BT

Der etwas andere Laptop Test – Ein Gaming Laptop für den Journalisten

Was passiert eigentlich, wenn man als Journalist auf einen Gaming Laptop wechselt? Ich habe es ausprobiert.

Die Vorgeschichte

Wenn ich einen Laptop kaufe, dann ist das einer der wichtigsten Anschaffungen für die nächsten Jahre. Der Laptop ist das wichtigste Gerät, wenn es ums Geldverdienen geht. Daher habe ich normalerweise sehr klare Anforderungen an einen Rechner.

Er muss einigermaßen leicht sein, denn ich bin viel unterwegs und mag nicht extra Gewicht mit mir herumschleppen. Er muss robust sein, denn er steckt meist in einem Rucksack. Dazu kommt, dass mein Rechner eine gute Akkulaufzeit haben sollte und mit “gut” meine ich mindestens sechs Stunden, besser acht. Denn Steckdosen sind auf Konferenzen und Messen eher Mangelware. Dafür bin ich bereit einiges an Geld zu investieren.

Mein 2015er MacBook ist so ein Arbeitstier, das mich nie im Stich gelassen hat. Einigermaßen leicht, guter Akku, sehr robust, viele Anschlüsse, sehr gutes Display. Allerdings kommt es ein bisschen in die Jahre und die Frage, was man statt eines MacBooks kaufen kann, stellt sich mir auch. Denn die aktuellen MacBooks sind so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich brauche.

Die Frage ging dann auch an Nicole und irgendwie landeten wir bei der Diskussion bei High-End Gaming Laptops und der Frage, wer die eigentlich braucht. Wer halbwegs regelmäßig spielt, wird wohl eher einen Desktop-Rechner nehmen, statt das Doppelte für einen Laptop zu zahlen. Aber kann man einen Gaming-Rechner auch als Journalist auf seinen Reisen einsetzen?

Der Rechner

Lenovo war so nett mir einen Lenovo Legion Y740 Laptop für meinen Selbstversuch zur Verfügung zu stellen. Die reinen Leistungsdaten ließen mich schon leise lachen. Als CPU dient ein Intel i7 9750H aus der Coffee-Lake-Generation. Sechs Kerne bringt die CPU mit, sie hat einen SmartCache von 12 MB integriert und kann einen Maximaltakt von bis zu 4,5 GHz erreichen.

Dazu gibt es eine Nvidia GeForce RTX 2080 Max-Q (8192 MB, Kerntakt: 735 MHz, Speichertakt: 1500 MHz), 16 GB RAM und ein 15.6 Zoll IPS Display mit 144 Mhz. Dazu gibt es eine SSD von Samsung mit 256 GB und eine 1 TB Festplatte. Die geballte Kraft hat ihren Preis. Die unverbindliche Preisempfehlung von Lenovo liegt bei satten 2.200 Euro.

Der erste leichte WTF-Moment ergab sich schon beim Auspacken. Nicht bezüglich des Laptops, sondern wegen des Netzteils. Das Ding ungefähr so groß wie ein 7 Zoll Tablet, wiegt allerdings mit knapp 1 Kilo deutlich mehr. Der Rechner selber wiegt dann 2.3 Kilo. Man schleppt also etwas mehr als drei Kilo durch die Gegend und das Netzteil ist das nicht gerade das, was man als handlich bezeichnen würde.

Der erste Außeneinsatz

Eingerichtet war der Rechner schnell und ich erfreute mich an der bunt vor sich hin mäanderten Keyboard-Beleuchtung, die ein bisschen Disco-Feeling in mein Leben brachte. Da die erste Konferenz anstand, habe ich den von mir liebevoll “Monster” getauften Yoga 740 dann in meinen Rucksack und auf meinen Rücken gewuchtet. Angekommen erfreute ich mich auf der Konferenz der fragenden Blicke meiner Kollegen.

Ich muss dazu sagen, dass in meinem journalistischen Umfeld das MacBook bei den Kollegen einen Marktanteil von rund 80 Prozent hat. Danach folgt das Surface Book und diverse andere Windows-Geräte. Aber wirklich niemand hat einen wuchtigen Gaming-Laptop, dessen Keyboard an die Außenbeleuchtung eines Puff in St. Pauli erinnert. Immerhin habe ich auf dem Weg ein paar Kollegen kennengelernt.

