Immer mehr Unternehmen ermöglichen es ihren Mitarbeitern, teilweise oder komplett im Home Office zu arbeiten. Doch dieses Arbeitsmodell bringt vor allem für Arbeitnehmer nicht nur Vorteile mit sich. Die Gründe dafür sind natürlich und trotzdem nicht erfreulich.
Wer nicht im Büro anwesend ist, arbeitet auch nicht wirklich. Diese Einstellung ist – leider – noch immer fest in den Köpfen von vielen Personal-Verantwortlichen, Abteilungsleitern und Managern verankert.
Das führt dann dazu, dass es für viele Mitarbeiter immer noch zum Kampf wird, wenn es mal um einen oder zwei Tage im Home Office geht. Und das, obwohl es durchaus Fälle gibt, in denen selbst logische Argumente für einen Tag im Home Office sprechen.
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Wer beispielsweise zur Arbeit in eine andere Stadt pendelt und in der Früh einen Arzttermin hat, verbringt bei Büro-Pflicht mehr Zeit im Auto oder Zug als am Arbeitsplatz. Das führt dazu, dass der jeweilige Mitarbeiter weniger arbeitet und nicht so produktiv ist, weil er erst zu seinem festen Arbeitsplatz gelangen muss.
Home Office: Vorteil oder Nachteil? Studie untersucht Arbeitsmodell
Doch wie sieht es in den Firmen aus, die bereits ein komplettes oder zumindest anteiliges Home-Office-Modell etabliert haben? Wie sieht die Situation der Arbeitnehmer in diesen Firmen aus? Das wollten Ioana C. Cristea und Paul M. Leonardi wissen.
Deshalb haben die Forscher der University of California in Santa Barbara gemeinsam eine Studie aufgesetzt und durchgeführt. Die Ergebnisse haben sie nun in ihrer Arbeit „Get Noticed and Die Trying: Signals, Sacrifice, and the Production of Face Time in Distributed Work“ veröffentlicht.
Bevor wir jedoch im Detail auf die Erkenntnisse von Cristea und Leonardi eingehen, muss ein Hinweis gegeben werden: Die Ergebnisse beziehen sich auf Unternehmen, in denen es sowohl Mitarbeiter mit Präsenz im Büro als auch Mitarbeiter im Home Office gibt.
Das heißt: Auf Unternehmen, die – wie BASIC thinking – komplett dezentral und unabhängig von Zeit und Ort arbeiten, treffen die Fakten nicht oder nur zu einem geringen Anteil zu.
Zwischenmenschliche Interaktionen stechen Telefonate und Chats aus
Warum ist diese Unterscheidung so wichtig? Weil die Nachteile von Mitarbeitern im Home Office vor allem dadurch entstehen, dass zwischenmenschliche und persönliche Interaktionen mehr im Gedächtnis bleiben als ein Chat oder ein Telefonat.
Wenn jedoch in einem Unternehmen ausschließlich digital kommuniziert wird, gibt es zwischen den einzelnen Mitarbeitern keine Unterschiede.
Konkret bedeutet das: Wer im Büro sitzt, wird beim Arbeiten gesehen. Auch das gemeinsame Mittagessen oder der Plausch in der Teeküche bleiben dem Vorgesetzten rein aufgrund unserer menschlichen Veranlagung stärker im Bewusstsein.
Dabei muss es nicht einmal die Absicht eines Abteilungsleiters sein, die Arbeit der Anwesenden höher einzuschätzen. Er ist als Mensch schlicht darauf geprägt. Und dieses erlernte Verhalten ist selbst im Bewusstsein dieses Hintergedankens nur schwer abzuschalten.
Home Office führt zu mehr Arbeit und weniger Beförderungen
Dieser Faktor führt letztendlich dazu, dass sich Mitarbeiter im Home Office künstlich in das Gedächtnis der Vorgesetzten arbeiten müssen. Das funktioniert dann beispielsweise über viele Telefonate oder ständige Erreichbarkeit – auch am Feierabend nach Dienstschluss.
Das wiederum führt jedoch mittelfristig dazu, dass die Mitarbeiter im Home Office mehr arbeiten und tendenziell eher an Burnout erkranken. Wenn Mitarbeiter im Home Office mit Kollegen im Büro um die Aufmerksamkeit konkurrieren müssen, schaden sich viele Angestellte selbst.
Und die Studie zeigt auch: Wer nicht stetig im Bewusstsein ist, erhält weniger Gehaltserhöhungen und wird im Vergleich zu den Kollegen vor Ort seltener befördert. Das sorgt selbstverständlich für Unzufriedenheit und eine schlechtere Arbeitsmoral – und gerade das ist im Home Office sehr gefährlich.
Arbeitgeber müssen klare Regeln festlegen
Damit nun die Mitarbeiter im Büro und im Home Office tatsächlich gleichberechtigt sind, müssen die Geschäftsführer mit gemischten Arbeitsmodellen klare Regeln festlegen. Das beginnt bei der Planung und Umsetzung von Meetings und endet bei messbaren Ergebnissen.
Wie viele Aufträge erledigt der Mitarbeiter im Home Office und wie viele der im Büro? Und das ist nur ein Beispiel. Entscheidend ist, dass Manager vor allem bei Beförderungen die tatsächliche Arbeit und nicht die geschätzte Arbeit miteinander vergleichen.
Denn letztere ist, wie wir bereits gesehen haben, nicht immer ganz unbeeinflusst von äußern Umständen.
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