Technologie

Mobilität und Digitalisierung: Lösen wir uns endlich von alten Denkmustern!

Mobilität in Deutschland
Es gibt etliche Chancen, die Mobilität in Deutschland neu zu denken und zu entwickeln. Doch leider sträuben sich viele dagegen. (Foto: pexels.com / Matheus Bertelli)
geschrieben von Carsten Lexa

Flugtaxen, E-Scooter, Uber: Die Art, wie wir uns künftig bewegen, ändert sich dramatisch. Derzeit ist es noch Flugzeug, Auto und Fahrrad. Doch die Zeiten dieser Transportmittel sind angezählt. Auf den ersten Blick sind die Argumente beider Lager zu neuen Arten der Mobilität in Deutschland schnell aufgezeigt. Aber geht es wirklich nur um neue Arten der Fortbewegung? Ein Kommentar.

Das „Denkdrama“ lässt sich sehr schön an der aktuellen Diskussion um die Zulassung von E-Scootern  aufzeigen: Auf der einen Seite stehen diejenigen, die sich auf die Innovation, den Spaßfaktor und die einfache Handhabung konzentrieren – schlicht die Chancen der Mobilität in Deutschland verstehen.

Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die vor der hohen Geschwindigkeit, der „Verstopfung der Straßen“ durch das gedankenlose Abstellen zum Parken und die drohenden Zusammenstöße mit Fußgängern warnen.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media und PR Specialist (m/w/d)
BeA GmbH in Ahrensburg
Social Media Manager B2B (m/w/d)
WM SE in Osnabrück

Alle Stellenanzeigen


Derzeit – Phrasen sind ja was herrliches – werden auf Facebook gerne Artikel geteilt, in denen vor einer Benutzung von E-Scootern auf den Gehwegen durch kleine Kinder (mit 12 km/h) gewarnt wird mit den Worten: „Der Gehweg gehört den Fußgängern!“.

Hinter den Diskussionen steht mehr

Ich glaube jedoch, hinter den Diskussionen über eine innovative Mobilität in Deutschland viel mehr steht. Denn betrachten wir insbesondere die Gegenargumente, dann kommen einem diese recht bekannt vor. So bei dem Beispiel Fahrräder: Denn diese dürfen Kinder auf Gehwegen nutzen und die Geschwindigkeit beträgt rund 10-12 km/h.

Kann es nicht vielmehr so sein, dass die Befürworter (und erfreulicherweise gibt es immer mehr, sogar der aktuelle Bundesverkehrsminister findet Uber und E-Scooter gar nicht so schlecht) eines verstehen: nämlich dass hier etwas Neues passiert, dem wir aufgeschlossen gegenüber sein sollten, um Innovationen den Raum zu geben, den sie zur Entfaltung benötigen?

Schauen wir doch einmal darauf, was wirklich hinter Flugtaxen, E-Scootern und Uber steckt!

Und ja, ich ignoriere bewusst diverse Nachteile, die durch diese Arten der Fortbewegung entstehen. Nicht, weil ich diese nicht sehe, sondern weil ich mich auf die neuen Aspekte konzentrieren möchte. Gerne können wir Diskussionen in den Kommentaren zu diesem Beitrag führen.

Neues bei Flugtaxen

Derzeit bedeutet Fliegen: Stunden vor Abflug am Airport sein, Menschenmassen, die zum Flugzeug geleitet werden müssen. Und dies ist nur sinnvoll ab einer gewissen Mindeststrecke (auf den Platz und die Bauzeit will ich gar nicht eingehen).

Flugtaxen werden den Platz für Start und Landung revolutionieren. Piloten werden auf festen Strecken nicht mehr benötigt werden. Ganz einfach aus dem Grund, weil die kleinen Flugtaxen viel leichter zu manövrieren sind als große „Vögel“. Und Computerprogramme können viel besser auf Turbulenzen in der Luft reagieren.

Von veränderter Architektur für Abflughallen will ich gar nicht reden. Nur ein kurzer Gedanke: Stellt euch ein Gebäude vor, das 80 Meter hoch ist mit 32 Stockwerken und jeweils 8 Toren für die Flugtaxen pro Stockwerk!

Da müssen wir ganz anders denken, wie man Menschen zum Ort der Ankunft und des Abflugs bringt. Aber so ein Gebäude kann viel leichter in Innenstädten gebaut werden als ein herkömmlicher Flughafen, der viel Fläche benötigt.

