Die Deutschen sind nach wie vor Skeptiker, wenn es um das Thema Smart Home geht. 2018 gaben in einer Statista-Umfrage (Paywall) 40,48 Prozent der Bundesbürger an, dass sie überhaupt nicht an der intelligenten Vernetzung der eigenen vier Wände interessiert sind. Wer jetzt denkt, dass der Hauptgrund „Datenschutzbedenken“ lautet, der liegt knapp daneben (Platz 2 mit 33 Prozent). Hierzulande ist den meisten Menschen der Einstieg schlichtweg zu teuer (38 Prozent).
Diese Erkenntnis machen sich die Hersteller zunutze und bieten jedes Jahr aufs neue unglaublich günstige Schnäppchen. Amazon senkte beispielsweise zuletzt den Preis der Echo-Familie, weshalb man einen Echo Dot bereits für 22 Euro erstehen konnte. Auch Google geht diesen Weg und verschenkte kürzlich den Home Mini (Vorgänger des Nest Mini). Für all diejenigen, die sich einen Kauf zu Weihnachten überlegen, habe ich hier meine Meinung zu den beiden Lautsprecherfamilien zusammengetragen.
Konkret habe ich über 1 Jahr die Google Home-Familie genutzt und bin Ende 2019 testweise auf Amazons Echo-Geräte umgestiegen. Meine Erkenntnisse hieraus findet ihr in diesem Artikel. Vorab noch folgende Informationen: Ich wurde nicht bezahlt, um dieses Review zu machen, das Ganze spiegelt meine Meinung wieder und ich nutze die Lautsprecher überwiegend im Verbund mit den intelligenten Lampen von Philips Hue.
Runde 1: Wer ist erschwinglicher?
Schauen wir uns die Preise der beiden Konkurrenten an. Dabei möchte ich fair bleiben und mir die UVP außerhalb von irgendwelchen Aktionen ansehen. Die Alexa-Lautsprecher, die ich hier betrachte, kosten aktuell (17.12.2019) folgendes (Amazon):
- Echo Dot: 59,99 Euro
- Echo Plus: 149,99 Euro
Hingegen gibt es die Pendants von Google zu folgenden Preisen (Google Store):
- Nest Mini (2. Generation): 59,99 Euro
- Google Home: 99,00 Euro
Schauen wir also zunächst ausschließlich auf die Preise, dann macht aus Sicht der UVP Google das Rennen. Amazon setzt hingegen häufiger die Echo-Familie herunter, weshalb sich auch hier schnell ein Schnäppchen machen lässt.
Google: 1 – Amazon: 0
Runde 2: Wer sieht besser aus?
Auch, wenn es auf die inneren Werte ankommt, muss so ein Speaker in die eigenen vier Wände passen. Hier sehen wir bei den beiden Herstellern durchaus unterschiedliche Design-Konzepte. Während der Echo Plus und der Echo Dot in zylindrischer Form aufwarten, sind die Designs des Home und Nest Mini verschieden.
Hier möchte ich beiden Herstellern jeweils einen Punkt geben, da es Google und Amazon geschafft haben, ein möglichst einfaches und zeitloses Design zu finden. Alle Designs haben sich perfekt in meine Wohnung integriert, der Echo Plus ist aber etwas unauffälliger als der Google Home.
Google: 2 – Amazon: 1
Runde 3: Wer klingt besser?
Ein Smart Speaker wäre nicht wirklich ein sinnvolles Gerät, wenn der Klang eher bescheiden wäre. Die Wiedergabe von Musik macht bei meinen Geräten einen Großteil der Nutzungsdauer aus. Zwischen dem Google Home und den Echo Plus gibt es meiner persönlichen Meinung nach keinen klaren Gewinner. Beide Lautsprecher klingen sehr gut und nicht zu basslastig. Natürlich kommt man nicht an Geräte der Oberklasse heran, für um die 100 Euro kann man hier trotzdem nichts falsch machen.
Anders bei den kleinen Modellen. Im Test klingt der Nest Mini von Google doch ein klein bisschen besser als sein Pendant von Amazon. Das liegt vor allem daran, dass der Echo Dot Bässe nur sehr schwach rüberbringt. Auf Wunsch kann aber in der Alexa-App noch etwas Feintuning betrieben werden. Insgesamt geht der Punkt hier an Google.
Google: 3 – Amazon: 1
Runde 4: Wer integriert Musik besser?
Damit wir aber Musik abspielen oder Aufgaben angehen können, müssen wir zunächst unseren Lautsprecher mit unseren Wunschdiensten verbinden. Schauen wir auf das Musikstreaming, dann hat Amazon hier klar die Nase vorn. Neben Spotify, Amazon Music, Deezer und TuneIn, bietet auch Apple seinen Dienst Apple Music für die Plattform an. Ganz zu Schweigen von 2987 weiteren Musikstreaming-Skills. Google unterstützt hingegen nativ nur Spotify, Deezer, TuneIn und seinen eigenen Dienst YouTube Music/Google Play Music.
