Im Influencer Marketing braucht es offenbar Regeln, an die sich Influencer, Unternehmen und Agenturen halten können. Deshalb hat der Bundesverband Influencer Marketing (BVIM) nun einen Ethik-Kodex für angemessenes Verhalten herausgebracht – das eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ein Kommentar.
Wie haben Influencer, Unternehmen und Agenturen sich im digitalen Marketing zu verhalten? Die Antwort sollte eigentlich selbstverständlich sein: wie im realen Leben auch.
Wahrheit, Respekt und Wertschätzung gehören zu unseren normalen Werten. Im Grunde wissen das die meisten Menschen. Doch offenbar heißt das nicht, dass sie diese Einstellung auch leben – zumindest nicht im digitalen Marketing.
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BVIM bringt Ethik-Kodex für Influencer Marketing heraus
Anders lässt sich kaum erklären, dass der BVIM nun einen Ethik-Kodex für „angemessenes Verhalten“ im Influencer Marketing herausgebracht hat. Der Kodex enthält zehn Regeln, die als hilfreiche Richtlinien für Influencer, Agenturen und Unternehmen dienen sollen.
Diese Regeln verfolgen die folgenden Ziele:
- Eigenständigkeit
- Transparenz
- Aufrichtigkeit
- Wahrheit
- Fürsorge
- Professionalität
- Wertschätzung
- Respekt
- Loyalität
- Verantwortung
Die Liste beinhaltet also Normen und Werte, die für Menschen mit gesundem Selbstwert und Verstand eigentlich selbstverständlich sind. Das könnte man zumindest meinen.
Influencer Marketing: Erfolg über Ethik?
Denn offenbar tummeln sich im Influencer Marketing genug Menschen, die diese Eigenschaften über Bord werfen, wenn es um Erfolg geht. Der Kodex enthält deshalb fast schon absurd einfache Erklärungen und Beispiele zu den jeweiligen Regeln.
Influencer sollen zum Beispiel höflich sein und sich für Schwächere einsetzen. Sie sollen transparent und verantwortungsvoll arbeiten. Dazu zählt zum Beispiel, dass sie Quellen kenntlich machen und es ablehnen, werbliche Inhalte als redaktionelle Beiträge zu tarnen.
Unternehmen hingegen sollen öffentliche und nicht-öffentliche Kennzahlen wahrheitsgemäß kommunizieren und zudem keine Kooperationen eingehen, die ihren eigenen Werten und Leitlinien widersprechen.
Außerdem sollen Firmen Influencern genug Freiheit geben, ihre persönlichen Meinungen und Erfahrungen frei zu äußern. Und Agenturen sollen Influencer etwa nicht mit ungefragten Produkt-Proben überschütten.
BVIM arbeitet mit Universität Leipzig zusammen
Die Inhalte im Kodex sind also alles andere als eine Raketen-Wissenschaft. Der BVIM arbeitete für dessen Erstellung dennoch mit den beiden Kommunikationswissenschaftlern Nadja Enke und Nils Borchers von der Universität Leipzig zusammen.
Mehr noch: Gemeinsam haben sie schon bestehende Kodizes aus den Bereichen Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Journalismus und Online-Kommunikation analysiert.
Auf dieser Basis und auf Grundlage einer Studie zu den aktuellen ethischen Problemfeldern und Erwartungen in der Branche ist dann der neue Ethik-Kodex entstanden.
Und wofür all das? Um eine Handlungsorientierung für Menschen zu erstellen, die vermutlich eigentlich genau wissen, wie sie sich verhalten sollen – es wenn es um Geld und Erfolg geht aber offenbar vergessen.
Die traurige Notwendigkeit des Ethik-Kodex
Der Ethik-Kodex scheint deshalb eine traurige Notwendigkeit zu besitzen. Er enthält zwar auch einige nützliche Informationen, zum Beispiel, dass Werbung auch als solche gekennzeichnet werden muss. Für Neueinsteiger dürften solche Details sehr wichtig sein.
Aber dass man einem Influencer etwa erklären muss, aus Leidenschaft und Überzeugung für etwas zu werben und sich nicht für Geld und Popularität zu verkaufen, ist schlichtweg bitter.
Grundsätzlich darf natürlich jeder darüber denken, was er will. Doch sich selbst treu zu bleiben, sollte für jeden Menschen schon aus Prinzip selbstverständlich sein. Ganz einfach, weil man sich auf kurze Sicht vielleicht selbst belügen kann, es langfristig aber niemanden glücklich oder erfolgreich macht.
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