Wer braucht schon einen teuren Anwalt, wenn es Donotpay gibt? Joshua Browder hat einen Chatbot entwickelt, mit dessen Hilfe man in Großbritannien und den USA gegen Strafzettel und weitere Verstöße vorgehen kann – kostenfrei und oft erfolgreich. Ein Porträt.
Er ist der Robin Hood des Internets: Joshua Browder hat nach seinem Abitur 2015 einen Chatbot entwickelt, der einem in Großbritannien kostenfrei dabei helfen soll, Strafzettel abzuwehren.
Der sogenannte Robot Lawyer – also eine Software, die automatisch Probleme von Rechtsuchenden löst – heißt Donotpay („Zahl nicht“). Der Chatbot erstellt rechtliche Dokumente, mit denen man gegen Strafzettel vorgehen kann.
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Joshua Browder: Wer klug ist, zahlt nicht
Als der Brite mit 18 Jahren seinen Führerschein gemacht hat, flatterten bei ihm nämlich immer wieder Bußgeldbescheide wegen Falschparkens ein. Er wollte dafür natürlich nicht gerade gerne bezahlen.
Deshalb fing Browder an, Einspruch gegen die Strafzettel einzulegen. Und überraschenderweise hatte er damit in vielen Fällen auch Erfolg. Wer klug ist und es versucht, zahlt also nicht immer.
Um auch anderen zu helfen, nutzte Browder seine Programmierkenntnisse und entwickelte Donotpay. Wo früher nur eine Webseite war, gibt es heute auch eine richtige App für iOS-Nutzer, die Klägern bei ihren Einsprüchen hilft.
Einspruch einlegen mit Donotpay
Und das funktioniert folgendermaßen: Donotpay öffnet ein Chatfenster, über das wir einem Bot unser Problem schildern können. Er stellt uns auf Basis einer Künstlichen Intelligenz (KI) grundlegende Fragen zu unserer Situation und zu demjenigen, der uns verklagen möchte.
Diese Informationen verwendet die KI dann, um speziell für unseren Fall passende Dokumente zu erstellen. Wir müssen sie dann an ein Gericht übermitteln, damit wir auch als offizielle Kläger gelten.
2015 war der Chatbot nur in Browders Heimat Großbritannien verfügbar. Nachdem die App im März 2016 auch in New York anwendbar war, können sie mittlerweile auch Nutzer in allen 50 Bundesstaaten der USA benutzen.
Donotpay hilft auch Flüchtlingen weiter
Außerdem wurde die Anwendung auch auf Themen wie Airline-Preise, Datenverstöße, verspätete Paket-Lieferungen und unfaire Bankgebühren erweitert. Aber das ist längst nicht alles: Donotpay hilft auch Flüchtlingen dabei, Asylverfahren in den USA, in Kanada und im Vereinigten Königreich zu meistern.
Browder hat die App so programmiert, dass es für die Länder verschiedene Nutzungsmöglichkeiten gibt. In England können Flüchtlinge mit Donotpay beispielsweise herausfinden, wie sie finanzielle Unterstützung vom Staat beantragen können.
In den USA und in Kanada können sie ihre Einwanderungspapiere mit dem sogenannten AI-Anwalt so ausfüllen, dass ihre Chancen auf Asyl möglichst hoch ausfallen.
„Es funktioniert so, dass er eine Reihe Fragen stellt, um festzustellen, ob ein Flüchtling Anspruch auf Asyl aufgrund der internationalen Rechtsgrundlage hat“, erklärte Browder in einem Interview mit der BBC.
Erfolgsrate liegt bei rund 50 Prozent
Die Erfolgsrate der Einsprüche soll laut Browder angeblich bei rund 50 Prozent liegen. Allerdings sei es auch äußerst wichtig, dass Nutzer ausreichend Beweise in der Hinterhand haben, damit ein Einspruch erfolgreich ist.
Die durchschnittlichen Gewinne pro Kläger sollen dabei rund 7.000 US-Dollar betragen. Das sind umgerechnet etwa 6.100 Euro.
Momentan ist der Dienst noch kostenfrei verfügbar. Browder denkt aber auch darüber nach, in Zukunft eine spezifischere Rechtsberatung in Rechnung zu stellen.
Kommt Donotpay auch nach Deutschland?
Laut Spiegel Online habe es schon 2016 Gespräche zwischen Browder und deutschen Anwälten gegeben, um Donotpay auch hierzulande an den Start zu bringen. Bislang hat sich aber nichts in die Richtung getan. Auch, wann und ob die App Android-Nutzern zur Verfügung steht, ist nicht bekannt.
Zumindest für zu schnelles Fahren gibt es in Deutschland aber eine gute Alternative: Auf Geblitzt.de können wir unsere Bußgeldbescheide kostenfrei prüfen lassen. Verkehrsrechtsanwälte von Partner-Kanzleien begutachten diese und im Falle der Einstellung zahlen wir kein Bußgeld.
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