Warum verklagt TV-Anwalt Ingo Lenßen jetzt Ryanair? Weil er die Praxis des Billigfluganbieters beim Nicht-Antreten eines Flugs „skandalös“ findet. Hinter der Klage steckt das Verbraucherrecht-Start-up Right Now.
Alle gegen Ryanair: So könnte man ganz plakativ das Gerichtsverfahren beschreiben, das am Montag vor dem Amtsgericht Berlin Wedding startet. Genau genommen steht die irische Billigfluglinie Ryanair auf der einen Seite und die Right Now Group auf der anderen.
Right Now klagt für Fluggäste
Right Now ist ein Legal-Tech-Start-up, das sich auf Verbraucherrechte spezialisiert hat. Zur Right-Now-Gruppe gehören Marken wie Geld-für-Flug.de (für die Rückzahlung von Leistungen beim Nicht-Antritt von Flügen) oder Bahn-Buddy.de (bei Bahnverspätungen).
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Das Prinzip ist bei allen Marken ähnlich: Wenn ein einzelner Verbraucher gegen eine große Fluggesellschaft oder ein Zugunternehmen klagt, ist er meist ziemlich chancenlos.
Oft ist auch die Frage, ob sich der Geld- und Zeitaufwand lohnt. Denn die Summen, um die es bei diesen Fällen geht, liegen oft um die 50 oder 100 Euro.
Genau hier springen Unternehmen wie Right Now ein. Sie kaufen den Betroffenen die Rechtsansprüche ab, der Kunde wiederum erhält sein Geld innerhalb von 24 Stunden zurück und hat nichts mehr mit Anwaltskosten oder Gerichtsverfahren am Hals. Right Now wiederum klagt dann vor Gericht und erhält für diese Dienstleistung eine Gebühr.
Right Now ist nicht das einzige Legal-Tech-Unternehmen, das so agiert. Andere bekannte Unternehmen sind zum Beispiel Flightright oder EU flight.
Doch warum verklagt Right Now – mithilfe von TV-Anwalt Ingo Lenßen jetzt Ryanair?
Ryanair verweigert Passagieren Rückzahlung
Es geht, wie so oft, um stornierte Flüge. Das betrifft die Fälle, in der Fluggäste zum Beispiel aus Krankheitsgründen ihren Flug nicht antreten. Das Geld für das Ticket ist damit meist weg. Doch rechtlich gesehen, steht den Kunden in Deutschland die volle Rückerstattung von Steuern wie etwa der Luftverkehrsteuer oder Zahlungen für Zusatzleistungen zu.
Das liegt daran, dass die Fluggesellschaften in einem solchen Fall die normalerweise fälligen Steuern nicht mehr an den Staat weiterleiten müssen. Das Geld sollte daher eigentlich an die Kunden zurückgehen. Eigentlich. Denn viele Fluggesellschaften weigern sich, diese Beträge zurückzuzahlen.
Sie rechtfertigen dies „meist mit fadenscheinigen Verweisen auf ausländisches Recht, mit dem klar erkennbaren Ziel, die Kundengelder als zusätzlichen Gewinn verbuchen zu können“, sagt Right Now. Da die meisten Betroffenen sich nicht die Mühe machen, sich dagegen zu wehren, bleibt dieses Geld also bei den Airlines.
Genau das findet TV-Anwalt Ingo Lenßen unmöglich. „Es ist ein Skandal, dass Unternehmen wie Ryanair und Easyjet ihre Macht so schamlos ausnutzen, um berechtigte Rückerstattungsansprüche von Verbrauchern abzuwehren und eigene Gewinne zu maximieren“, sagt Lenßen.
Darum freue er sich jetzt, nun selbst als Anwalt gegen Ryanair klagen zu können.
Die mündliche Verhandlung startet am Montag, den 11. November ab 11 Uhr.
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