Normalerweise gibt es alle zwei Wochen an dieser Stelle eine neue Episode von „Behind the Screens“, dem Podcast mit Panos Meyer, in dem Menschen aus der Welt der Digitalisierung zu Wort kommen. Heute jedoch erscheint keine neue Folge. Warum das so ist, erklärt Meyer.
Vorweg: Ich bin kein Journalist. Ich betreibe einen Podcast – und das auch mit viel Liebe und Hingabe. Aber ich maße mir an keiner Stelle an, dass das, was ich am Ende produziere, journalistischen Standards genügen könnte.
Ich habe nicht den Anspruch, jemanden zu demaskieren, vorzuführen oder auch etwas bisher Unbekanntes ans Tageslicht zu bringen.
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Mir macht es vielmehr ungemein großen Spaß, mit Menschen zu reden, die die digitale Transformation wie ich mit viel Leidenschaft gestalten. Von ihnen zu lernen. Mit ihnen zu diskutieren. Auch mal kritisch nachzufragen.
Fertig definierte Fragen für ein Interview? Das ist nicht „Behind The Screens“
Bis heute sind 19 Episoden von „Behind the Screens“, dem Podcast über Digitalisierung, erschienen. Alle zwei Wochen. Heute kommt Folge Nummer 20 nicht hinzu, obwohl es an der Zeit wäre. Warum nicht?
Hier eine kurze Chronologie der Dinge: Für die 20. Ausgabe hatte ich die Führungskraft eines sehr großen, deutschen Konzerns als Gast eingeladen. Nach der Terminvereinbarung schickte die Pressestelle eine Liste von Fragen, die ich stellen sollte.
Nicht einfach nur Themenblöcke, damit ich weiß, in welcher Angelegenheit der Gast besonders eloquent und kompetent ist, sondern fertig definierte Fragen. Ich nahm das zur Kenntnis – und kopfschüttelnd als „Inspiration“ mit.
Ausdruck einer altmodischen Öffentlichkeitsarbeit?
Ich gebe mir große Mühe, besondere Fragen zu stellen. Fragen, die die Hörer und mich interessieren. Ihr gebt mir immer wieder Feedback, sodass ich mittlerweile auch ein gutes Gefühl für Eure Bedürfnisse habe.
Wieso sollte ich also Fragen stellen, die so aufbereitet sind, dass kein Knistern entsteht und auch eine Diskussion unmöglich erscheint? Wieso sollte ich nicht kritisch nachfragen? Das ergab für mich keinen Sinn.
Diesen Vorfall nahm ich sodann im Interview zum Anlass, eine kritische Frage zu stellen, nämlich: Warum bereitet die Pressestelle Fragen vor? Ist dies nicht Ausdruck einer alten Öffentlichkeitsarbeit-Konzern-Denke aus einer Zeit weit vor der Digitalisierung?
Das Gespräch selbst war sehr gut. Ich bin mir sicher, ihr hättet daraus ebenso spannende Erkenntnisse ziehen können wie ich. Gleichwohl könnt ihr es nicht hören, weil dann erneut die Pressestelle auf den Plan getreten war und mir eine Liste von Stellen geschickt hat, die sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht „autorisieren“ kann und will.
Kontrolle ist wichtig, auch für „Behind The Screens“
Es ist durchaus angebracht, dass Interviews – vor allem, wenn sie schriftlich geführt werden – im Nachhinein der Pressestelle vorgelegt werden. Diese hat dann die Möglichkeit, missverständliche Äußerungen zu „korrigieren“.
Das ist sinnvoll, weil so weniger sachliche Fehler publiziert werden. Ähnlich halte ich es mit „Behind The Screens“: Ich schicke die fertige Datei an die Pressestelle, damit diese „Stop“ schreien kann, wenn eine kurze Passage aus beispielweise juristischen Gründen nicht online gehen sollte.
Dann schreite ich ein, wir schneiden die Passage heraus, und es bleibt noch immer ein gutes Gespräch, an dem alle ihren Spaß haben.
Eine kritische Einzelmeinung war nicht erlaubt
In diesem konkreten Fall aber wäre kein Gespräch geblieben, sondern lediglich zahlreiche Passagen, die kaum zusammenhängend gewesen wären.
Die von mir interviewte Person hat an kritischeren Stellen im Gespräch betont, dass sie ihre eigene Meinung äußert. Ich finde das sympathisch und richtig.
Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, dass auch in großen Unternehmen kein Klima der Angst existiert, sondern jedermann nach bestem Wissen und Gewissen konstruktiv Kritik übt. Nicht einmal das hat die Person getan, sie war einfach authentisch.
Das wollte die Pressestelle nicht. Sie wollte am Ende Episode 20 von „Behind The Screens“ durch den Weichspüler jagen, damit der Eindruck entsteht, dass alles supidupi ist.
Panos Meyer: „Die Digitalisierung ist keine Party“
Ich habe mehrere Tage darüber nachgedacht und mich schlussendlich entschieden, Episode 20 nicht zu veröffentlichen. Weil ich davon überzeugt bin, dass die Digitalisierung keine Party ist.
Es muss auch in Ordnung sein, über Dinge zu reden, die Fragen aufwerfen. Damit wir lernen und wachsen können. Das müssen wir nämlich, wenn wir imstande sein wollen, die digitale Transformation zu gestalten.
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