Wiko ist ein Smartphone-Hersteller, der in der Regel nicht sofort genannt wird, wenn es um die Frage geht, welches Smartphone man sich als nächstes zulegen soll. Das ist sicher auch vollkommen berechtigt, wenn man sich im höheren Preis- und Qualitätssegment umschaut. Wirft man aber einen Blick in den mittleren und unteren Bereich, kann es durchaus sein, dass Wiko aufgrund einer sehr attraktiven Preis-Leistungs-Politik in Zukunft häufiger genannt wird.
Wiko hat Mobilegeeks und andere Kollegen kürzlich zum Sitz der Firmenzentrale ins französische Marseille eingeladen. Dort konnten wir uns auf einem Rundgang überzeugen, wie Design, Produktentwicklung und Marketing funktionieren. Eigentlich sind solche Rundgänge recht normal und unspektakulär, an diesem Tag in Marseille war es uns Bloggern und Journalisten jedoch ausdrücklich erlaubt, die Menschen bei Wiko mit Fragen zu allen Themen zu löchern und auch Fotos zu schießen. Dies führte zu einigen interessanten Gesprächen und dazu, dass wir uns ein deutlich besseres Bild davon machen konnten, was die französische Marke in den nächsten Jahren vorhat. Viel Wert legt die Brand auf Design – sowohl beim Thema Kern-Produkt selbst als auch bei den Accessoires.
Bei der Veranstaltung wurde auch angekündigt, dass das View 3 Pro und das View 3 in Kürze nach Deutschland kommen werden. Zumindest schon mal beim Pro-Modell hat Wiko Wort gehalten: Aktuell findet ihr das ansehnliche Mittelklasse-Smartphone für knapp 300 Euro bei Saturn und MediaMarkt, ab dem 27. Mai wird ausgeliefert. Wir konnten uns beim Hands-on mit unserem Testgerät schon mal ein ordentliches erstes Bild vom Wiko View 3 Pro machen — hier sind unsere ersten Erkenntnisse.
Design und Display
Das klingt jetzt zwar nicht unbedingt wissenschaftlich, aber Design ist eh immer ein subjektiver Punkt: Das View 3 Pro sieht sehr gut aus. Mit der Beschreibung der Farben wird es objektiver. Wir haben unser Test- Gerät in Antracite Blue/Gold erhalten. Diese Farben verschmelzen am Rahmen miteinander. Das Premium-Glas-Design der Gehäuserückseite, ist vor allem in blau gehalten, das Kameragehäuse ist von einem goldenen Rahmen gesäumt. Das View 3 Pro wird als weitere Farboption in Deep Bleen (Blau/Grün Mischung) in Deutschland erscheinen.
Beim Material des Gehäuses wurde auf Glas gesetzt, was ich persönlich immer sehr ansprechend finde, auch wenn ich mein Smartphone dann täglich immer gleichzeitig mit meiner Brille mit einem Mikrofaser-Tuch säubern muss.
Für mich als heavy Smartphone-Nutzer ist die Größe des Handsets essentiell. Auch, weil ich das Gerät auch zum Joggen mitschleppe, ist mir ein zu großes Gerät eher nicht recht. Das View 3 hat mit 6,3 Zoll die Maße eines Phablets. Dank der langgezogenen Form lieg das Wiko Flagship im Test aber trotzdem stabil in meiner recht kleinen Hand und ist mit 184 Gramm relativ leicht.
Wie zur Zeit State of the Tech setzt Wiko beim Display auf sehr schmale Ränder. Die tropfenförmige Notch am oberen Rand ist angenehmerweise etwas kleiner als beim Vorgänger View 2. Darin befindet sich die Frontkamera. Der Telefonlautsprecher hingegen ist in einem kleinen Streifen zwischen Display und Rahmen platziert. An der Unterseite findet sich neben dem mittlerweile üblichen USB-Typ-C-Anschluss auch noch ein Speaker. Auch auf den nicht mehr überall vorhandenen 3,5-mm-Klinkenstecker verzichten die Franzosen nicht und bringen ihn an der Oberseite unter.
Generell lässt sich zum View 3 Pro sagen, dass Wiko weder beim Design noch bei der Verabeitungsqualität gepatzt hat: Nichts wackelt oder knarzt, alles ist stabil verarbeitet und das Gerät sieht zudem auch noch klasse aus.
Was uns ein beim Test in Frankreich direkt aufgefallen ist, ist die nicht so herausragende Helligkeit des Displays, da findet sich am Markt sicher eine bessere Lösung, um bei starker Sonneneinstrahlung unverändert gut zu smombien. Tipp hierzu: Wählt bei Apps vorzugsweise die hellen Hintergründe, was ja bei beispielsweise Twitter und Gmail möglich ist.