Neues bei Uber

Uber schafft Transparenz – und zwar vor der Abfahrt. Dies gilt nicht nur für die Strecke, sondern auch für die Kosten. Dabei ist die Handhabung kinderleicht. Denn die entsprechende App soll dem User (übrigens sowohl Fahrer als auch Kunde) die Benutzung möglichst leicht machen.

Ortskenntnisse sind nicht mehr unbedingt erforderlich. Fast legendär sind in manchen Städten die Tests zur Ortskenntnis, die man bestehen muss, bevor man eine Taxizulassung erhält.

Darüber hinaus gibt es Hilfen zur Umfahrung von Staus, kinderleichte Abrechnung und die „gesellschaftliche Beurteilung“ des Fahrers mittels Bewertungen durch die Kunden.

Neues bei E-Scootern

Es gibt viele Situationen, in denen die Benutzung eines Autos oder eines Rollers nicht unbedingt sinnvoll ist. Ein Fahrrad stellt jedoch oftmals keine gute Alternative dar. Ich wohne zum Beispiel in der Innenstadt, meine Kanzlei ist zu Fuß knapp 15 Minuten von meiner Wohnung entfernt.

Fahre ich mit dem Fahrrad, dann sind das fünf Minuten. Aber wo nehme ich meine Akten mit – im Rucksack? Und ich muss halt noch in die Pedale treten. Im heißen Sommer von 2018 war das nur bei den fünf Minuten eine helle Freude, insbesondere im dunklen Anzug, wenn der Mandant schon auf mich wartet. Und das Fahrrad muss man auch noch mit einem Schloss sichern…

Der E-Scooter schafft Abhilfe. Er wird mittels App entsperrt und ist ausreichend schnell. Jedoch ist das Steuern nicht anstrengend und er sorgt durch Mietanbieter dafür, dass die Nutzung eines Geräts mehreren ermöglicht wird. Das eigene Auto steht demgegenüber statistisch gesehen mehr als 90 Prozent der Zeit nur in der Parkposition.

Darüber hinaus rechnet er sich auf kurzen Strecken, ohne die Probleme der Parkplatzsuche oder des aufwendigen Diebstahlschutzes. Denn die Position eines E-Scooters ist digital erfasst.

Digitalisierung als ermöglichendes Element

Schaut wir auf die Veränderungen, dann erkennen wir schnell: All diese sind auf die Möglichkeiten, die sich durch digitale Dienste ergeben, zurückzuführen. Neue Möglichkeiten der Bezahlung vereinfachen die Nutzung, weil dem Bezahlvorgang die Wichtigkeit genommen wird – er passiert nebenbei.

Verkehrsdaten werden zuverlässiger, weil wir die Daten von einer großen Menge an Nutzern in Echtzeit verarbeiten können. Und intelligente Systeme helfen bei der Steuerung von Maschinen und Verkehrsströmen sowie bei der Auswertung von Daten.

Die Innovationen in der persönlichen Mobilität in Deutschland sind möglich, weil die Digitalisierung sie unterstützt – und zwar in einem vorher nicht bekannten Ausmaß.

Mein persönliches Fazit

Mobilität, insbesondere persönliche Mobilität, ist für Menschen extrem wichtig. Das sieht man nicht nur an Beispielen wie in den USA, wo ein Land auf das Auto ausgerichtet ist.

Die Digitalisierung ermöglicht es, unsere Mobilität in Deutschland neu zu denken. Es gibt etliche neue Optionen in Bezug auf den Zu- und den Ausstieg sowie die zurückgelegten Strecken. Auch die Transparenz hinsichtlich Weg und Kosten oder in Bezug auf „wer nutzt was“ entwickelt sich gänzlich neu.

Hilft es dann, nur auf die Herausforderungen und potentiellen Probleme zu schauen, wenn das positive Potential zwar erkennbar ist, aber sich noch nicht entfalten konnte?

Meiner Ansicht nach nicht.

Wir sollten vielmehr Innovationen zulassen und unterstützen. Dies gilt insbesondere für die Neuerungen, die vor ein paar Jahren noch gar nicht möglich waren. Denn damals erschien es für uns unmöglich, einfache Verkehrsdatenerfassung und –auswertung durch Hundertausende von Nutzer oder die einfache Abrechnung von Nutzungsentgelten durch einfache Bezahldienste umzusetzen

Ja, diese Neuerungen werden alte, vielleicht liebgewonnene Dinge und Situationen ersetzen. Aber das ist nicht schlimm. Schlimm ist die Angst vor Neuerungen in der Mobilität in Deutschland. Denn dadurch verschließt man die Augen vor den Chancen.

Auch interessant:

Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.