Wer ist dafür verantwortlich, dass sich Fake News im Internet verbreiten? Eine Studie, die sich mit dieser Thematik beschäftigt hat, kommt zu einem überraschendem Ergebnis: Es sind überwiegend Menschen im Alter von über 65 Jahren.
Lügengeschichten, manipulative Meldungen oder vorgetäuschte Wahrheiten, die sich viral im Netz verbreiten – all das findet sich unter dem Sammelbegriff „Fake News“.
Der Duden definiert „Fake News“ als „in den Medien und im Internet, besonders in den Social Media, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen.“
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Falschmeldungen sind natürlich nichts Neues. Doch die Schnelligkeit mit der sie sich mitunter im Netz verbreiten, ist ein neues Phänomen. Doch abgesehen von denjenigen, die die Fake News erstellen: Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass sie sich verbreiten?
Eine aktuelle Studie kommt zu einer überraschenden Antwort: Es sind vor allem Menschen über 65!
Wie sind die Forscher zu diesem Ergebnis gekommen?
Tracking-App verfolgte Posts auf Facebook
Ermittelt hat dies das britische Markt- und Meinungsforschungsinstitut Yougov. Die Ergebnisse hat das Institut in der wissenschaftlichen Publikation Science Advances veröffentlicht.
Die Untersuchungen begannen bereits 2016 während der US-Präsidentschaftskampagne. Yougov arbeitete für die Studie mit 3.500 US-Amerikanern zusammen. Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Altersgruppen und verfolgten verschiedene politische Ideologien.
Direkt nach der Wahl fragte Yougov die Studienteilnehmer, ob sie eine Art Tracking-Applikation in ihren Facebook-Feeds akzeptieren würden. Damit hatte Yougov Zugriff zu Informationen wie dem öffentlichen Profil, Posts auf der Timeline sowie zu Seiten, denen die Teilnehmer folgten.
Die App erlaubte den Forschern keine Einsichten zum News Feed der Nutzer und hatte auch keinen Zugriff auf die Daten von Freunden.
Immerhin 49 Prozent der Teilnehmer, die auch Facebook-Nutzer waren, stimmten dem zu. So begannen die Forscher über einen längeren Zeitraum hinweg, aus den geteilten Links der Teilnehmer die Fake News herauszufiltern.
Alter wichtiger als politische Gesinnung
Insgesamt stellten sie fest, dass nur eine Minderheit der Teilnehmer (8,5 Prozent) überhaupt Links zu fehlerhaften Meldungen postete.
In der Untersuchung waren es häufiger Republikaner (18 Prozent) und seltener Demokraten (vier Prozent), die Fake News teilten. Das lag nach Meinung der Forscher aber auch daran, dass während des Wahlkampfes die Mehrheit der Fake News, die im Netz zirkulierten, von Trump-Befürwortern stammten.
Wenn man diesen Faktor aus den Ergebnissen herausfiltert, kommt etwas viel Überraschenderes heraus. Überdurchschnittlich viele ältere Menschen teilten Falschmeldungen auf ihren Profilen.
Im direkten Vergleich waren es elf Prozent der Nutzer über 65 Jahren, während lediglich drei Prozent der Nutzer zwischen 18 und 29 Jahren solche Meldungen verbreiteten.
Auch der Unterschied zur benachbarten Alterskategorie der Facebook-Nutzer zwischen 45 und 65 Jahren war groß. Die älteren Nutzer teilten mehr als doppelt so viele Fake-News-Artikel wie die jüngeren User.
Auch hier mag man das vielleicht damit erklären, dass ältere Menschen eher konservativ wählen. Doch selbst als die Wissenschaftler die politische Gesinnung und Parteizugehörigkeit kontrollierten, blieb es beim gleichen Ergebnis.
Ältere Menschen teilten häufiger Fake News – und das unabhängig von ihrer politischen Meinung.
Sind Senioren anfälliger für Betrügereien?
Die Studie erklärt leider nicht, warum das so ist. Möglicherweise liegt es daran, dass viele Senioren nicht so geschult im Umgang mit digitalen Medien sind wie jüngere Internet-Nutzer und daher Fake News nicht so schnell erkennen.
Es kann aber auch daran liegen, dass mit zunehmendem Alter unsere kognitiven Fähigkeiten abnehmen. Dafür spricht die Tatsache, dass Senioren tendenziell eher auf Betrügereien hereinfallen.
Das scheint vor allem in den USA so verbreitet, dass das FBI ältere Bürger – vor allem ältere, alleinstehende Frauen – eigens davor warnt. Die Forscher hoffen, dass sie mit diesem Wissen die Verbreitung von Falschmeldungen im Netz besser bekämpfen können.
Für jedes Alter hilfreich: Skepsis
Es ist unklar, ob Senioren in Deutschland genauso anfällig für Fake News sind. Der Tübinger „Opa-Blogger“ Otto Buchegger – Jahrgang 1944 – hat aber einen guten Tipp für seine Altersgenossen: ein gutes Maß an Skepsis.
Zwar gibt auch Buchegger zu, dass Senioren möglicherweise anfälliger für Fake News sein könnten. Auch ihm sei das schon passiert. Dafür hat er aber eine Liste erstellt, die Internet-Nutzern dabei helfen kann, den Wahrheitsgehalt einer Quelle einzuordnen.
Seine Kategorien für diverse Quellen reichen von „vertrauenswürdig“ (Funkuhren, gedruckte Kalender, Lottozahlen) über „zweifelhaft“ (Auslandsberichte, soziale Medien, Mindesthaltbarkeitsdatum) bis hin zu „unglaubwürdig“ (Propagandazeitschriften, Politumfragen, Update-Ladezeiten bei Microsoft).
Einige dieser Fake-News-Quellen von Buchegger sind natürlich mit einer Prise Humor zu sehen. Doch sie sind eine gute erste Anlaufstelle und zeigen beim genauen Hinsehen: Auch im Internet reicht oft schon gesunder Menschenverstand, um Fake News zu erkennen – egal, wie alt man ist.
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