Update: Überraschenderweise hat sich die Einzelhandelslandschaft im letzten Jahr kaum verändert. In diesem Update möchten wir einige Statistiken zu Nutzungstrends aktualisieren. Die Einkaufstrends sind im Kern weitgehend gleich geblieben, sie haben sich nur verfestigt.
Stellt euch vor, ihr befindet euch auf dem Times Square. Ihr seid umgeben von blinkenden Lichtern, Straßenkünstlern, Musik, lautem Verkehr, potentiellen Taschendieben und zahllosen anderen Ablenkungen. Und jetzt stellt euch vor, das Internet würde genauso chaotisch aussehen. Willkommen auf Chinas digitalem Marktplatz, wo sich im Minutentakt die Angebote ändern und das Einkaufserlebnis ein völlig anderes und wesentlich ungeordneter ist.
In keinem anderen Land gibt es so viele Onlinehändler wie in China. Dem National Bureau of Statistics zufolge haben die Chinesen im Jahr 2016 im Internet ganze 750 Milliarden US-Dollar ausgegeben – mehr als die USA und Großbritannien zusammen.
Reportedly 37% of Chinese customers shop from their smartphone. What’s more, reportedly over 95% of people in China who go online have used a smartphone to do so. Alibaba’s own annual active users number 636 million – although this is across its various services.
Wirft man einen Blick auf die Unterschiede zwischen China und dem Rest der Welt, bietet sich einem ein interessanter Einblick in die Zukunft des Onlineshoppings.
China hat den Westen in Sachen E-Commerce schon vor langer Zeit um Längen überholt. In den späten Neunzigern, als Amazon zum ersten Mal die Spielfläche betrat, übersprang China das Onlineshopping am PC komplett und konzentrierte sich ausschließlich auf Smartphones. Das erklärt vielleicht, warum Smartphones mit großen Displays in China schon sehr frühzeitig extrem beliebt waren, lange bevor das im Westen der Fall war. Mit dem Smartphone getätigte Onlinekäufe machen ganze 74 % aller E-Commerce-Einkäufe Chinas aus. In den USA sind es dagegen nur 46 %.
Aber letztendlich geht es nicht darum, wie viele Leute einkaufen, sondern was sie einkaufen. In den USA gibt es gerade einmal fünf Produktkategorien, die für den Großteil aller Onlinekäufe verantwortlich sind. Darunter befinden sich beispielsweise Lebensmittel, Bücher und Kleidung. In China sind es dagegen ganze 15 Kategorien; von Snacks bis hin zu Finanzdienstleistungen.
Chinas Shopping-Trends
Aufgrund der rasanten Innovation und Integration von Social-Media-Plattformen, besitzen chinesische Verbraucher einige Charakteristiken, die sie stark von westlichen Verbrauchen unterscheiden.
Im Jahr 2019 werden automatisierte Einzelhandelsgeschäfte zum Mainstream
Das Einkaufen von Lebensmittel über eine App ist auch im Westen bereits weit verbreitet. Aber in China entwickeln sich automatisierte Geschäfte immer mehr zum Trend. Amazon mag mit Amazon Go den Weg für das Konzept geebnet haben, in China wird es aber im großen Stil umgesetzt.
Mittlerweile gibt es so viele automatisierte Einzelhandelsgeschäfte im ganzen Land, dass es unmöglich ist, sie alle aufzulisten. Es gibt jedoch einige wichtige Trends. So konzentriert sich China vor allem auf Kioske, während das Konzept noch weiterentwickelt wird.
Ein Großteil dieser Geschäfte verwendet Drittanbieter-Apps und QR-Codes, um Kunden das Einkaufen zu ermöglichen. Sie greifen dabei vor allem auf die riesige Alipay- und WeChat-Nutzergemeinde zurück. Das ist sinnvoll, da sich die Verbraucher mit diesen Diensten bereits auskennen und wohlfühlen.
