Facebook will 2020 seine globale Digitalwährung Facebook Libra einführen. Doch das Unternehmen verliert wichtige Partner für die projektleitende Organisation Libra Association. Außerdem hagelt es massive Kritik von US-amerikanischen Regulatoren und Politikern. Wir fassen die Ereignisse chronologisch zusammen.
Facebook hatte die Facebook Libra bereits im Juni 2019 angekündigt. Damals erklärte das Unternehmen, dass die umstrittene Digitalwährung ab 2020 in allen Ländern der Welt gültig und vollständig von der Libra Reserve abgesichert sein soll.
Wir erinnern uns: Die Libra Reserve ist eine Sammlung von Währungen und anderen Wertanlagen, die für jede neue Libra als Sicherung verwendet werden soll.
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Dafür gründete Facebook in Genf die nicht-profitorientierte Organisation Libra Association. Sie soll die Digitalwährung verwalten. Anfangs wollten rund 30 namhafte Unternehmen als Gründungspartner dafür bis zu zehn Millionen US-Dollar in das Projekt stecken.
Darunter waren große Zahlungs-Dienstleister wie Mastercard, Visa und Paypal. Diese sprangen nun zusammen mit vier weiteren wichtigen Partnern ab.
Libra Association verliert wichtige Gründungspartner
Von den ursprünglich 27 potenziellen Mitgliedern sind auch noch die Online-Handelsplattform Ebay und der Online-Bezahldienst Stripe aus der Libra Association ausgetreten. Sie hatten damals alle nur nichtbindende Absichtserklärungen unterschrieben.
Den größten Verlust dürfte Facebook aber mit dem Abgang von Mastercard und Visa machen. Die Kreditkartenriesen hätten der Facebook Libra mehr Glaubwürdigkeit verliehen und eine wichtige Schnittstelle zur normalen Finanzwelt bieten können.
David Marcus: „Auf gewisse Weise auch befreiend“
David Marcus ist der zuständige Manager für das Projekt Facebook Libra und ehemaliger Chef beim Online-Zahlungsdienst Paypal. Er erklärte, dass man den Abgang der Partner nicht zu hoch hängen sollte.
Auf Twitter schreibt er: „Natürlich sind das keine großartigen Nachrichten auf kurze Sicht, aber auf eine gewisse Weise ist das auch befreiend.“ Marcus dankte Mastercard und Visa dafür, dass sie trotz des großen Drucks so lange dabei geblieben seien.
Kritik von mehreren Seiten
Laut Medienberichten dürften die wichtigen Gründungspartner aufgrund massiver Bedenken abgesprungen sein. Die Libra braucht als Digitalwährung nämlich eine finanzielle Absicherung in Form einer echten Währung. Geld in Euro und US-Dollar hätten beispielsweise die Partner zur Verfügung gestellt.
Allerdings dürfen nur Staaten und deren Notenbanken Bargeld ausgeben. In Deutschland ist das beispielsweise die Bundesbank. Und da eine Digital-Währung nichts anderes als Geld ist, würde Facebook – oder die Libra Association – de facto in diese Rolle schlüpfen. Das kann selbstverständlich Probleme hervorrufen.
Facebook weist derartige Bedenken allerdings zurück. Der Konzern betont, dass die Libra Association nicht in die globale Geldpolitik eingreifen könne und kein neues Geld ausgeben würde.
Marcus versicherte im Juli 2019 nämlich auch schon während Anhörungen vor dem US-amerikanischen Congress, dass keine Zahlungen mit der Facebook Libra möglich sein werden, bevor die Sorgen der US-amerikanischen Regulierungsbehörden nicht ausgeräumt seien.
Ob Facebook seine neue Währung also wie geplant schon 2020 einführen kann, bleibt abzuwarten.
Facebook Libra kann große Rolle im Geldsystem spielen
Die Libra soll es Nutzern grundsätzlich ermöglichen, Zahlungen über Facebook abzuwickeln. Etwa 2,4 Milliarden Menschen sind beim sozialen Netzwerk registriert. Aufgrund der hohen Nutzerzahlen könnte die Libra also eine große Rolle im internationalen Geldsystem einnehmen.
Immerhin könnte die Digital-Währung die Geldtransfers zwischen Personen und zwischen Ländern schneller und günstiger werden lassen – ohne staatliche und externe Einflüsse.
Facebook Libra startet offiziell
Nun hat die Libra Association trotz der globalen Kritik von Regulierern und Politikern am 19. Oktober 2019 in Genf die Gründungsurkunde mit 21 Mitgliedern unterzeichnet.
Im Vorstand sitzen jetzt fünf Personen. Neben David Marcus wählte man dafür auch Vertreter des Zahlungsunternehmens Pay U, der Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz, der Blockchain-Firma Xapo Holdings und der gemeinnützigen Organisation Kiva Microfunds.
Der kommissarische Leiter der Libra Association ist Bertrand Perez, der früher als ehemaliger Paypal-Manager auch schon einmal eng mit Marcus zusammenarbeitete.
Nach dem Ausstieg von Mastercard und Co. sitzen jetzt noch Dienstleister wie Booking, Uber, Spotify und Vodafone in der Association. Die Mitgliederzahl soll sich bis 2020 auf mindestens 100 erhöhen.
Laut mehreren Medien, die sich auf einen Sprecher berufen, gebe es auch mehr als 1.500 Interessenten, von denen 180 die vorgegebenen Kriterien erfüllen würden.
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