Google hat sich mit einem der größten US-Gesundheitssysteme zusammengetan und Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten von Millionen US-Bürgern. Ärzte und Patienten wussten nichts davon. Das „Projekt Nachtigall“ bedeutet für Google nicht weniger als den Einstieg in die Gesundheitsbranche.
Die Gesundheitsbranche scheint auch für große Technologie-Unternehmen ein unglaublich lukratives Geschäftsfeld zu sein. Google möchte als Suchmaschinen-Konzern natürlich mitmischen, doch die Konkurrenz um Amazon, Apple und Facebook ist groß.
Deshalb ist das Unternehmen aus Mountain View eine Partnerschaft mit Ascension, dem größten nicht auf Gewinn abzielenden Gesundheitssystem in den Vereinigten Staaten, eingegangen. Ascension betreibt in den USA rund 2.600 Krankenhäuser, Arztpraxen und andere Gesundheitseinrichtungen.
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Laut dem Wall Street Journal arbeiten beide Parteien heimlich auch schon seit 2018 zusammen. Seit Sommer 2019 habe sich der Datenaustausch dann beschleunigt.
„Projekt Nachtigall“: Google steigt in die Gesundheitsbranche ein
Demnach sammelt Google persönliche Informationen von Millionen US-Bürgern in 21 Bundesstaaten, um drei wesentliche Ziele zu erreichen.
Das Projekt mit den Namen „Nachtigall“ soll erstens dazu dienen, die Infrastruktur durch einen Umstieg auf Google Cloud zu modernisieren. Zweitens sollen aber vor allem auch Datenintegration und Datenschutz verbessert werden. Und drittens sollen die Mitarbeiter in Zukunft auch Googles Produktionstool „G Suite“ nutzen.
„Projekt Nachtigall“ gewährt Google dafür Zugang zu sensiblen Daten wie Labor-Ergebnissen, Diagnosen und Krankenhaus-Aufenthalten. Das Projekt ist nach der britischen Krankenschwester Florence Nightingale benannt, die als eine Mitbegründerin der modernen, westlichen Krankenpflege gilt.
Die gesammelten Daten sollen dabei auch die vollständige Gesundheits-Historie mit Patientennamen und Geburtsdaten beinhalten. Es scheint, als würde Google mit „Projekt Nachtigall“ also schnell in die Gesundheitsbranche einsteigen wollen.
Allerdings schreibt das WSJ, dass Patienten und Ärzte nichts über das Projekt wussten – geschweige denn davon, dass Google ihre sensiblen Gesundheitsdaten sammelt.
Steht „Projekt Nachtigall“ in Einklang mit den Gesetzen?
Laut dem Bericht geben sowohl Google als auch Ascension an, dass „Projekt Nachtigall“ in Einklang mit den Gesetzen stehe. Alle erforderlichen Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen seien erfüllt. Allerdings zeigen sich Datenschützer skeptisch.
Das Wall Street Journal schreibt nämlich, dass nicht nur Mitarbeiter von Googles Mutterkonzern Alphabet die Daten einsehen konnten, sondern auch Mitarbeiter der hauseigenen Forschungsabteilung Google Brain.
Dazu sagte Tariq Shaukat, Chef der Cloud-Sparte: „Wir hoffen, die Leistungen im Gesundheitswesen mithilfe der Cloud, der Datenanalyse, des maschinellen Lernens und moderner Produktivitätstools zu transformieren und damit die Resultate zu verbessern, die Kosten zu senken und Leben zu retten.“
Allerdings benutzt Google die Daten eben nicht, um sofort die Gesundheit der Patienten zu verbessern, deren Daten das Unternehmen ohne deren Zustimmung sammelt. Erst entwickelt der Konzern dafür nämlich neue Anwendungen für KI und maschinelles Lernen.
Letztendlich sollen diese Ascension natürlich trotzdem dabei helfen, das Gesundheitssystem und damit auch die Gesundheit der Patienten zu verbessern. Zunächst einmal merken die Bürger, deren Daten Google fröhlich einzieht, aber nichts davon.
Das Tech-Unternehmen hingegen erhält schon jetzt die Möglichkeit, auf Basis der gesammelten Informationen eine Cloud-basierte Plattform einzurichten, mit der Gesundheitsdienstleister schneller und einfacher Patientendaten abrufen können. Ein solches Tool ließe sich sicher hervorragend vermarkten.
Die Software wäre laut dem WSJ auch dazu fähig, Änderungen in der Patienten-Pflege vorzuschlagen.
US-Behörden leiten Ermittlungen gegen Google ein
Mittlerweile haben Google und Ascension ihre Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Stellungnahme bestätigt. Das „Projekt Nachtigall“ entspreche den Vorgaben des Health Insurance Portability und Accountability Act von 1996, der auch den Schutz von personenbezogenen Gesundheitsdaten sicherstellen soll.
Allerdings berichtet das Wall Street Journal in einem weiteren Artikel nun, dass US-amerikanische Behörden dennoch Ermittlungen gegen Google eingeleitet haben. Sie werden „Projekt Nachtigall“ einmal auf Forderung des US-Gesundheitsministeriums unter die Lupe nehmen.
Roger Severino, Leiter des Bürgerrechtsbüros, erklärte der US-Zeitung, dass sie „mehr Informationen über die Massenerhebung medizinischer Daten von Menschen erhalten wollen, um sicherzustellen, dass das Gesetz über die Haftung und Übermittlung von Krankenversicherungsdaten vollständig eingehalten wird“.
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