Mittlerweile ist die zweite Auflage des Yoga Book bereits einige Zeit erhältlich. Es ist unüblich, dass wir uns auch „ältere“ Hardware ansehen, doch gerade bei diesem Modell wollte ich eine Ausnahme machen. Ich war großer Fan des ersten Yoga Book – warum war? Leider war die dünne Konstruktion nicht sonderlich stabil. So stellte mein Notebook nach etwas über einem Jahr leider seinen Dienst ein. Umso mehr wollte ich aber die Chance nutzen, mir jetzt die Neuauflage anzusehen. Veränderungen gibt es einige, sei es das Design oder auch das Betriebssystem. Modelle ohne Windows und dafür mit Android gibt es nicht mehr.
Design und Verarbeitung
Nur das beste: Beim Gehäuse setzt der Hersteller auf eine Legierung aus Aluminium und Magnesium. Die Oberfläche ist überraschend griffig und damit rutschfest. Die beiden Gehäuseteile sind fast gleich dick, was auf die fehlende Tastatur zurückzuführen ist. Besonders auffällig ist das Scharnier, es besteht aus 130 mechanischen Teilen. Das erste Öffnen des Notebooks wird bei einigen Nutzern für Erstaunen sorgen – das Notebook kann nicht klassisch geöffnet werden. Es gibt keine Aussparung im Gehäuse, stattdessen muss der Nutzer mit dem Knöchel zweimal auf den oberen Teil des Notebooks klopfen, dann öffnet es sich automatisch. Im Test funktionierte das fast immer, im Zweifel kann das Gerät mit etwas Fingergeschick aber auch klassisch geöffnet werden.
Im Inneren finden wir die beiden Displays, sie sind mit einem Glaspanel geschützt. Die Displays besitzen eine Diagonale von 10,8 Zoll. Statt dem zweiten Touch-Display verbaut Lenovo in der zweiten Auflage jetzt ein E-Ink-Display. Damit entfallen der Papierhalter und der klassische Stift, stattdessen kann auf der Glasfläche direkt via Stylus gezeichnet werden. Weite Vorteile gibt es ebenso: Das zweite Display kann theoretisch als großer E-Ink-Reader eingesetzt werden. Weiterhin ist es möglich, auf der Unterseite mit Vibrationsfeedback zu tippen.
Leistung und Schnittstellen
Angesichts der schmalen Bauform dürfen wir hier natürlich keine großen Sprünge erwarten. Im günstigeren Modell bekommen wir einen Intel Core m3, im teureren Modell immerhin einen Intel Core i5 Prozessor. Dazu kommen schmale vier GB Arbeitsspeicher und eine 128 bis 256 GB große M.2 SSD. In der größten Ausbaustufe – die ich auch getestet habe – ist außerdem ein LTE-Modem verbaut. Bei den beiden Intel Core i-Modellen ist der Pen bereits im Lieferumfang enthalten, im günstigeren Modell leider nicht.
Bei den Schnittstellen gibt es ein sehr spartanisches Angebot. Zwei USB-C 3.1 Schnittstellen – über eine wird das Gerät aufgeladen – und ein microSD-Schacht, das war es dann schon. Selbst der Mini-HDMI-Anschluss des Vorgängers existiert hier nicht mehr, einen Audioanschluss finden wir ebenfalls nicht. Die notwendigen USB-C-Adapter darf sich der Nutzer selbst anschaffen, im Lieferumfang sind keine enthalten.
Der Akku kann mit maximal 27 Watt via USB-C geladen werden – dazu könnt ihr auch auf alle anderen USB-C-Netzteile zurückgreifen – und ist leider ziemlich schnell leer. Für einen ganzen Tag auf der Uni benötigt ihr noch eine Powerbank, was die Mobilität erheblich eingrenzt. In meinem Test schaffte ich es selten über fünf, im besten Fall sechs, Stunden Laufzeit hinaus.
Die Betriebsmodi des E-Ink-Displays
Das E-Ink-Display, das Lenovo anstelle einer Tastatur verbaut, ist die größte Weiterentwicklung im Vergleich zum ersten Modell – es besitzt auch deutlich mehr Funktionen.
