Trotz ordentlichem Push kam Facebook Watch bislang noch nicht richtig in die Gänge. Jetzt hat Mark Zuckerberg mehrere Kooperationen mit großen TV-Häusern geschlossen. Gelingt der Plattform damit der Durchbruch? Kann das Portal jetzt den Streaming-Markt verändern?
Facebook Watch wurde erstmals im August 2017 in den USA vorgestellt. Ein Jahr später ging die Video-Plattform auch weltweit an den Start.
Drei Monate später dann – im Dezember 2018 – verbrachten laut Facebook mehr als 400 Millionen Menschen pro Monat und 75 Millionen Menschen pro Tag mindestens eine Minute auf Watch. Sie sollen dabei durchschnittlich mehr als 20 Minuten täglich auf der Plattform verbracht haben.
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Da kommt bei mehr als 2,3 Milliarden Facebook-Nutzern weltweit einige Zeit zusammen. Trotzdem ist auch klar, dass die Zahl deutlich höher ausfallen könnte. Aber der Reihe nach.
Facebook Watch bringt Menschen zusammen
Sehen wir uns Facebook Watch doch einmal genauer an. Konkret zielt der Dienst nämlich darauf ab, ein gemeinschaftliches Video-Erlebnis zu schaffen. Im Fokus steht also nicht unbedingt der Konsum an sich, sondern vielmehr der Austausch zwischen Nutzern und ihren Freunden.
Facebook macht sich also unsere natürliche Eigenschaft als soziale Lebewesen zu Nutze, indem es uns auf eine neue Art miteinander vernetzt.
Ein ideales Tool dafür hat das soziale Netzwerk mit der Watch Party geschaffen. Watch Party ermöglicht es Administratoren, eine Art Video-Playlist für eine bestimmte Gruppe zu erstellen. Diese Playlist wird dann live abgespielt. Wie beim linearen Fernsehen sehen alle Nutzer also gleichzeitig die selben Inhalte.
Grundsätzlich ist Watch Party demnach kein neues Konzept. Aber Facebook bietet uns eben die Möglichkeit, uns beim Fernsehen ganz einfach miteinander auszutauschen. Das mögen wir – und dorthin könnte sich der Streaming-Markt deshalb auch verschieben.
Der personalisierte Watchfeed
Facebook Watch ist ein bisschen wie eine Mischung aus Facebook, YouTube, normalem Fernsehen und Netflix. So genau lässt sich der Video-Dienst nämlich gar nicht einordnen. Aber das will er vielleicht auch gar nicht.
Denn möglicherweise ist diese Vielfältigkeit auch die größte Stärke von Facebook Watch. Der Video-Dienst ist auf allen Endgeräten verfügbar – sogar auf TV-Apps. Facebook möchte sich also auch auf unsere Fernseher schleichen.
Die Inhalte bewegen sich von Unterhaltung über Sport bis hin zu Nachrichten und vielem mehr. Außerdem können Facebook-Seiten eigene Videos auf der Plattform veröffentlichen. Das sorgt aber noch nicht für genug Exklusivität, um YouTube, Netflix und dem klassischen TV ernsthafte Konkurrenz zu machen.
Facebook Watch setzt auf Facebook Originals
Deshalb nimmt Facebook viel Geld in die Hand, um zahlreiche Shows in unterschiedlichen Kategorien zu produzieren und teilweise exklusiv auf Watch zu veröffentlichen.
Facebook hat zum Beispiel bereits mehrere Facebook Originals finanziert, um Interaktionen zwischen Zuschauern und Schauspielern zu fördern. Ein Beispiel ist die US-amerikanische TV-Talkshow „Red Table Talk“, bei der die Gastgeber ihr Publikum nach Diskussionsthemen für ihre wöchentliche Show auswählen.
Wenn du die Show auf Watch ansiehst, wird dir beispielsweise auch gleich die offizielle Gruppe neben dem Video angezeigt. Du kannst also jederzeit beitreten und mit anderen Fans oder den Initiatoren selbst diskutieren.
Auch 2019 setzt das soziale Netzwerk weiter auf Originals. Für die US-amerikanische Reality-Serie „Huda Boss“ und die beiden Drama-Serien „Sacred Lies“ und „Sorry For Your Loss“ hat Facebook bereits eine zweite Staffel angekündigt.
Nutzerzahlen für Facebook Watch steigen
Die exklusiven Inhalte machen Facebook Watch natürlich besonders interessant. Und das spiegelt sich auch in den Nutzerzahlen wieder.
