Das Mode-Label Human Blood hat die Zusammenarbeit mit Sheepworld beendet, weil dessen Gründer Tobias Hiltl auf seinem privaten Facebook-Profil „gegen Flüchtlinge hetzt“. Mittlerweile hat sich auch Sheepworld distanziert. Ein Schritt in die richtige Richtung gegen Hass bei Facebook?
Laut der Online-Fachzeitschrift W&V habe sich Tobias Hiltl demnach abwertend über die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete geäußert. Der Sheepworld-Chef habe sie als „Schlepperin und Menschenhändlerin“ bezeichnet. Mittlerweile ist weder der Post noch sein Profil auffindbar.
Human Blood beendet die Zusammenarbeit mit Sheepworld
Das Amberger Mode-Label Human Blood hat daraufhin die Zusammenarbeit mit Sheepworld beendet. In einem offiziellen Statement erklärt das Unternehmen, dass Hiltls Äußerungen „absolut unvereinbar mit unserer Marke und unserer Philosophie“ seien.
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Und weiter: „Wir als Marke gegen Rassismus und Ausgrenzung können, wenn auch privat gepostet, solche Äußerungen nicht hinnehmen und stellen daher die Kooperation mit der Sheepworld AG mit sofortiger Wirkung ein.“
Laut dem Bayrischen Rundfunk sei das Profil von Hiltl lange öffentlich gewesen. Er teilte offenbar Beiträge der Alternative für Deutschland (AfD) und schrieb von der „Einwanderung asozialer Kulturen“.
Der Wortlaut seines Postings zu Carola Rackete lautete: „Sieht so aus als würde die vor Libyen kreuzen und nur darauf warten bis Flüchtlinge kommen.“
Und weiter: „Das ist wie auf Ernte warten, um seinen Job zu rechtfertigen! Das ist echt ein Witz die Schlepperin und Menschenhändlerin unterstützende Rakete auch noch zu hofieren und ihre Tat für gut heißen.“
Auch Sheepworld distanziert sich von Gründer Tobias Hiltl
Sheepworld selbst hat inzwischen mit einer Pressemitteilung auf Facebook ebenfalls auf die Auseinandersetzung reagiert – und sich von seinem Chef distanziert.
„Es tut uns leid, wenn die Äußerungen von Tobias Hiltl für Unmut bei Euch gesorgt haben. Wir möchten klarstellen, dass es sich um die privaten Meinungsäußerungen von Tobias Hiltl handelt und dies nicht die Position der Sheepworld AG ist“, schreibt das Unternehmen an seine Kunden.
„Wir stehen für Fairness und Vielfalt. Dabei lassen wir uns keinem politischen Lager zuordnen und das ist auch gut so. Unser Kanal ist deshalb auch keine geeignete Plattform für politische Auseinandersetzung in dieser Form. Bitte habt Verständnis dafür, dass wir politische Anfeindungen und Beleidigungen hier nicht dulden.“
Hiltl reagiert auf Ankündigung von Human Blood
Gegenüber der Amberger Zeitung Onetz hat sich Hiltl erstmals öffentlich geäußert. Demnach sei er weder Rassist noch Hetzer oder gar ein Anhänger der AfD.
Das Statement von Human Blood quittierte er folgendermaßen: „Das ist mal echt konsequent. Gratuliere euch so konsequent andere Meinungen zu diskreditierten! Scheinbar passt auch eine andere, realistische Meinung nicht zu Euch, sprich alles außerhalb einer linken Meinung wird niedergetrampelt und vernichtet! So läuft das hier scheinbar. – Naja, ist halt so im linksgrünen Millieu! Toleranz gilt nur in eine Richtung!“
Das Mode-Label wiederum reagierte per Twitter mit nichts als Nächstenliebe auf seine Antwort: „Unser Abschiedsgeschenk ist, dass wir die noch im Lager befindlichen T-Shirts der Seenotrettung zusenden, damit diese die Shirts Flüchtlingen geben kann, die sie brauchen.“
Letztendlich entschuldigte sich Hiltl über die Facebook-Seite seiner Firma.
Mission Lifeline lädt Hiltl zur Seenotrettung ein
Besonders schön reagierte auch die Hilfsorganisation Mission Lifeline aus Dresden: Per Twitter sprach der Verein Sheepworld direkt an – und lud Hiltl ein, einmal selbst bei einer Rettungsmission mitzufahren.
Hey @sheepworld_de! Wir haben gehört Dein Boss hat keine gute Meinung von Seenotrettung und #CarolaRakete. Wie wärs, wenn Du ihm sagst, dass er doch mal bei einer Mission mitfahren kann? Dann klären sich die Vorbehalte vielleicht! Einfach bewerben: crew@mission-lifeline.de
— MISSION LIFELINE (@SEENOTRETTUNG) 4. Juli 2019
Ein Schritt in die richtige Richtung
Es ist natürlich schön zu sehen, dass Sheepworld und Human Blood zeitnah auf die diskriminierenden Anfeindungen von Hiltl reagiert haben und sein Post nicht mehr auf Facebook auffindbar ist.
Die Kommentare unter dem von Human Blood geteilten Statement fallen auch überwiegend positiv aus. Fans der Modemarke loben das Unternehmen dafür, so konsequent zu sein.
Ein Schritt in die richtige Richtung gegen Hass auf Facebook ist der Fall definitiv. Allerdings haben die Unternehmen selbst reagiert.
Es stellt sich die Frage, ob Facebook selbst überhaupt etwas gegen Hiltls fragwürdige Postings getan hätte, wenn Sheepworld und Human Blood nicht selbst aktiv geworden wären.
Immerhin will Facebook ja unbedingt mehr gegen Hass auf der Plattform unternehmen. Zuletzt hatte das soziale Netzwerk sogar ein Aufsichtsgremium angekündigt – aber nur kurz darauf ein Bußgeld von zwei Millionen Euro aufgedrückt bekommen, weil es offenbar nicht alle Hasskommentare aus dem Halbjahr 2018 gemeldet hatte.
Glaubwürdig klingt das alles nicht.
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Nix für ungut, aber das war eine legale Meinungsäußerung und kein „Hass“.
Von dem „Modelabel“ habe ich übrigens noch nie was gehört.
Wieso versteckt man sich außerdem hinter einer englischen Limited, wenn man doch den Sitz in Amberg hat?
Ich bezweifel ernsthaft, dass der Betreiber überhaupt nennenswerten Umsatz macht. Schließlich sind die T-Shirt-Motive nicht gerade schön und außerdem sind alle „Models“ nur Stockfotos, welche digital mit den Motiven versehen wurden.
Zudem steht das Label selbst in der Kritik, nachdem es die Marke „#wirsindmehr“ hat registrieren lassen. Kurz darauf folgte die medienwirksame Entschuldigung, man habe das ja gar nicht so gemeint und hätte sie ja nur schützen wollen. Weitere Informationen in diesem Beitrag: https://youtu.be/yo5NQeLfFlE
Hier wurden im Endeffekt mal wieder stark polarisierende politische Strömungen genutzt, um die T-Shirt Brand am Leben zu halten.
Die Äußerungen von Herrn Hiltl sind spätestens nach dem typischen „linksgrünen“ Nazi-Kauderwelsch leicht einzuordnen, stellen aber trotzdem eine freie Meinungsäußerung dar. Ob das jetzt schon Hassrede ist oder nicht, hat im Endeffekt eine justiziable Instanz zu entscheiden.