Die meisten von uns nutzen WhatsApp, um im Alltag mit Freunden, Familie und vielleicht auch Kollegen zu kommunizieren. Aber es gibt auch sichere und bessere Messenger auf dem Markt. Diese wollen wir in einer Serie einmal näher vorstellen. Heute: Signal.
Signal ist kostenlos für iOS und Android und als Desktop-Variante für den Mac, Windows und Linux erhältlich. Man liest viel darüber, dass der Messenger unter Experten als eine der sichersten Alternativen für WhatsApp gilt – wenn nicht sogar als sicherster Kurznachrichten-Dienst überhaupt.
Woran das liegt und ob Signal wirklich so sicher ist, wie oft behauptet wird, sehen wir uns hier einmal genauer an.
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Edward Snowden empfiehlt Signal
Signal ist die Nachrichten-App, die auch Edward Snowden verwendet – das hatte der US-amerikanische NSA-Whistleblower im November 2015 auf Twitter öffentlich gemacht.
Snowden lebt seit August 2013 im Exil in Russland und bereitet die Veröffentlichung seiner Memoiren vor, die er am 17. September 2019 veröffentlichen will. Er war dort gestrandet, nachdem er 2013 Journalisten vertrauliche Dokumente über Abhörpraktiken des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA und anderer Dienste zugespielt hatte.
Er floh daraufhin von Hawaii nach Hongkong, um von dort aus weiter nach Moskau zu fliegen. Die US-Amerikaner entzogen ihm derweil seinen Pass, sodass er nach einer Zwischenlandung in der russischen Hauptstadt nicht mehr weiter kam.
Snowden tritt heute regelmäßig über soziale Netzwerke wie Twitter auf und kommentiert politische Entwicklungen. Seine aktuelle russische Aufenthaltsgenehmigung läuft noch bis Anfang 2020.
Signal ist sicher
Es dürfte Vertrauen schaffen, dass jemand wie Snowden den Messenger verwendet. Und das hat seine Gründe: Mit Signal können Nutzer verschlüsselte Nachrichten, Fotos und Videos verschicken und auch sicher telefonieren.
Alle Texte, Daten und Anrufe sind immer Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Demnach soll Signal weder deine Nachrichten lesen noch deine Anrufe sehen können – wie auch niemand sonst.
Mittlerweile verschlüsselt auch WhatsApp Nachrichten Ende-zu-Ende. Allerdings hat WhatsApp diese Verschlüsselung nicht selbst entwickelt, sondern in Zusammenarbeit mit Open Whisper Systems, dem Hersteller von Signal.
Open Whisper Systems veröffentlicht den Quelltext – also das eigentliche Programm für die Anwendung – für alle Menschen frei zugänglich beim Online-Dienst Github. Dieser Schritt erhöht die Sicherheit, denn Tausende Entwickler können diesen Quelltext prüfen und selbst Änderungen veröffentlichen oder an direkt Signal senden.
Dadurch lassen sich viel mehr Sicherheitslücken schließen. Schließlich können und sollen immer auch Menschen außerhalb des Unternehmens auf diese aufmerksam werden.
Signal ist vertrauenswürdig
Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von WhatsApp basiert also auf der Technologie von Open Whisper Systems. Was wir nicht wissen, ist, ob WhatsApp vielleicht noch eigene Hintertürchen eingebaut hat.
WhatsApp gibt auf seinem Blog immerhin öffentlich zu, mit anderen Facebook-Unternehmen zusammenzuarbeiten und Informationen mit ihnen zu teilen, „damit diese für WhatsApp-Leistungen in den Bereichen Infrastruktur, Technologie und Systeme erbringen können“.
Dass Signal im Umgang mit Daten vertrauenswürdig ist, hatte der Messenger 2016 bewiesen: Eine Anordnung eines US-Bundesbezirksgerichts im Bundesstaat Virgina zwang Open Whisper Systems zur Herausgabe von Nutzerdaten und zudem zur absoluten Geheimhaltung.
