Der YouTuber Rezo hat mit seinem Video gegen die CDU mächtig Wirbel in die Europawahl gebracht. Und auch die bei Studenten viel genutzte App Jodel liefert spannende Erkenntnisse. Das hat zu massiven Verschiebungen geführt – ob nun mit oder ohne Rezo-Effekt.
Die Union hat bei der Europawahl 2019 historisch schlecht abgeschnitten. Den Hochrechnungen zufolge erreichen CDU und CSU zusammen nur 28,9 Prozent. Damit bleiben die Parteien der großen Koalition in Deutschland zwar stärkste Kraft. Die Politik könnte sich aber trotzdem dauerhaft stark verändern.
Die Europawahl 2019 in Deutschland
Das liegt vor allem an den jungen Wählern. 34 Prozent der 18- bis 24-Jährigen haben den Grünen ihre Stimme gegeben – ein Plus von 16 Prozent. Insgesamt vereint die Partei 20,5 Prozent aller Stimmen auf sich. Damit ziehen sie ins Europaparlament ein und sind erstmals zweitstärkste Kraft in einer bundesweiten Wahl.
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Aber was steckt hinter dem enormen Prozentgewinn der Grünen? Nun ja, einfach ausgedrückt interessiert sich die Jugend wieder für ihre Zukunft. Es geht um Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Gibt es einen Rezo-Effekt?
Laut ARD kommt die Union bei den 18- bis 24-Jährigen nur auf elf Prozent der Stimmen. Bei der Europawahl 2014 hatten sie in dieser Altersgruppe noch 27 Prozent erreicht. Das heißt, dass sich viele junge Wähler von CDU und CSU abgewendet haben.
Möglicherweise hat die „Fridays for Future“-Protestbewegung großen Einfluss auf junge Wähler genommen. Und vielleicht hat der YouTuber Rezo mit seinem Anti-CDU-Video viele Leute zum Nachdenken gebracht. Eindeutig sagen lässt sich das nicht.
Aber es bleibt der sehr starke Eindruck, dass beide Initiativen etwas Großes bewirkt haben.
Zur Erinnerung: Unter dem Titel „Die Zerstörung der CDU“ hatte Rezo die Politik der Union 55 Minuten lang scharf kritisiert. Das Video wurde mittlerweile mehr als zwölf Millionen mal angeklickt und sammelte eine Million Likes.
Natürlich hat der YouTuber dafür auch viel Spott im Netz abbekommen. Aber wer auf Rezo schimpft, hat nichts kapiert. Sein Video ist ein persönlicher Kommentar, der nicht perfekt, aber verdammt gut recherchiert ist.
Es sollte uns freuen, dass junge Menschen sich so stark für Klimapolitik und Nachhaltigkeit interessieren. Dass sie dafür auf die Straße gehen, ellenlange Recherchen betreiben und Videos aufnehmen, um anderen davon zu erzählen. „The kids are alright“, würden „The Offspring“ jetzt sagen.
Außerdem haben auch ältere, kompetente Leute auf das Video reagiert.
Zum Beispiel hat sich die deutsche Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin und YouTuberin Mai Thi Nguyen-Kim mit Mediziner und Schriftsteller Eckart von Hirschhausen zusammengetan, um den Klimawandel-Teil des Videos wissenschaftlich zu prüfen. Das Ergebnis: Rezo hat in (fast) allen Punkten Recht.
Das kann wiederum Einfluss auf ältere Wähler nehmen, die Journalisten und Medizinern mehr Glauben schenken als jungen YouTubern.
Grüne bekommen mehr Jugendstimmen als Union und SPD zusammen
Die Statistik zum Wahlverhalten der 18- bis 29-Jährigen zeigt auch: Die Grünen haben von den Jungen mehr Stimmen bekommen als Union und SPD zusammen.
Damit müssen die großen Volksparteien sich auseinandersetzen. Denn wenn sie so weitermachen wie bisher, werden sie augenscheinlich immer mehr Wähler verlieren.
Außerdem kommt die Satire-Partei „Die Partei“ in dieser Altersgruppe auf acht Prozent. Sie ist in den sozialen Netzwerken regelmäßig aktiv und nah an jungen Wählern. Außerdem begleitet die Partei das EU-Parlament kritisch und humorvoll in Videos. Das macht sie beliebt.
Die Zukunft gehört der Jugend
Die Jugend fordert ihre Zukunft ein. Es ist offenbar eine grüne und nachhaltige Zukunft, in der CDU und CSU nicht mehr viel zu melden haben sollen. So zumindest scheint es und so zeigt es auch eine Umfrage der Social-Media-App Jodel.
Jodel ist vor allem bei Studenten beliebt. Normalerweise teilen Nutzer darin anonym Campus-Sprüche und verbreiten Nachrichten und Bilder an Jugendliche und junge Erwachsene in der Nähe. In den Tagen vor der Wahl haben sie auch ihre eigene Wahl abgehalten.
56.000 Jodlerinnen und Jodler aus Österreich und Deutschland haben dabei abgestimmt. Das Durchschnittsalter: 23 Jahre. Gewonnen haben die Grünen mit satten 28,2 Prozent aller Stimmen. Dahinter rangiert „Die Partei“ mit 22,3 Prozent. CDU und SPD hingegen liegen mit jeweils 5,9 Prozent weit hinten.
Ein neuer Trend
Jetzt kann man trotzdem argumentieren, dass der Trend nur von den jungen Wählern ausgeht. Und ob die über kurz oder lang über unsere Zukunft entscheiden: Die Gegenwart sieht nun mal anders aus.
Aber bei der Europawahl hat sich auch in dieser Hinsicht etwas getan: In der Altersgruppe zwischen 29 und 59 sind die Grünen genauso stark wie die Union. Die Wahl scheint also wirklich einen neuen Trend vorzugeben, der die Politik nachhaltig verändern könnte.
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