Stellt euch vor, ihr lebt in einem Land, in dem jeden Moment wieder das komplette Internet ausfallen könnte. Das klingt zwar verrückt, ist aber leider nach wie vor ein großes Problem in afrikanischen Ländern. Nehmen wir als Beispiel Äthiopien: Hier wurden zuletzt am 11. Juni die Leitungen nach außen gekappt. Neben der Kommunikation über beliebte Messenger, wie WhatsApp und Telegram, war auch die gute alte SMS betroffen.
Grund waren laut der Regierung, die hinter diesen Manövern steckt, die landesweiten Prüfungen. Unterschleif soll bei den Studenten auf jeden Fall unterbunden werden. Für die meisten Menschen dürfte die Maßnahme etwas überzogen sein, aber auch 22 andere afrikanische Länder haben in den letzten 5 Jahren aufgrund von diversen, vorgeschobenen Gründen das freie Internet blockiert.
Für IT-Firmen in den Ländern ist eine solche Situation untragbar. Das äthiopische Kl-Labor iCog, dass den humanoiden Roboter Sofia mitentwickelt hat, leidet beispielsweise an den Ausfällen. Die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern in Kanada, Hong Kong, Japan und den USA wird so unmöglich gemacht und langfristig nimmt auch der Frust bei den Mitarbeitern zu. Denn auch die Dauer der Blockaden steigt mit jedem Mal an.
[mg_blockquote cite=“Dawit Bekele, Afrikas Direktor der Internet Society“]State-ordered internet shutdowns are on the verge of becoming the „new normal“.[/mg_blockquote]Das Vorgehen ist für den Staat ziemlich einfach. Die meisten Telekommunikationsanbieter arbeiten nämlich unter der Flagge der Regierung. Auf diesem Weg können innerhalb von wenigen Stunden die demokratische Grundordnung umgangen und das Recht des Einzelnen eingeschränkt werden. In den meisten Fällen passiert dies, um Versammlungen und Demonstrationen zu behindern oder um Kritik an der Regierung einzudämmen.
Dabei ist die IT-Branche ein Hoffnungsschimmer für das Entwicklungsland. Auch bekannt als „Sheba Valley“ bringen IT-Firmen Dutzende Stellen und andere Vorteile in das Land. Bis heute wurden beispielsweise Dutzende gesperrte Webseiten wieder freigegeben und auch das mobile Internet befindet sich im kontinuierlichen Ausbau.
Im IT-Service-Bereich werden dagegen bis heute kaum international verfügbare Dienste angeboten, da man nicht sicherstellen kann, dass man durchgehend verfügbar ist. Diejenigen Anbieter, die sich von der Blockade nicht einschränken lassen, fliegen in Zeiten ohne Internet in Nachbarländer, um die Kundenbedürfnisse befriedigen zu können.
Neben dem ganzen Stress, den das Vorgehen mit sich bringt, kostet die Abschaltung des Internets auch sehr viel Geld. Äthiopien, das ohnehin nur ein geringes Pro-Kopf-Einkommen hat, kostet ein Tag ohne Zugriff auf das World Wide Web ungefähr 4,4 Millionen Dollar. Das sorgt auch für kreative Ideen. Der Gründer einer Chatbot-Plattform namens „Langbot“ wollte Facebook Konkurrenz machen und bot deswegen seine Alternative im Internet an. War das Netz mal weg, ging er einfach in Hotels, Botschaften oder gleich in Büros der Vereinten Nationen, um seine KI weiter zu optimieren.
Quelle: Quarz
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