Das Display selbst löst mit 2.340 x 1.080 Pixeln auf, was FHD+ entspricht und für diese Preisklasse absolut klar geht. Aus der Auflösung ergibt sich ein Seitenverhältnis von 19:9 und bei einer Bildschirmdiagonale von 6,3 Zoll eine Pixeldichte von 406 ppi. Verglichen mit dem Rest des Geräts ist das Display sicher nicht das Prunkstück des View 3 Pro, fällt aber auch nicht unangenehm auf, schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Hardware
Das Spec Sheet des View 3 Pro ist schon etwas länger bekannt, aber lasst uns dennoch kurz auf die wichtigsten Punkte eingehen. Mit dem Mediatek MT6771 bzw. dem Helio P60 Octa-Core-SoC bietet Wiko in diesem Handset einen sehr soliden Prozessor auf, der euch im Normalfall locker ausreichen dürfte. Android 9 ist flott und ohne Verzögerungen bedienbar und auch Games lassen sich flüssig zocken, wenn man nicht zwingend die höchsten Grafik-Einstellungen auswählt. Android ist in diesem Fall übrigens sehr nah am Original, Wiko verzichtet also auf die vielen oftmals unnötigen Spielereien, die man bei so manchem Konkurrenten vorfindet und die Speicherplatz fressen.
Erfreulich ist zudem, dass Wiko im Gehäuse sowohl 6 GB RAM als auch 128 GB internen Speicher verbaut — auch das ist in der Klasse unterhalb von 300 Euro so nicht üblich. Den Speicher könnt ihr mittels Speicherkarte um weitere 128 GB erweitern. Dafür steht euch ein Hybrid-Slot zur Verfügung — ihr könnt also wählen, ob ihr lieber eine Speichererweiterung oder eine zweite SIM-Karte im Smartphone unterbringen wollt.
Akku
Zwei Features haben uns bei unserem Test überzeugt. Nummer 1 ist der Akku, der mit der Kapazität von 4000 mAh die zurzeit noch allgegenwärtige Suche nach Strom auch an Eventtagen in einem erträglichen Rahmen hält. Für uns ist zudem auch immer wichtiger, dass das Modul Fast Charging unterstützt. Wiko gibt mit Tests von der Firma Smartvisor an, dass das View 3 Pro mit „normalem“ Nutzerverhalten sogar 2 Tage durchhält. Es simuliert Pickups alle 15 Minuten mit Social Media, Email und Multimedia-Nutzung. In unserem Test hat das Smartphone (wie gesagt Social Media Heavy User) an einem Messetag der Re:publica 2019 am Abend immerhin noch 34% Akku gehabt, was dann bis zum nächsten Tag um 11 Uhr morgens gehalten hat. Ein wirklich gutes Ergebnis.
Kamera
Was Wiko als Hauptargument für den Preis-Leistungsstarken Deal ins Gefecht führt, ist die Triple Kamera mit künstlicher Intelligenz. Das Triple-Kamera-System des Wiko View 3 Pro setzt sich aus einem Tiefensensor mit 5 Megapixel, einer 12 Megapixel-Hauptkamera mit Sony-IMX486-Sensor und einer Super-Weitwinkel-Linse mit 13 Megapixel zusammen. Zum Fotografieren werden 2 der 3 Kameras verwendet, der Tiefensensor mit den 5 MP misst im Bokeh-Modus Abstandsinformationen und setzt die künstliche Hintergrundunschärfe.
Wer wie ich stark auf visuellen Netzwerken wie Instagram unterwegs ist, der kann sich ein Leben ohne Tiefenschärfe kaum vorstellen. Vor allem auf Reisen in Städten finde ich für meine Fotos frei nach dem Motto „Vordergrund macht Bild gesund“ meine Bilder aufgewertet — und wenn man keine Community von Profifotografen bespielt, ist das auch qualitativ deutlich ansprechender.
Gerade bei ordentlichen Lichtverhältnissen können sich die Fotos durchaus sehen lassen. Ja, bei den High-End-Geräten sind die Farben knackiger und die Details zahlreicher, aber das bezahlt ihr dann auch völlig zu Recht dementsprechend. Wie so oft in der Mittelklasse fällt die Cam auch beim Wiko View 3 Pro ziemlich ab, wenn es um Fotos mit widrigen Lichtverhältnissen geht. Auch dabei bleibt die Kamera aber oberhalb dessen, was ihr in dieser Preisklasse sonst so serviert bekommt. Alles in allem können wir die Kamera vor allem mit Blick auf den günstigen Preis des Devices mit „sehr gut“ einstufen (Beispiel-Fotos reichen wir euch noch nach).
Vorläufiges Fazit
Behalten wir das oben Beschriebene im Kopf und ergänzen es um andere Annehmlichkeiten — NFC ist mit an Bord, außerdem könnt ihr das Handset sowohl mittels Fingerabdrucksensor auf der Rückseite als auch per Face Unlock entsperren — können wir gar nicht anders, als Wiko hier einwandfreie Arbeit zu bescheinigen.
Sie liefern ein Smartphone ab, welches 299,99 Euro kostet, damit nur ein Drittel oder gar ein Viertel dessen, was in der Premium-Klasse derzeit verlangt wird. Dafür müsst ihr natürlich ein paar Abstriche machen, beispielsweise beim Prozessor oder auch in einigen Kamera-Disziplinen. Aber davon abgesehen passt hier alles: Die Franzosen liefern sowohl technisch, als auch beim Design und in der Qualität der Verarbeitung voll ab und bieten somit mit dem Wiko View 3 Pro eine echte Alternative für all diejenigen, die eben nicht bereit sind, für ein solches Smartphone 700 Euro, 800 Euro oder gar noch mehr zu investieren.