Vom fahrerlosen Auto bis Carsharing, vom E-Scooter bis zum E-Bike: Die Art, wie wir von A nach B kommen, verändert sich gerade massiv. Eine, die mitten im Geschehen steckt, ist Mobilitätsexpertin Katja Diehl. Über das, was sie alles erlebt – von tragisch bis komisch – berichtet sie in der Mobility Mag Glosse. Diesmal nimmt sie sich die Mobilitätsmessen vor.
Ich bin begeisterte Messebesucherin. Nirgendwo sonst ist die Zukunft auf das Schönste herausgeputzt in fensterlosen und über die Maße klimatisierten Räumen so umfassend zu Gast.
Das Wichtigste wird zu Beginn geklärt: Wo gibt es Kaffee und welche Standparty darf nicht verpasst werden? Wo erzählen irgendwelche Promis, die nichts mit den Produkten zu tun, aber ein schönes Selfie-Gesicht haben, etwas zu ihrem Leben?
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Am besten läuft der Tag mit einer gut gefüllten Goodie-Tüte, die dann auch aus Plastik sein darf, voll mit Dingen, die man nicht braucht und Prospekten, die man kaum lesen wird – und dem ersten Sekt um drei. Ischa Messe!
Alles, was innovativ ist, liegt ganz hinten
Und was mich stets auch immer so selig stimmt in diesen Hallen: Das Gefühl von Vergangenheit ist immer da und gibt Verankerung.
Vor und zwischen und an den Hallen stehen die großen Fahrzeuge (wir sagen nicht mehr SUV, das verengt unser Weltbild), auf dem Hinweg zur Messe wartet man angemessen und geduldig anderthalb Stunden im Stau.
Das Einlass-PDF, das ausgedruckt mitgebracht werden soll, ist beschädigt und lässt sich auch am Computer nicht öffnen. Schade eigentlich, dass ich mich nicht per Fax anmelden konnte, denn das steht doch eh noch in 80 Prozent aller Unternehmen.
Dann aber flugs durch das Drehkreuz in den ersten Innenraum. Von 26. Wo der Übersichtsplan zeigt: Alles, was innovativ ist, liegt ganz hinten auf dem Gelände, wahrscheinlich, weil es zwar mehr zum Denken anregen, aber weniger für den Stand bezahlen kann. Schönes Symbolbild – wenn nicht gar Serviervorschlag.
Erstmal gemütlich durch zig Hallen schlendern, gucken und anfassen, bevor ich noch mental mit Neuem gefordert werde. Beim Übergang zwischen den Hallen immer kurz Sonnenlicht und weitere Großfahrzeugschlangen.
Und die Bitte, schnell die Türen wieder zu schließen, damit das Klima nicht gefährdet wird. Auch sehr symbolisch. Tür zu, Klima gut.
Endlich – ein Prunkstück im Hochglanzlack!
Es ist sehr bunt, es ist sehr viel Lack und noch mehr Leder. Letzteres dann vor allem in Sachen hochwertige Interieurdetails.
Man kann seinen Liebling bis unter die letzten Stahlecken tunen, das Individuelle im Mainstream ist uns wichtig. Denn es gibt es zwar auch Massenware von der Stange, das interessiert den Fanboy aber nicht wirklich.
Ach so, ich vergaß zu erwähnen: Das Publikum ist zu 85 Prozent weiß und männlich. Die Panels sind konsequent ebenso besetzt und man(n) wähnt sich in der Blase der besseren Mobilität. Weil besser als die anderen. Also alles wie gehabt.
Doch dann. Endlich. Jemand wagt es und stellt sein Prunkstück im Hochglanzlack unter dem Namen des Unsagbaren aus. SUV heißt das gute Ding und dreht sich brav um seine eigene Achse. Dabei filmen es Männer oder haben einen offenen Mund.
Das ist auch irritierend, aber nur für so Besucherinnen wie mich, die an all den Produkten immer eigentlich nur das Basisprodukt wiederentdecken. Das sich seit ewigen Zeiten nicht wirklich verändert hat.
Ach so. Falls du jetzt fragst. Auf der IAA war ich aus Zeitgründen nicht.
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