Kate Louisa ist eine junge deutsche Sängerin und Synchronsprecherin. Im Interview sprechen wir mit ihr über die Rolle von sozialen Medien für Künstler und Musiker. Auch die Rolle von und die Bezahlung durch Streaming-Dienste ist ein großes Thema.
Wer in Deutschland als Musiker sein Geld verdienen möchte, erntet häufig komische Blicke und Kommentare. Das weiß auch Kate Louisa. Denn auch die junge Sängerin hat schon öfter gemerkt, dass „Musikerin als Job“ nicht ernst genommen wird.
Deswegen haben wir Kate Louisa zum Interview gebeten. Wir haben mit ihr über den Anfang ihrer Karriere, die immer größer werdende Rolle von Facebook, Instagram und Co. in der Musik-Branche sowie die Einkünfte aus dem Streaming-Geschäft gesprochen.
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Kate Louisa: Eine junge Künstlerin an der Schnittstelle zwischen Pop und Indie
BASIC thinking: Kate, auf deiner Homepage schreibst du, dass du bereits im Alter von drei Jahren deine Liebe zur Musik gefunden hast. Im vergangenen Jahr hast du deine erste eigene Kurz-CD (EP) herausgebracht. Was sind die nächsten Schritte?
Kate Louisa: Es war ein tolles Gefühl, zum ersten Mal meine eigenen Melodien in Songs zu verpacken und diese auch live vor Publikum zu spielen. Daran arbeiten wir jetzt weiter. Unsere aktuelle Single „Mädchen ohne Land“ hat direkt den iTunes-Charts-Einstieg auf Platz 27 geschafft.
Gleichzeitig spielen wir in diesem Jahr sehr viel live in ganz Deutschland. Gerade haben wir den „Woman of the World Festival Newcomer Contest“ aus 350 Bewerberinnen gewonnen. Ab Herbst steht die Entscheidung für eine Booking-Agentur und ein Label an.
Als junge Künstlerin ist es sicher nicht leicht, sich eine Fan-Gemeinde aufzubauen – gerade an der Schnittstelle zwischen Pop und Indie. Worauf achtest du dabei?
Ich habe mich musikalisch lange ausprobiert und eine Zeit gebraucht, bis ich mich getraut habe, mich selbst mit meiner eigenen Musik zu zeigen. Meine Texte sind Geschichten aus meinem Leben. Die Melodien nehme ich auf, wenn ich unterwegs bin und mir eine gute Idee kommt.
Das heißt, meine Musik kommt zu 100 Prozent aus mir heraus. Alles ist authentisch und ich. Das ist mir wichtig. Es gibt viele Künstler, die Songs singen, die andere für sie schreiben. Das ist ok. Ich möchte aber, dass mein Publikum weiß, dass ich mich nackt mache in meinen Songs und sie wirklich mich hören.
Dadurch möchte ich Mut machen, seine eigenen Träume zu verfolgen und verwirklichen. Wir haben in unserer westlichen Welt so viele Chancen und Möglichkeiten und stehen uns oft eher selbst im Weg. Manchmal dauert es etwas und wir verlaufen uns – so wie ich mit meiner Musikrichtung.
Aber wenn wir authentisch, mutig und zielstrebig bleiben, setzen wir uns irgendwann durch. Durch die Zuschriften, die ich bekomme, merke ich, dass meine Hörer das auch wahrnehmen und schätzen.
Die Rolle von sozialen Medien für junge Musiker
Welche Rolle spielen soziale Medien für dich und deine Karriere?
Ich habe einen Instagram- und einen Facebook-Account, die ich beide sehr aufwendig pflege. Social Media ist eine tolle Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen, seine Musik zu präsentieren – und das unabhängig von der Promo-Arbeit der großen Plattenfirmen.
Es ist zudem toll, in einem so engen Austausch mit den Fans sein zu können. Das Internet hat letztlich auch die Musikbranche stark verändert. Die sozialen Medien spielen da eine große Rolle.
Sie geben dem Künstler einerseits viel mehr Macht und Handlungsspielraum, sich selbst zu vermarkten. Auf der anderen Seite ist es dadurch, dass sich natürlich alle im digitalen Raum positionieren und präsentieren, viel schwieriger, den Kampf um die Aufmerksamkeit für sich zu entscheiden.
Deine Kanäle auf Facebook, Instagram und YouTube sind verhältnismäßig klein. Soll das so bleiben?
Ich arbeite natürlich immer daran, meine Reichweite zu erhöhen und es werden stetig mehr Follower, worüber ich mich freue. Wichtig ist es mir aber auch, „echte Follower“ zu haben, die mit mir agieren und meine Musik hören. Qualität statt Quantität spielt da auch eine Rolle. Meine Engagement-Rate ist mit zehn Prozent sehr hoch.
Glaubst du, dass es heutzutage möglich ist, ohne große Auftritte in den sozialen Medien erfolgreich zu sein und zu werden?
Als Newcomerin ist es heutzutage schwierig, da der Einflussbereich der sozialen Medien zu groß geworden ist, als dass sich Künstler davon komplett lossagen könnten. Die Fans wünschen sich Nähe zu ihren Lieblingskünstlern, wollen Neuigkeiten erfahren und freuen sich auch über private Einblicke aus dem Alltagsleben.
