Fotografieren ist schon eine Kunst für sich. Dafür braucht man aber keine teure Spiegelreflexkamera mehr kaufen, sondern eigentlich nur ein gutes Smartphone. Warum das so ist, erklärt Alex Böhm im unterhaltsamen Handy-Fotoratgeber „Scheiß auf Kameras“. Eine Rezension.
Gestandene Fotografen würden vielleicht behaupten, Smartphone-Fotografie habe mit echter Fotografie nicht viel zu tun. Und sicher mag es Bereiche geben, in denen die Behauptung zutrifft. Für Konzertfotografie bei wenig Licht und wenig Zeit zum Beispiel.
Fest steht jedoch auch, dass Smartphone-Fotografie längst in unserem Alltag angekommen ist.
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Ein Schnappschuss vom Hamburger Hafen hier, ein Foto von unseren Liebsten dort: Die beliebteste Kamera finden wir heute immer griffbereit in unserer Hosentasche. Es wird also Zeit, mit dem hartnäckigen Gerücht aufzuräumen, eine teure Spiegelreflexkamera sei das Maß aller Dinge.
Genau das machen Alex Böhm und Carolin Schwartau mit ihrem Smartphone-Fotoratgeber* „Scheiß auf Kameras“. Böhm ist Kameramann, Regisseur und Medienmacher aus Hamburg.
Er ist unter anderem für seine eigenwillig humorvollen YouTube-Videos unter dem Kürzel „Alexibexi“ bekannt. Schwartau ist seine Freundin und in vielen YouTube-Videos auch seine Kamerafrau.
„Scheiß auf Kameras“: Der Fotoratgeber für Smartphone-Liebhaber
Das Buch umfasst 200 Seiten und zehn Kapitel. Die Inhalte stammen von Böhm und Schwartau zusammen. „Scheiß auf Kameras“ lässt sich in vier Buchteile gliedern:
- Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Kamera
- Kameratechnik verstehen
- Kameratechnik nutzen
- Apps und Zubehör
Der erste Buchteil beschäftigt sich mit der Geschichte der Kamera. Böhm zeichnet den Werdegang der Kamera nach, was sicher gerade für die jüngere Generation sehr interessant ist, die sich bislang vielleicht eher weniger mit den Vorfahren der Smartphone-Fotografie beschäftigt hat.
Erst verstehen, dann machen
Der zweite Buchteil gibt uns das nötige theoretische Wissen über Kameratechnik an die Hand. Für wahre Technik-Fans und Fotografie-Profis, die sowieso längst gut im Thema sind, ist das Buch deshalb nicht unbedingt die erste Wahl. Sie werden vieles sicher schon gehört haben.
Aber für interessierte Fotografen, die gerade erst angefangen haben, sich in die Kameratechnik einzuarbeiten, ist „Scheiß auf Kameras“ ein sehr lehrreicher und unterhaltsamer Ratgeber.
Böhm und Schwartau haben nämlich verstanden, dass wir die Technik erst verstehen müssen, um sie auch richtig anzuwenden. Deshalb beschreiben sie die Inhalte leicht verständlich und aufeinander aufbauend.
Wir lernen beispielsweise, was es mit Begriffen wie ISO-Empfindlichkeit, Verschlusszeit und Weißabgleich auf sich hat. Das ist alles sehr locker und fast schon flapsig erklärt, zeichnet aber Böhms eigenwilligen Humor aus. Dafür ist „Scheiß auf Kameras“ eben auch sehr leicht verdaulich.
Hier und da stolpern wir über ein paar Hashtags und vor allem viele Bilder. Das Buch ist also auch an die heutige Social-Media-Generation angepasst. Wer keine Lust auf ein trockenes Sachbuch hat, wird beim Lesen sicher viel Spaß haben.
Der praktische Teil: Fotografieren, fotografieren, fotografieren
Im dritten Buchkapitel geht es darum, die gelernte Kameratechnik praktisch anzuwenden. Wir erhalten Tipps und Tricks dazu, wann sich welches Bildformat lohnt. Das Buch gibt Hilfestellung zu verschiedenen Zoom-Einstellungen, den Perspektiven und auch dazu, wann man ein Motiv wie ins richtige Licht rückt.
Vor allem zeigt „Scheiß auf Kameras“ auch, was mit Smartphone-Fotografie heute alles möglich ist. Und wo wir schon beim Thema sind: Was Böhm und Schwartau nicht zeigen, sind geleckte Instagram-Fotos von speziellen Motiven.
Die beiden setzen stattdessen viel auf Alltagsfotografie, um zu zeigen, dass jedes Motiv ein gutes Foto wert ist. Und das macht das Buch sympathisch.
Konkrete Smartphone-Beispiele und Empfehlungen
Besonders praxisorientiert ist das Buch durch seine konkreten Beispiele aktueller Smartphone-Modelle. Böhm und Schwartau haben sich nämlich verschiedene Geräte herausgesucht: Das Xiaomi Pocophone F1, das Google Pixel 3, das Huawei Mate 20 Pro und P20 Pro sowie das Apple iPhone XS.
Wir erhalten zu jedem Modell konkrete Hilfen zu Einstellungsmöglichkeiten und dazu, wie wir das beste aus der jeweiligen Kamera herausholen. Das ist sehr angenehm, weil man nach Beenden eines Kapitels gleich sein Smartphone zücken und die genannten Tipps sofort umsetzen kann.
Übrigens gibt es auf Basis dessen, was wir über das Fotografieren mit Smartphones gelernt haben, auch noch Tipps und Tricks für das Filmen.
„Scheiß auf Kameras“, aber nicht auf Apps und Zubehör
Im letzten Buchkapitel erhalten wir Empfehlungen für Apps und Zubehör von Drittanbietern. Obwohl diese Produktbeispiele in ein oder zwei Jahren natürlich schon wieder überholt sein könnten, machen gerade sie das Buch sehr frisch und modern.
Auch hier gilt: Die konkreten Beispiele liefern tolle Ideen, die wir sofort umsetzen können. Das macht „Scheiß auf Kameras“ auch zu einem tollen Nachschlagewerk, in dem sicher auch Profis bei Bedarf immer mal wieder gezielt herumblättern können.
Zudem soll der Smartphone-Fotoratgeber auch immer wieder bearbeitet und neu aufgelegt werden. Ob das Buch regelmäßig neu erscheint und die genannten Smartphone-Modelle und App-Vorschläge dann ausgetauscht werden, ist noch nicht bekannt.
Wer also einen praxisnahen, locker geschriebenen Ratgeber zur Smartphone-Fotografie sucht – ob blutiger Anfänger oder geschulter Hobby-Fotograf – dürfte mit „Scheiß auf Kameras“ glücklich werden. Für gestandene Profis eignet sich das Buch vor allem als eine Art Lexikon, um gezielt nach Ideen und Inspiration zu suchen.
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