Mit Hilfe der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) gelang es dem Unternehmen jedoch, die Schweige-Verpflichtung aufzuheben und einige Details öffentlich zu machen.
Die Behörden verlangten demnach Daten von zwei mutmaßlichen Nutzern, wobei allerdings nur einer von ihnen auch tatsächlich Signal verwendet hatte. Sie wollten Zugriff auf Name, IP-Adresse und die komplette Account-Historie erhalten.
Desweiteren gab es Interesse an den Bezahl-Informationen und über einen Tracking-Cookie verknüpfte weitere Profile. Open Whisper Systems lagen aber nur zwei Informationen vor: der Zeitpunkt, zu dem der Account angelegt wurde, und wann er sich zuletzt mit den Signal-Servern verbunden hatte.
Signal konnte keine weiteren Daten aushändigen, weil dem Messenger auch keine weiteren Daten außer die Telefonnummer vorlagen.
Open Whisper Systems sammelt möglichst wenige Daten
Die Kommunikation über Signal erfolgt komplett verschlüsselt. Deine Daten bleiben also wirklich nur auf deinem Gerät. Deshalb empfehlen Experten wie Snowden den Messenger auch so gerne weiter.
Möglich ist das, weil das Unternehmen auch gar nicht darauf angewiesen ist, mit Nutzerdaten Geld zu verdienen. Das sieht bei der Facebook-Tochter WhatsApp natürlich anders aus.
Signal finanziert sich nämlich ausschließlich über „Zuwendungen und Spenden“, wie es auf der Website heißt. Wikipedia macht das als freie Enzyklopädie übrigens genauso.
Der Messenger in der Praxis
Wenn du die App im Apple Store oder im Google Play Store heruntergeladen hast, musst du dein Gerät mit deiner Rufnummer registrieren. Du erhältst anschließend einen Code per SMS, den du in der Anwendung eingibst. So bestätigst du, dass deine Rufnummer auch wirklich dir gehört.
Anschließend gibst du deinen Namen ein und wählst optional ein Profilbild. Du erlaubst der App Zugriff auf deine Kontakte aus dem Telefonbuch und auf deine Fotos und Videos, wenn du sie denn versenden möchtest.
Jeder Nutzer erhält einen einzigartigen Schlüssel aus Buchstaben und Zahlen zugeordnet. Sobald du mit einem neuen Kontakt die erste Nachricht austauschst, wird dieser Fingerabdruck gespeichert.
Wenn du ein neues Handy nutzt oder die App neu installierst, ändert sich dieser Schlüssel. Signal benachrichtigt dann deinen Gesprächspartner. Der digitale Fingerabdruck kann übrigens auch über einen Barcode verifiziert werden, den du mit einem anderen Smartphone scannst.
Für wen Signal nicht geeignet ist
Signal beherrscht alle Grundfunktionen eines Messengers. Wir können Text- und Sprachnachrichten, Fotos, Videos und GIFs verschicken. Außerdem können wir verschlüsselte Gruppen-Chats erstellen, telefonieren und Video-Anrufe tätigen.
Was den Funktionsumfang angeht, hat WhatsApp darüber hinaus die Nase vorne: Es gibt nämlich keine Statusmeldungen bei Signal. Auch Video-Anrufe mit mehreren Personen gleichzeitig sind nicht möglich.
Ein weiterer Kritikpunkt: Android-Nutzer können problemlos Chat-Backups erstellen. Mit einem iPhone ist das aktuell nicht möglich – auch nicht über ein iCloud- oder iTunes-Backup.
In jedem Fall stimmt es aber, dass Signal einer der sichersten Messenger auf dem Markt ist. Im Gegensatz zum kostenpflichtigen Threema ist die Anwendung wie eingangs erwähnt auch kostenlos.
Allerdings kann der Messenger nicht ohne Rufnummer verwendet werden. Signal ist also keine WhatsApp-Alternative für dich, wenn du deine Nummer geheim halten möchtest.
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