Es ist also ganz klar, dass Amazon diese Kategorie für sich entscheidet. Trotzdem möchte ich noch ein „Aber“ einfügen. Die Steuerung der gestreamten Medien über das Smartphone funktioniert bei Googles Geräten deutlich besser. Für mich ist es richtig enttäuschend, dass ich mit der „Amazon Music“-App auf dem iPhone meine Musik auf dem Echo nicht ohne massenhaft Bugs steuern kann.
Google: 3 – Amazon: 2
Runde 5: Wer bietet die meisten Funktionen
Neben dem Streamen von Medieninhalten können die intelligenten Geräte noch deutlich mehr. Diese Integration mit Apps bekannter Hersteller nennt sich im Amazon-Universum „Skill“, bei Google „Actions“. Drittanbieter haben hier die Möglichkeit, ihre Inhalte für das Smart Home anzubieten. Ich persönlich nutze beispielsweise ToDoist (nur Alexa), Philips Hue (beide) und Google Maps (nur Google).
Auch hier macht Amazon mit seinen Skills ganz klar das Rennen. Zwar wächst die Anzahl an Actions kontinuierlich, Alexa hat aber mit den eigenen Integrationen einen Vorsprung. Das Schöne ist, dass man hier nicht an das Amazon-Ökosystem gebunden wird. Ein Beispiel: Während Google nur die Integration des eigenen Kalenders unterstützt, kann ich auf meinem Echo-Gerät auch einen anderen Provider auswählen (bspw. Office 365).
Auch, wenn der Punkt an Amazon geht, so möchte ich jedem ans Herz legen vor dem Kauf selber abzuwägen, welche Funktionen wichtig sind. Sowohl Google, als auch Amazon bieten hierzu eine Übersicht.
Google: 3 – Amazon: 3
Runde 6: Wer gibt bessere Antworten?
„Alexa, wann ist mein nächster Termin?“ oder „Ok Google, brauche ich heute einen Schirm?“. Solche Fragen werden mit einem Zuruf vom eigenen Assistenten blitzschnell beantwortet. Auch, wenn es etwas komplexer wird, können inzwischen sowohl Alexa als auch der Assistant problemlos weiterhelfen.
Amazon nutzt Bing als Suchanbieter, Google die eigene Websuche. Daher dürfte zum aktuellen Zeitpunkt klar sein, wer knapp die Nase vorne hat. Die Websuche von Google liefert etwas detailliertere Suchergebnisse und erspart mehrfache Nachfragen. Alexa ist nur marginal schwächer und liefert auch qualitativ gute Ergebnisse. Vielleicht ändert sich das aber, wenn Microsoft 2020 eine neue Version von Bing vorstellt.
Google: 4 – Amazon: 3
Runde 7: Wer versteht mich am Besten?
Was wäre ein Smart Assistent, wenn dieser uns nicht verstehen würde. Spricht man nicht Hochdeutsch, dann kann das schnell zum Problem werden. Beide Assistenten haben noch immer Schwächen mit Dialekten. Technisch gesehen besitzen die Geräte Dutzende Mikrofone, um jeglichen Laut aus jeder Ecke des Raumes aufzunehmen.
Schaue ich mir die letzten Jahre an, dann macht auch hier Google das Rennen. Immer wieder kommt es vor, dass Alexa entweder das Falsche oder aber einfach gar nichts versteht. Ein Beispiel: Komme ich nach Hause, kann ich mit dem Befehl „Alexa, Ausklang!“ (oder beim Home/Nest „Ok Google, Ausklang!“) eine bestimmte Routine ausführen. Klappt das bei den Geräten von Google in annähernd 100 Prozent der Fälle, schafft es Alexa bei jedem 3. Mal nicht, den Befehl korrekt zu interpretieren.
Google: 5 – Amazon: 3
Fazit
In meinem persönlichen Ranking gewinnt der Google Assistant (Home und Nest Mini) den Pokal. Zwar bietet dieser insgesamt durch den noch vorhanden Mangel an nützlichen Actions etwas weniger, trotzdem werden all die Funktionen, die angeboten werden, problemlos ausgeführt.
Das bedeutet nicht, dass Alexa schlecht ist. Die Dame aus dem Hause Amazon hat ihre eigenen Stärken und kann gerade bei der Integration von Drittanbietern punkten. Nachteil ist bloß, dass einige Funktionen (wie bspw. die Musikwiedergabe) noch nicht optimal laufen.
Letztlich sollte sich jeder selbst Gedanken machen, was für Punkte besonders wichtig sind. Wollt ihr einen großen Funktionsumfang? Dann nehmt einen Echo. Habt ihr hingegen wenig Budget und der Sound ist euch wichtig? Dann nehmt einen Nest Mini. Unabhängig davon wünsche ich euch kommende Woche frohe Weihnachten.
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