Wenn man sich die Entwicklung der weltweiten Bevölkerung genauer ansieht, dann wird schnell klar, dass wir nicht nur immer mehr Menschen werden, sondern es auch zunehmend Männer und Frauen in die großen Städte zieht. Gerade hier in Deutschland wird dies häufig als Problem gesehen, da auf dem Land so immer mehr Jobs wegfallen und auch die Versorgung dort zunehmend schlechter wird.
Ähnlich sieht es auch in den Ländern Afrikas aus, mit denen ich mich in unserem heutigen Artikel beschäftige. Wir hatten euch ja bereits in der Vergangenheit von neuen Städten berichtet, die dort innerhalb einiger Jahre aus dem Boden gestampft werden. So beispielsweise das Großprojekt „Diamniadio“ in Senegal, das in Zukunft Mobilität und Nachhaltigkeit verbinden soll. Geld für solche Projekte kommt dabei vor allem aus China.
Die neuen Städte bringen Afrika sehr viele Vorteile. Neben dem wirtschaftlichen Wachstum, das durch die Ansiedlung von Firmen und dem Anlocken neuer Investoren entsteht, soll auch die Lebensqualität für die Einwohner durch eine bessere Versorgung immer weiter steigen. Auf diesem Weg könnten viele Länder in Afrika endlich den Abstand zu Ländern aus der Ersten oder Zweiten Welt verkleinern oder gar komplett aufholen. In Nigeria sind beispielsweise aktuell fünf Städte in Planung, die nach Fertigstellung eine Fläche von 25 Millionen Quadratmetern abdecken sollen. Über den kompletten Kontinent hinweg werden etwa 100 Milliarden US-Dollar investiert.
Neben den vielen Vorteilen gibt es aber auch einen großen Nachteil: der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Denn auch, wenn die Motivation für eine neue Stadt durchaus sinnvoll ist, so läuft im echten Leben einiges anders. Nehmen wir also mal wieder das Projekt „Diamniadio“ als Beispiel. Wenn die Stadt im Jahr 2035 fertig ist und bis dahin ungefähr 2 Milliarden US-Dollar investiert wurden, sollten vor allem Akademiker und Leute, die sozial aufsteigen wollen die Stadtteile besiedeln. Durch die so geschaffene Produktivität soll der Milliardenkredit schnell und ohne Verzögerung zurückgezahlt werden können.
Viele potenzielle Einwohner können sich das Leben in der Stadt aber erst gar nicht leisten. Logischerweise steigt mit der Attraktivität eines Ortes auch der Quadratmeterpreis, weshalb zum aktuellen Zeitpunkt eher Menschen vertrieben, als angelockt werden. Das bedeutet nicht, dass die aktuell laufenden Projekte schon heute zum Scheitern verurteilt sind, aber dass sich die Planer in den jeweiligen Ländern auch Gedanken über soziale Themen machen sollten.
Auch sollten bestehende Infrastrukturen nicht außer Acht gelassen werden. Denn dort, wo bereits heute schon Millionen Menschen wohnen, sind Investitionen nötig, um einen störungsfreien Alltag sicherzustellen. Die nigerianische Stadt Abuja wuchs beispielsweise seit der Gründung im Jahr 1987 von 15.000 Einwohnern auf über 3 Millionen Einwohner an. Denn was bringen einem neue und intelligente Städte, wenn sich niemand das Leben dort leisten kann?
Quelle: QUARTZ AFRICA
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