Verkaufsautomaten erhalten umfangreiche Technikupgrades und werden immer intelligenter
Vor allem in Flughäfen gibt es schon seit einigen Jahren alle möglichen Arten von Verkaufsautomaten. Da die meisten Menschen in China mittlerweile kein Bargeld mehr verwenden, haben die Automaten einige umfangreiche Technikupgrades erhalten. Von Fingerabdruckscannern und der Integration mobiler Zahlungsmethoden bis hin zu Geräten, die Kameras und Sensoren nutzen.
Alibaba stellt sogar Verkaufsautomaten an Orten wie den Damentoiletten von Einkaufszentren auf. In Zusammenarbeit mit InTime verfügen die Automaten über digitale Spiegel, mit denen die Kunden Make-up-Produkte virtuell anprobieren und Fotos aufnehmen können.
Shopping ist keine lästige Aufgabe, sondern eine nette Freizeitbeschäftigung
In China geht es beim Onlineshopping nicht darum, einzukaufen oder Zeit zu sparen. Es geht darum, mit Freunden, Promis oder Influencern zu interagieren, Spaß zu haben und neue Dinge zu entdecken. Im Durchschnitt verbringen die Chinesen täglich 30 Minuten auf Alibabas „Taobao“, dem führenden Onlinemarktplatz des Landes. Das ist dreimal so viel Zeit wie amerikanische Nutzer durchschnittlich auf Amazon verbringen.
Chinesische Verbraucher sind sehr markenbewusst
Chinesische Teenager können im Durchschnitt 20 verschiedene Kosmetikmarken aufzählen, im Westen sind es dagegen nur 14. Chinas Jugendliche sind zudem die kauflustigsten Teenager der Welt. 42 % glauben, dass sie noch nicht genug Dinge eingekauft haben. In den USA und Großbritannien sind es 36 %.
Der extreme Wettbewerb auf den Märkten sorgt für Innovation
Alle Unternehmen versuchen ständig, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein und verbessern deshalb kontinuierlich ihre Angebote und Servicemodelle. Die innovativsten Branchen sind die Kosmetik-, Milch- und Süßigkeitenindustrie. Onlinehändler haben keine Angst vor Fehlschlägen und müssen sich, was Produktveröffentlichungen angeht, an keine Terminpläne halten.
Wo die Innovation stattfindet, entscheiden die Unternehmen basierend auf gesammelten Nutzerdaten und Marktanalysen. So wird versucht, ein Verbrauchererlebnis zu kreieren, das möglichst exakt auf den Kunden zugeschnitten ist.
Einkaufen macht Spaß
Vielleicht haben wir diesen Punkt schon erwähnt, aber man kann es nicht genug betonen. Viele chinesische Verbraucher besuchen die Shoppingplattformen, ohne zu wissen, was sie überhaupt einkaufen möchten. Während ihres Einkaufstrips landen sie möglicherweise auf einer News-Webseite, einem Spiel, einer Videoplattform oder einem sozialen Netzwerk.
Taobao und WeChat, zwei der fünf beliebtesten Apps in China, haben sich mittlerweile zu „Super-Apps“ entwickelt. Ursprünglich war Taobao eine E-Commerce-Webseite; seit einiger Zeit besitzt sie aber auch zahlreiche Social-Media- und Entertainment-Features. WeChat war zunächst nur eine Messaging-Plattform. Mittlerweile lassen sich über den Dienst aber auch Einkäufe tätigen.
Alibaba vs. Amazon
Beide Unternehmen sind extrem erfolgreich und arbeiten unablässig an neuen Projekten. Ihre Geschäftsmodelle sind jedoch sehr unterschiedlich.
Amazon verfügt über eigene Lagerbestände, Warenhäuser und Distributionsnetzwerke und konzentriert sich fast ausschließlich auf den Verbraucher. Auf Amazon suchen die meisten Käufer nach einem bestimmten Artikel. Die Auswahl ist enorm und es werden Nutzerbewertungen, ein simpler Zahlungsvorgang und schnelle Lieferzeiten angeboten. Außerdem bietet das Unternehmen mittlerweile seine eigenen Tablets, Smart-Home-Geräte, einen Lieferdienst, einen Video-Streamingdienst und sogar eigens produzierte Inhalte für Letzteren an.
