Facebook-Spionage: Das klingt zunächst ein wenig nach FBI-Geschichten aus dem TV. Doch viele Nutzer vermuten, dass Facebook ihre Gespräche abhört. Beweise dafür gibt es nicht. Trotzdem gibt es scheinbar unerklärliche Zufälle. Wir haben ein paar derartige Geschichten.
Facebook hat an vielen Stellen zu kämpfen. Eines der Gerüchte, mit dem das soziale Netzwerk seit Jahren kämpft, lautet: Facebook hört die Gespräche seiner Nutzer heimlich über das Mikrofon des Smartphones ab. Oder anders ausgedrückt: Heimliche Facebook-Spionage.
Die daraus gewonnen Daten würde das soziale Netzwerk nutzen, um personalisierte Werbe-Angebote auszuspielen. Selbstverständlich leugnen Mark Zuckerberg und seine Manager derartige Praktiken sogar per eidesstattlicher Erklärung vor Gericht.
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Deshalb verschwindet der Mythos einer möglichen Facebook-Spionage jedoch noch lange nicht.
Facebook-Spionage? Nein, sehr gutes Targeting
Erst kürzlich hat das US-amerikanische Tech-Magazin Cnet ein kleines Experiment durchgeführt. Mehrere Redakteure haben über einen Zeitraum von zwei Wochen hinweg versucht, Facebook gezielt auf bestimmte Themen aufmerksam zu machen. Gelungen ist es ihnen allerhöchstens bruchstückhaft.
Warum haben dann trotzdem viele Nutzer das Gefühl, dass sie von Facebook ausspioniert werden? In den meisten Fällen lautet die Antwort auf diese Frage: Weil das Targeting und die Werbe-Kooperationen von Facebook unfassbar ausgeprägt sind. Wie weit die Möglichkeiten reichen, haben wir dir bereits aufgezeigt.
So erklärt beispielsweise Christoph Assmann, Senior Social Media Manager beim Mobilitäts-Dienstleister Sixt auf Facebook: „Das (der Eindruck des Abhörens, Anmerkung der Redaktion) passiert bei Broad Audiences im dynamischen Retargeting manchmal. Da werden Pixel-Daten anderer Unternehmen verwendet. Du schaust nach einem Flug nach London und bekommst dann Mietwagen oder Hotel-Ads für London, obwohl du nie auf einer Mietwagen- oder Hotel-Seite warst.“
Mike Wattrodt arbeitet als Chief Technology Officer bei der Social-Media-Agentur Socialised. Er ergänzt ebenfalls auf Facebook: „Dazu knallt die Psychologie hier rein. Kennt jeder. Fahrt ein rotes Auto, schon fahren viele rote Autos. Fahrt einen Wagen mit Kennzeichen München. Schon sind plötzlich so viele Münchner hier in Köln unterwegs.“
Kuriose Facebook-Werbung: Kann das noch Zufall sein?
Trotzdem zeigen die Redaktionen auf unseren Artikel, dass es Situationen gibt, in denen das beste Targeting nicht mehr als Argumentations-Grundlage genügt. Sind es nur große Zufälle oder hat Facebook tatsächlich bei aktiviertem Mikrofon mitgehört?
Werner Kubitscheck, Geschäftsführer der Netzeffekt GmbH
„Vor ein paar Jahren hat mir mein kochbegeisterter Neffe an Weihnachten stolz sein neues Geschenk gezeigt und dabei erwähnt, dass das eine ‘handgehämmerte Pfanne’ sei. Obwohl ich am Handy weder Sprachsteuerung noch irgendwelche Sprachassistenten aktiviert hatte und auch nie nach ‘handgehämmerten Pfannen’ gesucht hatte, bekam ich am nächsten Tag auf Facebook Ads zu handgehämmerten Pfannen.“
Ben Bereuter, Inhaber der PR- und Social-Media-Agentur Bereuter Media
„Eigentlich sollte ich nicht verwundert sein. Aber vor ein paar Monaten war ich doch sehr überrascht, als mir via Facebook und Instagram plötzlich Anzeigen von aufblasbaren Whirlpools in meinen Newsfeeds angezeigt worden sind. Ein Begriff den ich vorher niemals via Google gesucht oder auch nicht bei Facebook oder Instagram mit ‘Gefällt mir’ markiert habe. Allerdings haben wir am Vorabend mit Freunden intensiv über solche Whirlpools diskutiert und wie praktisch sie in einem heißen Sommer sein können. Zwar bin ich mir der digitalen Möglichkeiten und Dimensionen bewusst. Jedoch war ich schon überrascht, diese Anzeigen am nächsten Tag zu sehen.“
Markus Edelberg, Social Media Manager DACH bei EMS Electro Medical Systems – Dental
„In einer Runde von drei Frauen und drei Männern wurde innerhalb von zwei Stunden von den Männern immer wieder Schweiß und Sport angesprochen. Die Frauen erwähnten immer wieder die Periode. Dann haben wir alle Facebook aufgemacht und siehe da: Männer bekamen Werbung für Axe und Co. Die Frauen sahen Anzeigen für Binden und OBs. Dann kam das Urteil bezüglich werblicher Weitergabe und das Verbot – aus war der Spaß.“
Eine Leserin von BASIC thinking, die anonym bleiben möchte
„Ich habe mit jemandem Bücher in einem Schaufenster angeschaut. Darunter befanden sich auch Bücher von Juli Zeh. Wir haben uns darüber unterhalten. Im Anschluss habe ich auf Facebook und Instagram Werbung für Juli Zeh bekommen. Ich hatte die Autorin oder ihre Bücher nie zuvor gegoogelt. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich das Mikrofon nicht deaktiviert hatte. Ich bin keine Verschwörungs-Theoretikerin. Trotzdem war diese Situation seltsam.“
Christian Erxleben, Chefredakteur von BASIC thinking
„Vor einiger Zeit habe ich in einer Regionalzeitung bei Bekannten am Tisch eine Werbung zu einem Saugroboter von Vorwerk entdeckt. Wir haben uns daraufhin intensiv über die Geräte und ihren Nutzen unterhalten. Ich hatte zuvor weder Kontakt mit der Marke an sich, noch hatte ich mich zu Staubsaugern informiert. Trotzdem hatte ich nur zehn Stunden später Anzeigen in meinem Facebook-Feed.“
Ob es sich in diesen Fällen tatsächlich um Facebook-Spionage handelt, lässt sich weder final belegen noch widerlegen. Es kann sich dabei schlicht um Zufälle, gute Targeting-Varianten oder statistische Zwillinge handeln. Doch selbst wenn Facebook unsere Gespräche nicht abhört, bleibt ein mulmiges Gefühl zurück.
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