Die meisten von uns nutzen WhatsApp, um im Alltag mit Freunden, Familie und vielleicht auch Kollegen zu kommunizieren. Aber es gibt auch sichere und bessere Messenger auf dem Markt. Diese wollen wir in einer Serie einmal näher vorstellen. Heute: Wire.
Neben der Schweizer App Threema, dem Nachrichten-Dienst Telegram und dem von Edward Snowden empfohlenen Messenger Signal gibt es eine vierte, weniger bekannte Alternative zu WhatsApp: Sie heißt Wire und ist kostenlos im Apple Store und im Google Play Store erhältlich.
Wire ist vollständig Ende-zu-Ende verschlüsselt und Open Source. Der Messenger wird in Berlin programmiert und das Unternehmen hinter der Anwendung, die Wire Swiss GmbH, sitzt in Zug in der Schweiz. Die Server stehen also in Europa, was für sicherheitsbewusste Nutzer interessant sein dürfte.
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Es gibt den Messenger erst seit 2014. Deshalb ist er im Vergleich zu Threema und Co. relativ unbekannt. Das Technik-Portal Nerdzoom schrieb im Oktober 2018, dass gerade einmal eine halbe Million Nutzer den Kurznachrichten-Dienst privat nutzen würden.
Im professionellen beziehungsweise beruflichen Bereich sieht das allerdings anders aus – und genau auf diese Zielgruppe hat es Wire auch abgesehen.
Das Unternehmen schreibt auf seiner Website nämlich, dass Wire „die sicherste Art, zusammen zu arbeiten“ ist. Der Messenger ist also kostenfrei privat verfügbar, richtet sich mit kostenpflichtigen Versionen aber vor allem an Firmen. Wie sicher die Anwendung wirklich ist, sehen wir uns jetzt einmal genauer an.
Wire funktioniert auch ohne Smartphone
Zunächst einmal gilt eine Tatsache, die Wire sofort von anderen Kurznachrichten-Diensten unterscheidet: Man braucht kein Smartphone, um den Messenger zu benutzen.
Neben iOS- und Android-Apps gibt es nämlich auch Programme für Macs und Windows- beziehungsweise Linux-Rechner sowie eine eigenständige Browser-Version. Was fehlt, ist eine Version für Windows Phone.
Wire ist dahingehend ein sehr benutzerfreundlicher Messenger. Wir können die Anwendung nämlich auf bis zu acht Plattformen gleichzeitig nutzen. Nachrichten werden dabei für jedes Gerät einzeln verschlüsselt – was uns gleich zum Thema Sicherheit bringt.
Sicherheit und Transparenz
Der Messenger verschlüsselt Nachrichten, Telefonkonferenzen und Dateien standardmäßig Ende-zu-Ende. Wer möchte, kann über die Webseite ein Datenschutz-Whitepaper einsehen und sich darüber informieren, wie Wire mit gesammelten Daten vorgeht.
Die Datenschutzerklärung ist einfach zu verstehen. Der Quellcode ist für jeden auf der Online-Plattform Github frei verfügbar. Wie bei Signal lassen sich dadurch Sicherheitslücken schneller finden und schließen.
Zudem veröffentlicht das Unternehmen regelmäßig einen Transparenzbericht, der alle rechtmäßigen Anfragen zu Benutzerdaten auflistet.
Darüber hinaus hat Wire sich bereits zwei Mal durch unabhängige Experten von Kudelski Security und X41 D-Sec untersuchen lassen – und die Ergebnisse beider Sicherheitsaudits waren positiv.
Ein Team aus ehemaligen Skype- und Gameloft-Mitarbeitern
Interessant ist auch, welche Köpfe hinter dem Messenger stecken: Das Team setzt sich nämlich unter anderem aus ehemaligen Mitarbeitern des US-amerikanischen IT- und Beratungsunternehmens IBM, Soundcloud und Gameloft, dem weltgrößten Entwickler und Herausgeber von Videospielen für Mobilgeräte und PC, zusammen.
Der Messenger ist also auf Basis vieler verschiedener Erfahrungen der Mitarbeiter entstanden. Zudem gehören viele im Unternehmen auch dem ursprünglichen Skype-Team an, also dem weltweit genutzten Instant-Messaging-Dienst.
Janus Friis, der zum Skype-Gründerteam gehört, ist für Wire dabei auch als Serial-Entrepreneur und Investor tätig. Deshalb kann Wire für Privatpersonen auch gratis angeboten werden: Die Firma will Nutzerdaten nicht zu Geld machen. Neben den Einnahmen, die Wire von Firmen für seine Bezahl-Versionen kassiert, tragen Investoren wie Friis das Projekt.
Registrieren bei Wire
Sobald wir die App heruntergeladen haben, können wir wählen, ob wir uns mit unserer E-Mail-Adresse oder Rufnummer registrieren möchten. Wire arbeitet nämlich mit einem individuellen Nutzernamen. Das hat die App Signal voraus.