Alibaba verfügt dagegen über keine eigenen Lagerhäuser. Es ist gewissermaßen ein virtuelles Einkaufszentrum, das Händler und Kunden zusammenbringt. Ein Bewertungssystem gibt es dort aber auch. Wenn ihr jetzt neugierig seid, könnt ihr einen Blick auf unser Alibaba-Tutorial werfen. Dort erfahrt ihr nämlich, wie auch ihr dort einkaufen könnt.
Die Plattform bietet Tools und Dienste an, die Marken und Unternehmen den Einstieg in die Welt des E-Commerce erleichtern sollen. Mithilfe von Spielen, News, Videos, Livestreams, Talkshows, Promi-Events und Online-Communitys können die Händler direkt mit ihren Kunden interagieren.
Nutzer besuchen die Webseite, um unterhalten zu werden und neue Trends zu entdecken. Einkaufen ist lediglich eine Nebensache.
Zwei verschiedene Herangehensweisen in Sachen Nutzerdaten
Amazon verwendet seine gesammelten Daten, um Produkte und Dienste basierend auf dem Kaufverhalten der Nutzer zu verbessern. Das Unternehmen teilt diese Daten mit den Händlern, damit diese die richtigen Produkte zu den passenden Preisen anbieten und ihre Lagerbestände dementsprechend verwalten können.
Alibaba stellt den Händlern dagegen eine wesentlich größere Palette von Nutzerdaten zur Verfügung. Mithilfe dieser Daten können die Onlinehändler die Rentabilität ihrer Marketingkampagnen steigern und für eine stärkere Kundenbindung sorgen. Diese Daten könnten beispielsweise zeigen, dass die kauffreudigsten Kunden die Webseite für gewöhnlich erst abends nach der Arbeit besuchen. In diesem Fall wäre es also am effektivsten, Marketingkampagnen erst am Abend zu schalten.
Da Alibaba ein ganzes Ökosystem bestehend aus zahlreichen verschiedenen Webseiten geschaffen hat, kann das Unternehmen verschiedenste Daten zu Kaufverhalten, Medienkonsum, Social-Media-Nutzung, Logistik, Zahlungen, Kreditwürdigkeit und Kundeninteresse sammeln, um das Verhalten und die Bedürfnisse der Kunden besser zu verstehen. Alibaba nutzt eine so genante „Unified ID“, um die Daten der verschiedenen Seiten miteinander zu verknüpfen. Die Plattform hat monatlich 500 Millionen aktive Nutzer. Insgesamt konnte das Unternehmen 8000 unterschiedliche Kundencharakteristiken ermitteln, mit denen die Händler ihre Angebote mit absoluter Genauigkeit auf ihre Kunden zuschneiden können. Außerdem können die Onlinehändler dank dieser Daten die Effektivität ihrer Verbraucherbindung steigern.
Mithilfe dieser umfassenden Nutzerdaten kann Alibaba den Kunden ein absolut personalisiertes Shopping- und Entertainmenterlebnis bieten. Amazon zeigt seinen Nutzern lediglich ein paar Produktvorschläge basierend auf Suchverläufen und Kaufhistorien an. Alibaba kann dagegen neue Marken, Angebote oder Inhalte vorschlagen, von denen die Nutzer noch gar nichts wissen. Und diese Vorschläge sind in der Regel extrem passend und relevant.
Um mehr über Alibaba zu erfahren, solltet ihr euch unseren Artikel zu Taobao durchlesen. Dort findet ihr heraus, wie genau die Nutzer von Taobao mit der Plattform interagieren.
https://www.mobilegeeks.de/artikel/aliexpress/
Dieser Artikel wurde durch meinen Besuch der Global Sources Fair in Hong Kong inspiriert. Auf dieser Handelsmesse können Besucher chinesische Unternehmen kennenlernen, die ihre Produkte in Zukunft auch global anbieten möchten.