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Googles umfangreiche Pläne für die Automobilbranche

geschrieben von Nicole Scott

Android Auto erhält endlich ein Update! Darüber hinaus hat Google einen Fahrmodus für den Google Assistant angekündigt.

Android Auto ist eine App, die dem Infotainment-System eures Fahrzeugs den Look und den Funktionsumfang eures Smartphones verleiht. Solange euer Fahrzeug die App unterstützt, müsst ihr nur euer Gerät verbinden und die Benutzeroberfläche erscheint auf dem Infotainment-Display. Für alle älteren Fahrzeuge, die Android Auto nicht unterstützen, hat Google den „Driving Mode“ entwickelt. Das von Google angekündigte Android Automotive OS ist dagegen eine Plattform für zukünftige Infotainment-Systeme.

Wir geben euch einen kurzen Überblick über die Neuerungen an Googles Automobilprodukten.

Driving Mode für Google Assistant

Autos haben in der Regel eine lange Lebensdauer. Wenn Google Käufer gewinnen möchte, deren Fahrzeuge Android Auto nicht unterstützen, muss eine Lösung her, die bei allen Fahrzeugen funktioniert. Hier kommt der „Driving Mode“ ins Spiel. Wenn ihr euer Smartphone am Armaturenbrett befestigt und den Google Assistant aufruft, erhaltet ihr Vorschläge zu möglichen Zielen auf der Karte. Außerdem bekommt ihr die Möglichkeit, eine Playlist oder einen Podcast abzuspielen.

Auch für Medien wie Musik und Podcasts erhaltet ihr eine Reihe von Vorschlägen, die auf eure Interessen abgestimmt sind. Google wird dieses Feature im Laufe des Jahres noch erweitern – zunächst enthalten die Vorschläge Podcasts und Rezepte, die auf allen euren Google Assistant-fähigen Geräten (z. B. dem Google Home Hub) angezeigt werden.

Wenn ihr während der Fahrt Musik hört und gleichzeitig per Google Maps eure Route planen möchtet, wird die Musiksteuerung auf kompakte Weise an den unteren Bildschirmrand verschoben. So habt ihr weiterhin Zugriff auf grundlegende Funktionen wie beispielsweise die Pause-/Wiedergabetaste, ohne dass diese von der Karte ablenken. Eingehende Anrufe werden über ein kleines Panel angezeigt, über das ihr sie entweder annehmen oder ablehnen könnt.

Was den Driving Mode so besonders macht, ist, dass ihr keine zusätzliche App herunterladen müsst. Solange sich Google Assistant auf eurem Gerät befindet, könnt ihr den neuen Fahrmodus nutzen, sobald er erscheint.

Android Auto

Android Auto bekommt ein neues Erscheinungsbild. Google möchte die Infotainment-Plattform mit schnelleren Navigationsoptionen ausstatten und den Platz, den die immer größer werdenden Armaturendisplays bieten, besser nutzen. Außerdem kommt ein Dunkelmodus hinzu.

Die neue Farbpalette soll laut Google während der Fahrt besser ablesbar sein, da die Armaturenbretter der meisten Autos aus dunkleren Materialien bestsehen. Bei wichtigen Features kommen zudem Schriftarten mit Farbakzenten zum Einsatz, die sich auf dne ersten Blick leichter erkennen lassen. Jeder Autohersteller verbaut andere Displays, Google möchte vor allem auf Widescreen-Bildschirmen mehr Informationen anzeigen. Das könnte bedeuten, dass ab sofort eine Liste mit Navigationshinweisen, Anrufdetails und die Musiksteuerung gleichzeitig auf den Bildschirm passen werden.

Laut Google ist die aktualisierte Version von Android Auto insgesamt flotter unterwegs und ruft beispielsweise eure Medien schneller ab. Außerdem öffnet sich automatisch eure Standard-Navigationsapp, zusammen mit einer Liste von vorgeschlagenen Zielen.

Die neue Navigationsleiste zeigt außerdem nicht nur Apps, sondern auch Steuerungsoptionen für deren grundlegenden Funktionen an. Hierzu zählen beispielsweise Richtungshinweise und Schaltflächen zur Steuerung von Anrufen oder der Medienwiedergabe. Ein neues Benachrichtigungscenter zeigt zudem eure kürzlichen Anrufe, Nachrichten und Alarme an.

Wir stimmen dieser Aussage von Google zu: „Die neue Benutzeroberfläche wurde entwickelt, um Nutzern zu helfen, schneller auf die Straße zu kommen, mehr nützliche Informationen auf einen Blick anzuzeigen und grundlegende Aufgaben während der Fahrt zu vereinfachen.“

In älteren Versionen von Android Auto enthielt die Leiste am unteren Bildschirmrand nämlich nur fünf App-Symbole: Maps, Kontakte, Home, Musik und das „Auto“-Menü (das nicht sonderlich nützlich war).

Android Automotive OS

Android Automotive OS ist mehr als nur Android Auto.

Android Automotive OS bietet deutlich mehr Integrationen als Android Auto. Es handelt sich dabei um ein quelloffenes Betriebssystem, das direkt auf dem Infotainment-System des Fahrzeugs läuft. Deshalb können Google und Polestar deutlich mehr damit machen. Zum einen gibt es natürlich die vertrauten Apps: Google Play Musik, Spotify und andere Musikapps sowie den Google Assistant zur Sprachsteuerung.

Weil aber die Autohersteller Android Automotive OS deutlich mehr Zugang zum Fahrzeug verleihen können, lassen sich per Sprachbefehl auch die Klimaanlage, der Fahrmodus und viele andere Funktionen steuern, die Teil des Fahrzeugsystems sind. Darüber hinaus sorgt Google dafür, dass sich das OS mit verschiedenen Bildschirmgrößen und -formen nutzen lässt. Autohersteller können das Aussehen des Android-Armaturenbretts anpassen und verschiedene Interaktionselemente wie Scrollräder, Gestenelemente und Hand-Tracking hinzufügen; sogar fortgeschrittene Features zur „User Awareness“ sind möglich. Der Polestar 2 hat beispielsweise keinen Startknopf – wenn ihr das Auto mit dem Smartphone entriegelt, startet sich automatisch der Motor, sobald ihr euch auf den Fahrersitz setzt.

Polestar übernahm auf der Google I/O das Bühnenprogramm für den Automobilteil der Keynote, um den Polestar 2 vorzustellen. Das Fahrzeug ist das erste vollelektrische Auto des Herstellers und wurde beim Genfer Auto-Salon vorgestellt.

In einem aktuellen Interview mit TechCrunch gab Haris Ramic, Produkt Lead bei Android Automotive, bekannt, dass Renault-Nissan- Mitsubishi bereits offizielle Pläne für Android Automotive OS angekündigt hätten. Auch Fiat Chrysler verkündete letzte Woche, dass Android Automotive OS die nächste Generation von Uconnect-Infotainment-Systemen antreiben werde. Laut Ramic ist das Interesse bei den Autoherstellern derzeit groß.

Obwohl sich ein Großteil der Ankündigung zu Automotive OS um die Tatsache drehten, dass jeder Anwendungen für das OS entwickeln kann, wurden bisher noch keine Apps von Google genehmigt. Auch die Entwicklerrichtlinien wurden noch nicht veröffentlicht. Der eigentliche Star der Google I/O waren der Driving Mode und das Update für Android Auto.

Was meint ihr? Wird es Google mit seinen drei Produkten – die sich an Autos verschiedener Entwicklungs- und Integrationsstufen richten – schaffen, die Automobilbranche zu erobern?

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Nicole Scott