Ich halte es für schwierig, eine nachhaltige Fan-Gemeinschaft aufzubauen, ohne dort präsent zu sein. Wie viel man individuell als Künstler preisgibt, obliegt einem dann selbst.
Analoge und digitale Einkommensquellen von Kate Louisa
Selbstverständlich ist es für jeden Künstler entscheidend, mit seinen Werken Geld zu verdienen. Welche Quellen oder Kanäle sind für dich relevant?
Musikerin zu sein, ist mein Job – auch wenn das leider in Deutschland nicht immer als solcher anerkannt wird. Doch wir alle brauchen Musik. Was wäre, wenn man seine Geburtstagsfeier ohne Playlist veranstaltet, in einen Club geht und es keine Musik zum Tanzen gibt.
Fast bei jedem läuft im Auto oder beim Kochen das Radio. Trotzdem sind viele nicht bereit, für Musik zu bezahlen. Sie wollen Songs im Internet umsonst hören oder möchten, dass Bands live ohne Bezahlung spielen. Das finde ich schade.
Dennoch generiere ich momentan mit Live-Auftritten und CD-Verkäufen auf Konzerten das meiste Geld. Je mehr ich spiele, desto mehr bekomme ich von der Gema ausgezahlt, da ich alle meine Songs selbst schreibe. Diese Einnahmen und Merchandise (Werbeartikel) kommen in Zukunft hinzu.
Immer wichtiger wird ganz allgemein auch die digitale Musik- und Streaming-Szene rund um Spotify und Co. Die Einkünfte dabei sind jedoch auf den ersten Blick sehr gering. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
Ich denke, Streaming-Dienste sind eine tolle Möglichkeit, um seine Musik zu präsentieren. Heutzutage können dadurch auch deutsche Künstler im Ausland gestreamt werden und völlig Unbekannte, ihre Musik einem breiten Publikum zur Verfügung stellen.
Wenn Newcomer in relevante Playlisten aufgenommen und von Streaming-Diensten supportet werden, eröffnet das neue Chancen sich zu positionieren. Richtig Geld verdienen kann man aber damit gerade als Newcomer kaum. Die Bezahlung ist in der Tat sehr gering.
Wie viel Geld zahlen Spotify und Co. einer kleinen Künstlerin wie dir pro Stream?
Derzeit circa 0,0038 US-Dollar pro gespieltem Song. Eine Million Streams entsprechen also ungefähr 3.800 US-Dollar. Dabei kommt es allerdings noch darauf an, ob die Hörer Free-Accounts oder Paid-Accounts benutzen.
Um Musik zu veröffentlichen, braucht man als Künstler ein Plattenlabel (für den Label Code) und einen Vertrieb, der die eigene Musik online vertreibt. Je nachdem bei welchem Plattenlabel und Vertrieb man unter Vertrag ist und welchen Deal man mit denen hat, ergibt sich der Anteil den man abgeben muss.
Ein Teil geht ans Label, ein Teil an den Vertrieb. Meistens ist auch der Produzent noch beteiligt. Erst nach Abzug dieser Verteilungen erhält der Künstler Geld.
Können Streaming-Dienste für eine gerechtere Vergütung sorgen?
Findest du diesen Preis gerechtfertigt?
Das ist Ansichtssache. Prinzipiell müssen wir bedenken, dass wir einmal im Monat zehn Euro bezahlen und dafür jede Musik zur Verfügung haben, die auf dem Markt ist. Natürlich ist es heutzutage einerseits einfacher Musik herzustellen als früher. Dennoch stecken in einer CD-Veröffentlichung immer noch hohe Kosten.
Diese spielen sich zu Anfang über Spotify nicht wieder rein, wenn man Newcomer ist und noch nicht so viel Streams hat. Andererseits: Künstler mit zwei Millionen monatlichen Hörern werden sich nicht beschweren. Aber da muss man erstmal hinkommen.
Sind Spotify, Deezer und Co. für dich eine relevante Einnahmequelle?
Absolut!
Wie viele Streams benötigt man in deinen Augen, damit es sich lohnt?
Eine Million monatliche Hörer bei Spotify ist ein guter Verdienst.
Ist es möglich, seinen Lebensunterhalt als (kleine) Musikerin komplett nur über digitale Einkünfte (Spotify, YouTube und Co.) zu finanzieren?
Nein, nicht als kleine Musikerin, da die Streaming-Zahlen noch nicht hoch genug sind. Das Geld wird hier durch Shows, Gema und CD-Verkäufe auf Konzerten eingenommen.
Zum Schluss ein kleiner Blick in die Zukunft: Glaubst du, dass Streaming-Dienste langfristig zu einer gerechteren Vergütung von Künstlern beitragen können?
Das ist die Frage. Apple Music zum Beispiel zahlt mehr pro Stream als Spotify, YouTube hingegen so gut wie gar nichts. Daher ist es schon wichtig, als Künstler auch darauf zu pochen, dass die eigene kreative Arbeit entsprechend entlohnt wird und die Portale ihre Marktmacht nicht zu lasten der Musiker ausreizen.
Ähnlich wie bei der Gema wäre es nur fair, hier einheitliche und transparente Regeln zu schaffen. Es ist schwer, die früheren Hochzeiten der Schallplatten- und CD-Käufe finanziell aufzufangen.
Vielen Dank für das Gespräch, Kate!
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