tagebuch verwenden.
Kann es digitale Privatsphäre überhaupt geben?
Grundsätzlich kann man natürlich sagen, dass wir selbst schuld sind, wenn wir sensible Daten über uns mit einer digitalen Anwendung teilen – erst recht, wenn wir uns nicht darüber informieren, was mit diesen Informationen passiert.
Natürlich sollte Datenschutz in Zyklus-Apps aber auch ganz klar kommuniziert werden. Die Frage ist also: Klären die Anwendungen ihre Nutzerinnen in irgendeiner Form darüber auf, dass sie ihre Daten mit Facebook teilen?
Falls die Antwort darauf ja lautet, können wir den Entwicklern solcher Apps und auch Facebook keinen Vorwurf machen. Wer Informationen über sich in der digitalen Welt preis gibt, sollte sich auch darüber informieren, wie Unternehmen mit ihnen umgehen.
Digitale Privatsphäre kann es demnach auch nur so weit geben, wie wir sie zulassen. Wenn wir keine Informationen im Netz teilen, kann sie auch kein soziales Netzwerk und keine Anwendung abgreifen und teilen.
Und wenn wir uns darüber informieren, was mit unseren Daten passiert, kann es in der Regel auch keine Überraschungen geben – von den zahlreichen Datenskandalen, über die wir bislang berichtet haben, mal abgesehen.
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