Haben wir uns bei Wire registriert, erhalten wir eine Push-Benachrichtigung zu den Nutzungsbedingungen und einen Bestätigungscode per E-Mail oder SMS. Danach können wir entscheiden, ob wir Neuigkeiten zu Informationen und Produkt-Aktualisierungen per E-Mail erhalten wollen.
Nachdem wir der Datenschutzerklärung zugestimmt und unseren Benutzernamen eingegeben haben, fragt Wire uns noch, ob es anonymisierte Nutzungs- und Fehlerberichte erstellen und verwenden darf, um die App zu verbessern. Falls wir zustimmen, können wir die Einwilligung jederzeit widerrufen.
Wire fragt uns, ob die App auf unsere Kontakte zugreifen darf, damit wir uns mit unsere Freunden verbinden können. Alle Daten sollen vor dem Hochladen auf die Server von Wire anonymisiert und nicht mit Dritten geteilt werden.
Funktionen und Extras
Einzel- und Gruppen-Chats sind genauso verschlüsselt wie Telefonate und Video-Anrufe in hoher Qualität. Diese dürfte Wire auf Basis der Skype-Erfahrung im Team hinbekommen haben. Wire weiß aber noch mit anderen Funktionen zu überzeugen.
Wer gerne chattet, bekommt mit einer nativen Giphy-Integration ein schönes Tool an die Hand, um leicht zu jedem Stichwort animierte Bilder zu verschicken. Der Messenger wandelt auch Links zu YouTube, Vimeo, Soundcloud und Spotify sofort um – das macht die Chats lebhaft und besonders spaßig.
Nachrichten können wir zudem mit einem Verfallsdatum versehen und einzeln nachträglich löschen. Seit April 2018 ist es auch möglich, Gesprächsteilnehmer per Web-Link zu Diskussionen hinzuzufügen, die Wire selbst nicht installiert haben. Auch diese Unterhaltungen mit Nicht-Wire-Benutzern sind Ende-zu-Ende verschlüsselt.
Dabei erfasst Wire nur sehr wenige Metadaten und speichert Chats maximal 30 Tage auf den eigenen Servern. Wer wann mit wem telefoniert, erfasst das Unternehmen gar nicht.
Zudem verfügt der Messenger über einen Dark Mode und eine Sperrfunktion: Wir können die App mit Face ID oder einem Passwort schützen.
Wire Pro und Wire Red
Wie bereits erwähnt, will Wire vor allem Unternehmen als Pro-Kunden ansprechen. Deshalb gibt es die kostenpflichtige Version Wire Pro mit Administrations-Möglichkeiten für Teams, Video-Konferenzen mit mehreren Teilnehmern sowie die Möglichkeit andere Gäste zu Gruppen-Chats hinzuzufügen.
Die Anwendung ist ebenfalls Open Source. Deshalb kann der Messenger auch auf dem Server anderer Kunden installiert werden. Der Prozess ist allerdings aufwändig. Der Pro-Dienst lässt sich 30 Tage lang kostenfrei testen und kostet anschließend zwischen vier und sechs Euro pro Nutzer im Monat.
Seit Mai 2018 gibt es auch Wire Red, die laut eigener Aussage „sicherste Art während einer Krise zu kommunizieren“. Es handelt sich um eine Kommunikationslösung, die man vorab einrichtet und dann einsetzen kann, wenn beispielsweise das eigene Netzwerk ausfällt.
Wire Red lässt sich ebenfalls 30 Tage lang kostenfrei testen. Danach zahlt man je nach ausgewähltem Tarif auch zwischen vier und sechs Euro pro Nutzer im Monat.
Die Schwachstelle: Back-ups und geringe Nutzerzahlen
Eigentlich ist Wire ein sehr guter Messenger für sicherheitsbewusste Nutzer: Er ist vollständig Ende-zu-Ende-verschlüsselt und Open Source. Die Server stehen in Europa und anders als bei Signal muss man keine Telefonnummer angeben, um den Kurznachrichten-Dienst zu nutzen.
Wie alle anderen Messenger auch, ist Wire aber nicht perfekt. Wer seine Chat-Verläufe sichern will oder auf ein neues Gerät wechselt, muss manuell ein Back-up erstellen – und dieses ist nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt.
Bei Android-Geräten sind die Dateien überhaupt nicht verschlüsselt, bei iOS-Geräten sind die Back-ups noch mit einem Passwort geschützt.
Der Messenger richtet sich also in erster Linie an Geschäftskunden. Für sicherheitsbewusste Privatpersonen ist der Kurznachrichten-Dienst ebenfalls sehr gut geeignet – sofern man genug Freunde hat, die die Anwendung auch nutzen.
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