Noch mehr Menschen habe ich dann knapp drei Stunden später getroffen. Dann war nämlich der Akku des Lenovo leer und ich begab mich auf die Suche nach einer Steckdose. Das war etwas enttäuschend, aber natürlich erwartbar. Ich hatte den Rechner zwar in den Sparmodus gebracht, aber die verbauten Komponenten brauchen halt trotzdem jede Menge Strom.

Ebenfalls sehr auffällig war der Lüfter des Rechners. Der lief eigentlich permanent. Er rotierte im Hintergrund, wenn man Chrome öffnete, er lief, wenn ich in Evernote arbeitete. Die Lärmbelastung hielt sich allerdings in Grenzen. Schwer atmende MacBooks, gerade die der letzten Generation, sind ja auch nicht selten.

Und zu Hause?

Für einen Einsatz jenseits von Steckdosen ist der Lenovo Yoga 740 also nur bedingt geeignet. Das war mir aber vorher schon klar. Die Frage war dann noch, wie sich der Rechner zu Hause schlagen würde.

Begeistert war sich da vom Display. Das IPS-Panel bietet knackige Farben und ist sehr scharf. Die Augen werden nicht müde, auch wenn man lange auf den Bildschirm starrt. Auch bei Sonnenlicht macht das matte Display eine sehr gute Figur.

Zweiter wichtiger Punkt: die Tastatur. Für einen Gaming Laptop ist der Tastenhub erstaunlich kurz und bietet wenig Feedback. Bei meinen MacBook nutze ich eine ältere Tastatur von Apple, die einen mittellangen Hub hat. Es hat dann einige Zeit gedauert, bis ich mich an die kurzen Hub des Lenovo gewöhnt hatte, dann war es allerdings okay.

Ein generell nerviger Punkt bei allen Windows Rechner ist das Touchpad. Das von Apple ist wirklich gut, man kann den Rechner damit perfekt bedienen. Bisher ist mir noch kein Windows-Rechner untergekommen, der auch nur ansatzweise in die Nähe des Apple-Touchpad kommt. Da macht das Yoga 740 leider keine Ausnahme. Ich habe den Rechner für den Test dann mit einer Maus einer externen Tastatur ausgestattet, damit lief es dann besser.

Zu Hause nervte allerdings der Lüfter des Lenovo. Der Lüfter meines alten Laptops erträgt selbst 12 offene Tabs und einen HD-Stream parallel einigermaßen lautlos. Angesicht der vorliegenden Leistung des Lenovo bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass der Lüfter hier ebenfalls selten zu hören sein würde. Das war leider nicht Fall. Das Ding sprang sehr oft an, was ich irritierend fand.

Wirklich laut wurde es dann, wenn ich denn dann auch mal spielen wollten. Ich hatte Apex Legend und PUBG installiert und dabei die Grafikeinstellungen nicht auf UHD gestellt. Stattdessen habe ich Einstellungen gesucht, die mir die höchste Framerate geben würden.

Tatsächlich lieferte der Rechner bei Apex bis zu 120 fps. In hektischen Kampfszenen fiel die FPS-Rate auf 60, aber selten darunter. Das war schon sehr beeindruckend und im Zusammenspiel mit dem exzellenten Display ergab sich ein sehr gutes Spielgefühl, selbst auf dem gefühlt dann etwas zu kleinem 15.6 Display. Jedenfalls hatte ich jede Menge Spaß und, viel wichtiger, nicht eine Sekunde einen großen Desktop-Rechner vermisst.

Da ich einen Kopfhörer auf hatte, habe ich den Lüfter dann auch nicht gehört. Aber sobald ich den abgenommen habe, konnte ich zuhören, wie der Lüfter verzweifelt versuchte einen Staubsauger zu imitieren. Ist vermutlich nicht verwunderlich, vor allem die Grafikkarte dürfte ins Schwitzen kommen.

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.