Wir möchten unseren Kontinent bis 2050 klimaneutral machen. Doch laut der Europäischen Kommission ist unser Stromverbrauch durch Streaming und Co. so hoch, dass daraus Folgen für den Klimawandel entstehen. Wir ordnen ein, wie hoch der Verbrauch im Vergleich mit anderen Industrien ist.
Margrethe Vestager ist Vizepräsidentin der Europäischen Kommission. Sie hat mit der Funke Mediengruppe gesprochen und darauf aufmerksam gemacht, wie hoch der Stromverbrauch durch Streaming und Co. im Internet ist. Das berichtet unter anderem die Zeit.
„Wenn man sich zum Beispiel Filme im Internet-Streaming ansieht, ist das sehr energieintensiv“, sagt die dänische Politikerin demnach. „Oder nehmen Sie die Server-Hubs, die Klimaanlagen benötigen.“
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Der hohe Energieverbrauch durch unsere Internet-Nutzung soll eine große Herausforderung für unser ausgegebenes Ziel darstellen, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen.
Stromverbrauch des Internets: 200 Terawattstunden pro Jahr
Konkret sollen Zahlen des Stromversorges Eon zeigen, dass wir alleine mit Streaming-Plattformen wie Netflix und YouTube sowie durch Videokonferenz-Dienste wie Skype weltweit rund 200 Terawattstunden (TWh) Strom verbrauchen.
2018 hätten wir auf diese Weise schon so viel Strom verbraucht wie alle Privathaushalte in Deutschland, Italien und Polen zusammen.
Das klingt mit Blick auf den Klimawandel natürlich erstmal ernüchternd. Vestager sagt zudem, dass der Verbrauch mit der fortschreitenden Digitalisierung noch weiter zunehmen werde – wir den Kampf gegen den Klimawandel ohne digitale Lösungen aber auch nicht gewinnen würden.
Nur ein Prozent des weltweiten Verbrauchs
Doch konzentriert sich die Politikerin hier überhaupt auf relevante Zahlen? Eine Schätzung aus dem Jahr 2016 prognostiziert beispielsweise, dass alleine 40 Millionen Elektroautos in Deutschland (nicht weltweit) auf 120 TWh kommen. Das Mining von Bitcoins verbraucht alleine pro Jahr etwa 60 TWh.
In diesem Vergleich erscheint der Internet-Stromverbrauch schon nicht mehr allzu hoch. Das gilt auch, wenn man sich den jährlichen Stromverbrauch in Irland von nur 26 TWh beziehungsweise der Schweiz von 58 TWh ansieht.
Aber: In Deutschland verbrauchen wir pro Jahr 537 TWh und der weltweite Stromverbrauch liegt derzeit bei knapp 21.000 TWh. Das heißt: Digitale Dienste machen gerade einmal knapp ein Prozent des weltweiten Verbrauchs aus.
Wo können wir besser Strom sparen?
Vielleicht sollten wir uns also fragen, ob der Stromverbrauch des Internets wirklich unser größtes Problem ist. Möglicherweise können wir nämlich auch an anderer Stelle einsparen.
Streaming und Co. sind natürlich nichts, worauf wir nicht verzichten könnten. An diesem Punkt kann sich jeder Mensch selbst fragen, ob er nicht vielleicht einmal mehr Zeit zum Sport treiben oder grundsätzlich ohne Smartphone in der Natur verbringen will.
Wir brauchen niemanden, der penibel darauf achtet, wie viel Strom er auf welche Weise verbraucht. Wir müssen sicher auch nicht unbedingt festlegen, welche die größten Stromfresser sind.
Es könnte uns schon helfen, wenn wir wieder bewusster mit Strom umgehen. Wir können im Alltag zum Beispiel darauf achten, ob Licht und Heizung nun wirklich angeschaltet sein müssen.
Statt jeden zweiten Abend mit Netflix zu verbringen, könnten wir uns auch mit Freunden treffen oder zum Sport gehen. Die Digitalisierung ist eine tolle Sache. Aber sowohl für die persönliche Gesundheit als auch für den weltweiten Stromverbrauch gilt: Zu viel von etwas ist selten gut.
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Hallo Frau Stellmach,
Ihre Schlussfolgerung, dass der Anteil des Strombezuges Digitaler Streamingdienste 1% des weltweiten Strombezuges ausmachen stimmt, nur ihr Bezug dabei auf Zahlen für Deutschland ist leicht irreführend. Ansonsten Danke für den erhellenden Artikel und ein gesundes neues Jahr.
MfG
Finn
Ein sehr interessanter Artikel! Genau das, wonach ich gesucht habe. 🙂
Hallo Frau Stellmach,,
Danke für die tollen Infos! Wenn Sie schreiben, habe ich den Eindruck, das lediglich der Stromverbrauch problematisch im Kontext für die Zukunft ist … aber inwieweit andere Parameter, die das Internet betreffen, sich auswirken, bleibt offen…? z.B. Energieemissionen durch Funkstrahlung, immerhin seit Marconis ersten Versuchen um 1900 heute weltweit und allgegenwärtig mit einer extrem hohe Dichte in millionenfacher Bandbreite über das gesamte Frequenzspektrum hat. Auch diese Energie muss laut Energieerhaltssatz irgendwo bleiben? Hypothetisch wahrscheinlich dort zuerst, wohin sie abgestrahlt wird – also in die Atmosphäre??? Neben dem klimaschädlichen CO2 aus der Stromproduktion könnten also weitere Faktoren in diesem Kontext unsere Zukunft beeinflussen…. das wäre doch mal ne schöne Fortsetzung der Artikelreihe…
Grüße aus Rehbeck
Heiko