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Die Tricks der Airlines, um Millennials ins Flugzeug zu kriegen

Kann man die flugresistenten Millennials ins Flugzeug kriegen? (Foto: Pixabay / StockSnap)
geschrieben von Marinela Potor

Wie kriegt man klimabewusste Millennials in ein Flugzeug? Einige Airlines haben sich dazu ein paar clevere Tricks einfallen lassen. Eine gute Idee? 

Viele Millennials wollen nicht mehr fliegen. Von Anti-Flugzeug-Bewegungen wie #jagstannarpåmarken bis hin zu den Fridays-for-Future-Protesten: Flugreisen sind out. Die klimabewusste Generation will einfach nicht mehr unnötig schädliche Emissionen in die Luft blasen, wenn es sich vermeiden lässt.

Den Fluglinien entgeht damit ein gutes Geschäft. Schließlich sind gerade die älteren Millennials mittlerweile über 30, haben sichere Jobs und ein gutes Einkommen. Auch ist diese Generation durchaus reisefreudig. Deshalb haben sich einige Airlines ein paar Strategien überlegt, mit denen sie ganz bewusst Millennials in den Flieger kriegen wollen.

Flüge „off the beaten path“

Wenn es ums Reisen geht, wollen Millennials nicht mehr den klassischen Urlaub am Mittelmeer. Das ist nicht nur langweilig. Alles, was wie Massentourismus riecht, schreckt diese Generation an Reisenden eher ab. Vielmehr suchen Millennials besondere, einzigartige Erfahrungen.

Fluglinien wollen diese Nachfrage erfüllen, indem sie dieser Zielgruppe mehr Flüge „off the beaten path“ anbieten. So startete die US-Fluglinie United speziell für diese Klientel einen neuen Direktflug von San Francisco nach Papeete, Tahiti.

Damit sollten sich genau die Millennials angesprochen fühlen, die nicht mehr die klassische (und leicht abgedroschene) US-Reise nach Hawaii machen möchten. Ein vergleichbares Angebot waren auch die Flüge aus verschiedenen US-Städten nach Neuseeland.

Lufthansa wiederum hat seit 2019 eine beliebte Strecke für hippe Millennials im Programm: von München nach Bangkok.

instagram-taugliche Reiseziele

Millennials wollen nicht nur außergewöhnliche Erlebnisse beim Reisen. Diese sollen auch gut auf Instagram aussehen. Nach einer aktuellen Studie, suchen 40 Prozent der Reisenden zwischen 18 und 33 Jahren ihr Hotel nach der „instagrammability“ aus – also danach, wie gut es auf Instagram aussieht.

Genau aus diesem Grund hat Singapore Airlines nicht nur günstige Flüge aus den USA oder Europa nach Asien im Angebot. Vom Ankunftsflughafen in Singapur aus bietet die Fluglinie günstige Regionalflüge an Städte wie Da Nang in Vietnam.

Dies sei ein „sehr instagramtauglicher“ Ort, sagte Regionalchef Sek Eng Lee dem Branchenmagazin Skift.

„Grüne“ Flüge

Doch das Reiseziel selbst ist nicht die einzige Methode, die Airlines nutzen, um Millennials ins Flugzeug zu bekommen. Einige Fluglinien setzen lieber auf den Klimaschutz selbst.

Der Ansatz: Wenn diese Generation schon so sehr auf das Klima und Emissionen achtet, dann kann man ihnen „umweltfreundliche“ Flüge verkaufen.

Das klingt etwas merkwürdig, doch bei Fluglinien wie Lufthansa oder Ryanair kannst du mittlerweile die CO2-Emissionen deines Flugs direkt schon beim Ticketkauf kompensieren. Das gab es zwar schon vor einiger Zeit. Allerdings zahlte man hier nur einen kleinen Aufpreis. Eine exakte Kompensation fand nicht statt.

Die Fluglinien schafften dieses Angebot aber trotzdem mangels Interesse wieder ab. Jetzt scheint es, angeregt durch Portale wie atmosfair, wieder ein Comeback zu erleben – und diesmal wird der CO2-Fußabdruck pro Flug genau berechnet.

Andere Fluglinien vermarkten wiederum nachhaltigere neue Flugzeugmodelle oder auch Direktflüge als „grüne Flüge“. Da die meisten Emissionen beim Fliegen tatsächlich beim Start ausgestoßen werden, sind Direktflüge (auf eine Person für die Gesamtstrecke berechnet) besser fürs Klima als Flüge mit Zwischenstopps.

Eine ganz neue Idee – bislang allerdings wirklich nur eine Idee und noch nicht Wirklichkeit – sind E-Flugzeuge. Fluglinien wie die Royal Dutch Airlines oder Easyjet forschen derzeit eifrig an Elektro-Flugzeugen.

Wie sinnvoll ist das alles?

Inwiefern sich der Aufwand der Fluglinien lohnt, ist fraglich. Denn wirklich klimabewusste Menschen werden wahrscheinlich trotzdem, so gut sie können, auf umweltfreundlichere Alternativen beim Reisen setzen.

Auch muss man sagen, dass die Millennials zwar eine interessante und lukrative Zielgruppe sind – aber trotzdem eine Nische. Klassische All-Inklusive-Urlauber oder Familien, die an traditionelle Urlaubsziele reisen, sind für Fluglinien viel interessanter.

Dennoch sind es natürlich nicht nur die Millennials, die beim Reisen aufs Klima achten. Es kann also durchaus sein, dass die Fluglinien so doch eine interessante neue Kundschaft für sich gewinnen können.

Ob man damit nicht doch das Fliegen fördert, anstatt auf umweltfreundlichere Alternativen zu setzen und ob man den Flug letztlich mit seinem Gewissen vereinbaren kann, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.