In „Behind The Screens“ – dem Podcast über Digitalisierung – spricht Panos Meyer, Geschäftsführer der Hamburger Digital-Agentur Cellular, mit Personen, die sich in unterschiedlicher Position und Verantwortung täglich mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinandersetzen. Heute zu Gast: Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung.
Dorothee Bär hat im März 2018 das Amt der Staatsministerin im Bundeskanzleramt für Digitalisierung übernommen. Sie ist die erste ihrer Art und eine wichtige Führungspersönlichkeit in der Politik – denn sie ist das Gesicht der Regierung für unsere digitale Gegenwart und Zukunft.
Dorothee Bär: „Man gibt sein Hirn nicht an der Garderobe ab“
Die CSU-Politikerin pflegt die sozialen Netzwerke der Partei alleine – und verfolgt dabei einen bestimmten Ansatz: „Ich habe mir vorgenommen, mich niemals zu einem Post zu zwingen und mich nicht an bestimmte Regeln halten zu müssen“, sagt Bär. „Ich will Inhalte ohne Schere im Kopf loslassen.“
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Nach 25 Jahren in der CSU erhebt Bär zudem den Anspruch, bestimmte Linien in der digitalen Kommunikation selbst zu zeichnen oder zumindest mitzugestalten. „Es gibt natürlich Grundsatzprogramme und Parteitagsbeschlüsse“, sagt sie. „Das heißt aber nicht, dass man sein Hirn an der Garderobe abgibt.“
Ich habe mir vorgenommen, mich nie zu einem Tweet zwingen zu müssen.
Allerdings war das nicht immer so. Nachdem Bär am 14. Dezember 2013 zunächst gefragt worden war, ob sie die Staatssekträterin im neuen Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur werden will, musste jede Aussage immer mit der Meinung der Bundesregierung abgestimmt sein.
„Da habe ich Dinge mit angezogener Handbremse von mir gegeben“, sagt Bär. „Und an Heiligabend dachte ich dann: Nein, das bin ich nicht. Danach habe ich mich wieder normal verhalten.“
Kommunikation muss glaubhaft sein
Wichtig in Sachen Kommunikation seien aber nicht nur die Inhalte selbst, sondern auch wie und von wem sie transportiert werden. Denn die Person hinter den Meldungen steht genauso im Mittelpunkt.
„Es ist ein Trugschluss, zu sagen, dass es ausschließlich um Inhalte geht“, sagt die CSU-Politikerin. „Man braucht immer auch Leute, die diese Inhalte glaubhaft transportieren.“
Als Bär in den Bundestag eingestiegen ist, war sie zunächst in einem Unterausschuss des Kulturausschusses tätig. „Ich war 24 und sollte mich mit Themen wie Terrorismus-Bekämpfung beschäftigen. Das war zum Beispiel nicht sehr glaubhaft.“
Dorothee Bär: „Digitalisierung in Schulen noch nicht angekommen“
Über die Kommunikation hinaus, muss Bär sich natürlich vor allem mit der Digitalisierung an sich auseinandersetzen. Das Problem: Deutschland zweifelt in vielen Bereichen immer noch an der technologischen Entwicklung. Die Digitalisierung ist zum Beispiel noch längst nicht in allen Schulen angekommen.
WLAN gilt mancherorts noch als „das neue Asbest“, und viele Lehrkräfte und Eltern wollen sich grundsätzlich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Digitalisierung ein wichtiger und mittlerweile vielleicht sogar unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft geworden ist.
Dafür müssen Schüler, Eltern und Lehrer laut Bär mehr sensibilisiert werden. Schließlich bleibe die Welt nicht stehen. Sie entwickele sich ganz im Gegenteil immer schneller weiter.
Die Digitalisierung werde in Zukunft immer wieder neue Arbeitsplätze schaffen, auf die Schüler vorbereitet werden müssen.
Lösungen für Wahlmanipulation, Fake News und gewalttätige Inhalte finden
In den nächsten sechs bis zwölf Monaten werde Bär sich darüber hinaus auch „wesentlich stärker mit Themen wie Wahlmanipulation, Fake News und Deepfake-Videos beschäftigen müssen.“ Viele wichtige Themen könne sie dabei aber gar nicht alleine aus Deutschland lösen.
Übergreifend seien es gerade Themen wie Hass im Netz und nach dem Attentat im neuseeländischen Christchurch auch der Zusammenschluss verschiedener Staaten, mit denen man sich auseinandersetzen müsse.
Bär meint damit, dass man staatsübergreifend Lösungen finden müsse, wie man gewalttätige Inhalte wie die Video-Aufnahmen des Christchurch-Anschlags sofort aus dem Netz herunternehmen könne. „Das sind Herausforderungen, die es früher nicht gegeben hat.“
Die Zukunft der Digitalisierung
Auf der Sonnenseite der Digitalisierung werde es im Kontrast dazu aber auch einiges zu tun geben. „Am spannendsten wird sein, was in der Medizin und Pflege passieren wird“, sagt Bär.
„Wie kann die Digitalisierung uns beispielsweise helfen, länger ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu führen? Sensorik und Pflegeroboter werden dabei eine wichtige Rolle spielen.“
Vorher müsse man den Menschen allerdings die Angst vor fortschrittlicher Technik nehmen. „Der Begriff Pflegeroboter ist in Deutschland total kaputt. Jeder hat irgendwelche diffusen Ängste und will keinen Roboter im Haus haben.
Aber wenn man einmal erklärt, welche Aufgaben sie überhaupt erledigen und wofür zusätzliche Hilfsmittel für Pflegekräfte dienen sollen, kann man diese Ängste nehmen.“
Wie wichtig politisches und digitales Können für Dorothee Bär wirklich sind, wie die CSU-Politikerin die Social-Media-Kanäle ihrer Partei genau betreut und wie sie der Bundesrepublik Deutschland die Angst vor der Digitalisierung nehmen möchte, erfährst du in der neuen Folge des „Behind The Screens“-Podcast, den du hier auf Soundcloud, iTunes oder Spotify direkt und kostenlos anhören kannst.
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