Könnt ihr euch vorstellen, auf einem Livekonzert eures Lieblingskünstlers mit Kopfhörern zuzuhören? Wahrscheinlich geht es euch bei der Idee wie mir und ihr seit ein wenig skeptisch. Ich meine, wofür geht man auf ein LIVE-Konzert?
Auf Einladung der britischen Firma PEEX habe ich mir ein Elton John-Konzert in Oberhausen angeschaut / -hört und habe dabei ihr System getestet, das aus einer Kombination von Receiver mit Kopfhörern und einer App fürs Smartphone besteht.
PEEX verspricht, dass durch ihre Technik das Konzerterlebnis nicht nur besser, sondern auch individueller wird, denn ihr könnt die Musik nach euren persönlichen Vorlieben mixen. Wie das funktioniert und ob es sich lohnt, erfahrt ihr in diesem kurzen Testbericht.
Einrichtung PEEX
Die Idee ist, dass ihr am besten schon vor dem Konzert euer Device reserviert habt. Dann geht ihr nur noch zu dem Pick-Up-Point, wo ihr euren PEEX-rX Receiver bekommt. Als nächstes installiert ihr euch die 42 MB Große PEEX Live-App auf eurem Smartphone. Auf der Rückseite des Receivers ist ein Code. Den gebt ihr nach dem Start der App ein und euer Smartphone stellt dann eine Verbindung per Bluetooth zu diesem Receiver her.
Technik PEEX
Die Technik ist eigentlich relativ schnell erklärt. Der Konzertveranstalter, der PEEX bei seinen Konzerten anbieten möchte, bekommt eine Box hingestellt, von der aus die Audioquelle in mehrere Kanäle aufgeteilt wird.
Bei dem Elten John-Konzert waren dies: Vocal, Guitar, Keys, Bass und Drums. Je nach Band kann diese Aufteilung für das Konzert auch anders aussehen. In der Veranstaltungshalle werden dann mehrere Sendeeinheiten aufgestellt, die die Audiosignale dann ähnlich wie beim Radio versenden.
Hier ist auch schon direkt die erste smarte Idee des Systems versteckt. Dadurch, dass die Receiver wirklich nur Signale empfangen, ist die Technik ohne weiteres skalierbar und besitzt keinerlei Bandbreitenprobleme. Das heißt, die Technik kann potentiell von mehreren tausend Gästen gleichzeitig genutzt werden.
PEEX Synchronisiert Schallgeschwindigkeit & Lichtgeschwindigkeit
Ein weiteres Problem, das beim Einsatz der Technik entstehen könnte, wurde bei PEEX auch bedacht. Wenn ihr jetzt zum Beispiel ganz weit weg von der Bühne sitzt, besteht ein Problem.
Denn Schallgeschwindigkeit ist im Vergleich zu Lichtgeschwindigkeit relativ langsam. Das heißt, bei dem Einsatz von Kopfhörern könnte es passieren, dass das Signal, das über die Kopfhörer kommt, viel schneller da ist als das, was über den Raumschall kommt. Ihr würdet dann die ganze Zeit ein unangenehmes Echo hören und je nachdem, wo ihr in der Halle sitzt, wäre das Echo für euch anders.
Damit das nicht passiert, sind alle Receiver mit einem Mikro ausgestattet. Das analysiert den Musikklang in der Halle und vergleicht den mit dem empfangenen Audiosignal. Die Zeit des Signals auf den Kopfhörern wird angepasst und egal, wo ihr in der Halle sitzt: die empfangene Musik kommt perfekt synchron zum Konzertklang.
PEEX – Erlebnisbericht Kopfhörer im Konzert
Die größte Sorge, die ich hatte ist die, dass man durch die Kopfhörer vom eigentlichen Konzertfeeling abgeschnitten wird. Tatsächlich hatte ich dieses Gefühl gar nicht während des Konzerts. Das liegt vor allem daran, dass die In-Ear Kopfhörer quasi „halb-offen“ waren und auch die Umgebungsgeräusche an euer Ohr gelassen haben.
Ich gebe zu, dass es wahrscheinlich komisch aussah mit den Kopfhörern im Konzertsaal zu sitzen. Aber das ist mir absolut egal gewesen, den der Nutzen der Kopfhörer war, um es in einem Wort auszudrücken: PHÄNOMENAL!
Mein Sitzplatz in der siebten Reihe war sicher nicht schlecht, was den Klang angeht, aber in Kombination mit der PEEX Live-App hat das ganze Konzert für mich an Qualität gewonnen.
Ich bin zwar kein Elton John-Fan, aber er macht solide Musik und je nachdem, was für ein Stück gespielt wurde, habe ich mit der App den Song für mich jeweils besser gemacht. Bei eher ruhigen Liedern habe ich Elton John verstärkt und den Rest der Band etwas runtergedreht. Bei rockigeren Liedern habe ich dann einfach die Gitarre voll aufgedreht.
Brille für die Ohren
PEEX versucht nicht, die Live-Musik des Konzerts zu ersetzen, sondern sie viel mehr zu verbessern. In gewisser Weise so wie eine Brille für die Ohren. Ihr könnt den Teil, den ihr ein wenig besser hören wollt, verstärken.
Ich hab natürlich immer wieder auch mal das PEEX aus den Ohren raus genommen, um den Unterschied zu hören und ich muss sagen: trotz der guten Sitze war ich froh, das ich es hatte. Gerade das Klavier von Elton John ging zum Rest der Band immer wieder deutlich unter beim Hallenklang.
Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass das Konzerterlebnis mit PEEX deutlich näher dran ist an dem, was man nur mit den Ohren hört. Rein physisch ist es unmöglich, für jeden Zuschauer einen perfekten Klang hinzubekommen. Schallwellen prallen je nach Platz ab, überlagern sich und führen dann je nach Sitzplatz zu einem nicht guten Klang.
Fazit PEEX
Als Autor für Mobilegeeks versteht es sich ja wahrscheinlich von selbst, dass ich ein Geek bin und so eine Technologie cool finde.
Ob sich das System durchsetzt, hängt vor allem davon ab, ob sich eine breite Masse darauf einlässt. Genau das wird wahrscheinlich das schwierigste sein. Die meisten Leute haben noch nie von PEEX gehört und im Moment wird es auch nur auf der Elton John Farwell Tournee eingesetzt.
Die Kosten von 10€ für ein Konzert finde ich absolut fair. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass man mit der Technik die nicht so teuren Sitzplätze in einer Halle upgradet.
Mein Tipp, falls ihr die Gelegenheit habt, es zu testen (Elton John tritt noch 3x in Deutschland auf): macht es und macht euch selbst ein Bild davon.