Denn wie Facebook im Juni 2019 mitgeteilt hat, verbringen mittlerweile „mehr als 720 Millionen Menschen monatlich und 140 Millionen Menschen täglich mindestens eine Minute auf Watch. Durchschnittlich verbringen die täglichen Nutzer jeden Tag mehr als 26 Minuten auf Watch.“
Die Zahl der aktiven Watch-Nutzer hat sich in einem halben Jahr also beinahe verdoppelt und auch die durchschnittliche Sehdauer hat sich erhöht.
Facebook geht Partnerschaft mit ProSiebenSat.1 und RTL II ein
Wir halten fest: Bei Facebook Watch stehen die Community und das gemeinsame Videoerlebnis im Mittelpunkt. Facebook hat nämlich offensichtlich erkannt, dass es im Zeitalter unzähliger Serien- und Filmangebote nicht mehr ausreicht, einfach nur zu unterhalten.
„Eine Show muss den kulturellen Zeitgeist treffen oder eine Gruppe leidenschaftlicher Zuschauer ansprechen, die etwas völlig Neuartiges suchen“, diagnostiziert Facebook richtig selbst. „Das kann eine persönliche Verbindung mit dem Creator sein oder ein Inhalt, der eine bestimmte Nische bedient.“
Facebook will diesem Anspruch natürlich gerecht werden. Deshalb ist das soziale Netzwerk nun auch eine Partnerschaft mit dem deutschen Medien-Unternehmen ProSiebenSat.1 und dem deutschen Fernsehsender RTL II eingegangen.
Beliebte Show-Formate und exklusive Inhalte
In Zusammenarbeit mit ProSiebenSat.1 darf Facebook beliebte Shows wie „Germany’s next Topmodel“, „Galileo“, „Late Night Berlin“, das „SAT.1 Frühstücksfernsehen“ und viele mehr ausstrahlen.
Außerdem produziert das Medienhaus für Facebook Watch exklusive Inhalte, die den Zuschauern Einblicke hinter die Kulissen ihrer Lieblings-Shows geben sollen. Dazu zählen auch Backstage-Interviews und weitere Informationen.
Fans können auch aktiv an Umfragen zur Abstimmung über künftige Inhalte teilnehmen und den TV-Stars Fragen stellen. Darüber will Facebook eine noch engere Verbindung mit der Community aufbauen.
Zudem erhalten Nutzer durch die Content-Partnerschaft mit RTL II die Möglichkeit, exklusive Inhalte zu TV-Sendungen wie „GRIP – Das Motormagazin“, „Berlin – Tag und Nacht“, und „Köln 50667“ zu entdecken. Dafür produziert RTL II ebenfalls eigenen Content für Watch.
Zu Beginn soll das Angebot von RTL II mehr als 100 Stunden Bewegtbild umfassen. Dazu zählen Zusammenfassungen vergangener Episoden sowie Highlight-Clips.
Wo die Reise hingeht
Facebook will Watch also zu einer Plattform machen, auf der Menschen gemeinsam Videos entdecken und Videoproduzenten eine treue Fangemeinde aufbauen können. Dafür geht das soziale Netzwerk globale Partnerschaften mit verschiedenen Medienhäusern und Produzenten ein.
Und das könnte YouTube und vor allem Instagrams hauseigener Plattform Instagram TV (IGTV) mächtig Konkurrenz machen – es sei denn, Facebook findet einen Weg, den mäßig wachsenden Video-Dienst seiner Tochter-Plattform mit Facebook Watch zu verbinden.
Von den Inhalten abgesehen, hat Facebook die Plattform aber auch so verändert, dass wir leichter mit unseren Freunden interagieren können. Beispielsweise können wir sehen, welche Videos unseren Freunden gefallen und welche sie geteilt haben.
Außerdem ist Facebook Watch mittlerweile für jeden geöffnet. Früher mussten Seiten mindestens 5.000 Abonnenten haben, um ein Video auf Watch hochzuladen.
Das ist Geschichte. Jetzt gibt es viel mehr Clips und entsprechend auch viel mehr Zuschauer auf Watch. Eine Win-Win-Win-Situation für Produzenten, Nutzer und Facebook selbst.
Zusammengefasst bemüht sich Facebook also weiter, unserem veränderten Mediennutzungsverhalten gerecht zu werden. Das ist lobenswert. Nun bleibt es abzuwarten, ob Facebook Watch auch mit den großen Konkurrenten YouTube und Netflix mithalten kann.
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