Die digitale Tastatur
Die Standardansicht bleibt aber ohne Frage weiterhin die Tastatur. Es sind zwei unterschiedliche Designs der Tasten verfügbar. Laut Lenovo werden die Eingaben von einer KI ausgewertet, damit soll die Produktivität beim Schreiben um 22 Prozent steigen. Haptisches Feedback gibt es durch einen Vibrationsmotor, so wird dem Nutzer das Gefühl vermittelt, eine Taste auch getroffen zu haben. In der klassischen Tastatur-Ansicht wird das Trackpad permanent eingeblendet, in der modernen Ansicht nur bei Benutzung.
Der digitale Zeichenblock
Der physische Zeichenblock, wie wir ihn noch beim Vorgänger gefunden haben, fällt weg – stattdessen können wir jetzt mit dem Finger oder besser dem beiliegenden Pen auf beiden Displays zeichnen. Besonders gut funktioniert dies auf dem E-Ink-Display, es reagiert überraschend schnell und kann 4.096 Druckstufen unterscheiden. Leider gibt es keine „Live-Übertragung“, das bedeutet, ihr zeichnet auf dem zweiten Display ausschließlich in einer Software und könnt die Inhalte nur via Copy Paste anschließend in andere Anwendungen übertragen.
Der E-Reader
Der E-Reader-Modus scheitert letztlich leider vor allem an der Software. Die Auflösung kann sich sehen lassen, auch die Bedienung ist gelungen, leider werden in diesem Modus aber nur PDF-Dateien unterstützt. Nach einem kurzen Test wird auch schnell klar: Den nächsten Bestseller werde ich auf meinem neuen Yoga Book definitiv nicht lesen. Dafür ist das Gerät dann doch zu schwer und mittlerweile habe ich mich auch sehr an die Hintergrundbeleuchtung anderer E-Reader gewöhnt. Diese gibt es beim C930 Book leider nicht.
Yoga Book C930 im Alltagstest
Im Alltagstest schlägt sich das System überraschend gut, die meisten Probleme gibt es eigentlich bei der Softwareumsetzung. Immer wieder stoße ich an Grenzen des Displays, die so eigentlich nicht sein müssten. Es fehlt an Funktionen und Stabilität, beim Laden eines großen PDF stürzte mir leider häufiger das komplette Gerät ab.
Zudem bringt das E-Ink-Display einen erheblichen Nachteil mit sich: Die Technik ist langsam. Beim Zeichnen ist dies überraschenderweise kein Problem, beim Wechseln der Eingabemodi schon.
Ein kurzer Exkurs noch zum Öffnen des Geräts: Was zu Hause auf dem flachen Tisch immer gut funktioniert hat, sieht unterwegs deutlich anders aus. Gerade auf meinem Schoß im ÖPNV sind oft auch vier oder fünf Versuche notwendig. Da wird das nette Klopf-Feature schnell zum nervigen Bremser.
Für wen ist das Yoga Book C930 geeignet?
Das Yoga Book C930 eignet sich für all jene, die einen möglichst kompakten und vielseitigen digitalen Begleiter benötigen und unterschiedliche Anwendungsfälle abdecken müssen. Die Zielgruppe sehe ich hauptsächlich bei Studenten – vor allem bei textlastigen Studiengängen – und vielleicht auch bei Berufsbildern, in denen viel gezeichnet werden muss.
Vieltipper, wie ich, werden am Ende nie mit der fehlenden Tastatur leben können, im Zweifel bietet hier sogar ein Tablet mit ansteckbarer Tastatur ein komfortableres Erlebnis. Ich habe diesen Testartikel direkt auf dem Yoga Book C930 getippt und kann an dieser Stelle ganz ehrlich sagen: Es wird der erste und letzte Testbericht sein, der auf diesem Gerät entstand.
Preis und Verfügbarkeit
Stichwort Studenten: Studentenfreundlich sind die Preise nicht mehr. Der Vorgänger war hier mit Preisen unter 500 Euro durchaus interessant, die neue Technik lässt die Preise aber enorm steigen.
Das Einsteigermodell beginnt jetzt bei einer UVP von 899 Euro, das ist mehr als das Doppelte. Die Modelle mit stärkerem Prozessor und Stift kommen dann auf 1.199 und 1.299 Euro.