Tesla plant, einen autonomen Taxi-Service auf die Straßen zu bringen. Die Fahrzeugflotte soll dabei aus existierenden Tesla-Fahrzeugen bestehen. Das Unternehmen muss dafür aber einen FSD-Chip nachrüsten (Autopilot Hardware 3.0), der eigens von Tesla entwickelt wurde. Es scheint, als wollte Tesla mit Waymo One und anderen fahrerlosen Carsharing-Diensten konkurrieren.
Tesla sprach auf dem „Autonomy Day“ viel über die erfolgreiche Kombination aus eigens entwickelter Hardware und Software. Der neue FSD-Computer lässt sich außerdem in bestehende Fahrzeuge integrieren. Zunächst werden aber nur Model 3 und Model S mit dem Chip kompatibel sein. Jeder Tesla-Besitzer kann sein Fahrzeug zum Taxi-Netzwerk hinzufügen und nach Belieben wieder entfernen. Im Gegenzug verdienen die Autobesitzer an den Taxifahrten (Tesla erhält jedoch einen bestimmten Anteil). An Orten, an denen nicht genügend Autos zur Verfügung stehen, wird Tesla eine eigene Fahrzeugflotte bereitstellen.
Kunden können ihr Robotaxi ganz bequem über die Tesla-App zu sich rufen und sofort einsteigen.
Tesla schätzt, dass die Kosten für eine Taxifahrt ungefähr 0,18 US-Dollar pro gefahrene Meile betragen werden. Bei herkömmlichen Ridesharing-Diensten sind es in der Regel zwei bis drei US-Dollar. Der Gewinn soll insgesamt bei 0,65 US-Dollar pro Meile liegen. Pro Fahrzeug wären das ganze 30.000 US-Dollar im Jahr – vorausgesetzt das Auto hält 11 Jahre lang durch. Als nach den Einzelheiten gefragt wurde und danach, wie diese Gewinne im Vergleich zur Konkurrenz aussehen würden, gab Elon Musik zu, nur ein paar gut klingende Zahlen genannt zu haben. Er wollte sich zu diesem Zeitpunkt lieber auf das Konzept konzentrieren und weniger auf die Einzelheiten. Ich würde diese Schätzungen deshalb mit Vorsicht genießen.
Noch ambitionierter klang seine Behauptung, dass Tesla in zwei Jahren Fahrzeuge ohne Pedale und Lenkräder herstellen wird. Darüber hinaus sollten die Kosten in drei Jahren auf 25.000 US-Dollar gesenkt werden.
Der Rest der Automobilbranche scheint Teslas Überschwang nicht zu teilen. Jim Hackett, CEO von Ford, sagte vor zwei Wochen, dass sein Unternehmen den Fortschritt der Technologie „überschätzt“ hätte. Und Waymo, ein führendes Unternehmen für selbstfahrende Autos, kommt mit seinem Robotaxi-Projekt in Phoenix nur sehr langsam voran.
Tesla glaubt, dass Robotaxis aufgrund der Leistung des neuen Autopilot Hardware 3.0 schon in sehr naher Zukunft möglich sein werden. Der Chip wird ab sofort in allen neuen Model 3, Model S und Model X verbaut sein und kann bei älteren Modellen nachgerüstet werden. Der FSD-Computer besitzt eine Leistung von 144 TOPS (Tera Operations Per Second) – zwei KI-Beschleuniger, ein Grafikchip und ein Bildsignalprozessor sorgen für 1,25-mal besseren Stromverbrauch und 80 Prozent geringere Kosten. Tesla behauptete außerdem, dass der Chip siebenmal leistungsstärker sei als der Xavier-Chip von Nvidia.
Elon Musk hat zweifellos eine solide Zukunftsvision. Aber Teslas Assistenzfeature „Autopilot“ steht bei der Öffentlichkeit, den Medien und den Aufsichtsbehörden in der Kritik. Bei einigen Tesla-Besitzern ist es während der Verwendung des Features zu tödlichen Unfällen gekommen. Laut Tesla und Musk lassen sich diese Todesfälle zum Teil auf übermäßiges Vertrauen in das System zurückführen. Der Hersteller empfiehlt, das Autopilot-Feature stets im Auge zu behalten und die Hände am Lenkrad zu lassen (obwohl Musk diesen Ratschlag scheinbar nicht immer befolgt).
Angesichts dieser Realität ist es nur schwer vorstellbar, dass wir Tesla (oder einem anderen Hersteller) schon in zwei Jahren mit vollautonomen Fahrzeugen ohne Pedale und Lenkräder vertrauen werden.