Als Head of Public Affairs Germany ist Alexander Reinhardt das öffentliche Gesicht von Airbus. Nach einem Twitter-Shitstorm stellt er klar: Die geäußerten Ansichten sind die eigenen. Doch ist das bei einem Corporate Influencer seiner Größe überhaupt möglich? Eine Einordnung.
„Views are my own.“ Oder zu Deutsch: „Das sind meine eigenen Ansichten.“ Diese Floskel ist in deutschen und internationalen Twitter-Profilen keine Besonderheit. So wollen Mitarbeiter unterstreichen, dass die geäußerten Meinungen nicht zwangsläufig mit den Einstellungen des Arbeitgebers übereinstimmen.
Seit Sonntag steht dieser Satz auch im Twitter-Profil von Alexander Reinhardt. Er arbeitet bereits seit 2012 bei Airbus und ist dort aktuell als Head of Airbus Public Affairs Germany tätig. Er ist „verantwortlich für die Beziehungen zu öffentlichen und politischen Organisationen und Institutionen in Deutschland“, heißt es bei Airbus selbst.
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Oder anders ausgedrückt: Alexander Reinhardt ist der oberste Lobbyist von Airbus in Deutschland. Und in dieser Rolle tritt er auch als Corporate Influencer für das Unternehmen auf.
Von der Arbeit als Corporate Influencer zu Beleidigungen von Klimaschützern
So finden sich auf seinem Twitter-Profil unter anderem reihenweise Fotos und Beiträge rund um die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag von Airbus.
Am zweiten Oktober-Wochenende 2019 jedoch konnte man als neutraler Zuschauer den Eindruck gewinnen, dass das Profil von Alexander Reinhardt gehackt worden war. Plötzlich fanden sich auf dem Profil zahlreiche aggressive Tweets und Äußerungen.
„Komm her, wenn Du Eier hast.“
„Eure faschistoide Logosprache passt nahtlos zu Eurem diktatorischen Absolutheitsanspruch, der Eure Partikularinteressen rücksichtslos über das Allgemeinwohl stellt.“
„Hatten wir hier im Land leider vor 80 Jahren auch schonmal. Daher bekämpfenswert: Ihr verlasst demokratische Grundwerte – die Freiheit der andern vor allem.“
Die Tweets richteten sich vor allem gegen die Organisation „Extinction Rebellion“ und deren Anhänger. Die Gruppe wurde 2018 in Großbritannien gegründet, es gibt aber auch einen Ableger in Deutschland. Die Organisation möchte unter anderem erreichen, dass Nationen den Klimanotstand auszurufen und Regierungen zum radikalen Umschwenken in der Klimapolitik zu bewegen.
Dafür nutzen sie zwar strikt gewaltfreie Proteste, provozieren dadurch aber auch Verkehrschaos und Verhaftungen. Diese Strategie des „zivilen Ungehorsams“ sorgt auch für Kritik, unter anderem auch von Alexander Reinhardt.
Auf wen fallen die Äußerungen von Alexander Reinhardt zurück? Auf Airbus natürlich!
Bei dem aufkommenden Shitstorm war es selbstverständlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Reinhardts Arbeitgeber Airbus mit in die Diskussionen einbezogen wird.
So stellten Nutzer beispielsweise die Frage, ob Reinhardt seine Drohungen denn durch die Waffensysteme von Airbus umsetzen wolle. Airbus baut beispielsweise den Lufttanker Airbus 330 MRTT.
Deshalb verschwanden dann – vermutlich nach einem internen Anruf – über Nacht alle Tweets. Doch das Internet vergisst nicht. Anstelle der alten Beiträge ist ein neuer Post in den Fokus gerückt. Darin schreibt Reinhardt:
Der gelöschte Tweetverlauf hatte nichts mit #Airbus zu tun, sondern mit privater Sorge vor dem Entzug von staatsbürgerlicher Freiheit durch eine nichtstaatliche Organisation. Für die Tonalität entschuldige ich mich. Das Profil des Accounts ist entsprechend angepasst.
Der schmale Grat der Corporate Influencer
Selbst wenn Reinhardt im Nachgang seine Aussagen revidiert – ob das nun glaubwürdig ist oder nicht, muss jeder Nutzer selbst entscheiden – bleibt der Schaden bestehen. Und den hat natürlich einerseits Alexander Reinhardt selbst.
Andererseits leidet auch das Image von Airbus unter den Äußerungen – und dieser Schaden ist langfristiger Natur. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Alexander Reinhardt ist seit Jahren auf Twitter als Corporate Influencer und Mitarbeiter von Airbus aufgetreten.
Erst als es zu kritischen Äußerungen gekommen ist, wird betont, dass es sich nicht um die Meinung von Airbus handelt. Das erscheint dann im Rückblick doch ein wenig komisch.
Zumal dieser Fall wunderbar aufzeigt, dass Corporate Influencer kein Allheilmittel sind. Wer als Unternehmensbotschafter auftritt, hat sich an gewisse Social Media Guidelines zu halten. Die Wichtigste lautet dabei: Vermische Privates und Berufliches niemals miteinander.
Dabei geht es nicht darum, strikte Regeln durchzusetzen. Doch der Fall rund um Airbus wäre mit einer deutlicheren Trennung vermutlich nicht passiert. Die logische Konsequenz wäre eigentlich, dass sich beide Parteien voneinander trennen. Mal schauen, ob das zeitnah passiert.
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