Eine Vielzahl schlechter Nachrichten durchflutet jeden Tag soziale Netzwerke. Wir kennen diesen Umstand zwar, können aber kaum etwas daran ändern. Denn wir sind vom Social Web abhängig geworden. Doch wie könnte man die Balance zwischen negativen Meldungen und Nützlichkeit wiederherstellen?
Troll-Armeen, Datendiebstahl oder Hacking von Wahlen – jeden Tag sehen wir uns im Social Web mit diesen negativen Nachrichten konfrontiert. Die Lage scheint aussichtslos. Wir kennen soziale Netzwerke und ihre negativen Auswirkungen inzwischen zur Genüge.
Allerdings sind wir auch von diesen digitalen Plattformen abhängig: Sie sind Quelle für lokale Nachrichten, unser Kanal für Krisenkommunikation und sie geben Einblick in das alltägliche Leben von Freunden und Familie.
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Doch warum können sich schlechte Nachrichten so schnell verbreiten? Und was müssten wir tun, damit die sozialen Netzwerke freundlicher werden?
Die Aufmerksamkeit des Menschen für schlechte Nachrichten
Soziale Netzwerke ermöglichen es uns, Situationen zu beobachten und uns zu Themen zu äußern, denen wir zuvor keine Beachtung geschenkt haben.
Man kann nicht nur seine eigenen Ansichten teilen, man bekommt auch die Standpunkte anderer Menschen in den sozialen Netzwerken vorgesetzt – und man wird mal mehr und mal weniger von ihnen beeinflusst.
Der Großteil der sozialen Netzwerke verfügt über Feeds und Timelines, die nicht mehr chronologisch Inhalte ausgeben. Stattdessen zeigen uns die Algorithmen mehr oder weniger relevante Themen und Beiträge an.
Bei Reaktionen wie Empörung und anderen negativen Emotionen gibt es das größte Engagement. Der Algorithmus zeigt uns diese Inhalte demnach als Erstes an. Diese Posts verursachen bei uns auch eine Reaktion, die zur Folge hat, dass wir dem Inhalt weiteres Engagement schenken – so bekommen ihn andere Nutzer auch zu sehen.
Es entstehen durch Emotionen angestoßene Ketten, die unsere Timeline und Feeds dominieren. Es gibt Studien, die belegen, dass solche emotional geladenen Meldungen gezielt ausgespielt werden. Menschen, die den Inhalten zustimmen, erhalten sie am häufigsten. Dadurch steigt das Engagement und der Beitrag geht unter Umständen viral.
Wie man soziale Netzwerke besser gestalten könnte
Tobias Rose Stockwell, Designer, Stratege und Autor aus New York, hat vier theoretische Ansätze entwickelt, die die Art und Weise, wie wir Inhalte online teilen, verbessern können.
1. Den Nutzer mit Aufforderungen und Bemerkungen beeinflussen
Bevor Menschen auf Inhalte reagieren oder sie veröffentlichen, könnte man sie mit einer Aufforderung oder Bemerkung in eine andere Richtung lenken.
Denkbar wären Meinungen und Ansichten anderer Nutzer auszuspielen, bevor oder nachdem der Nutzer etwas gepostet hat. Einfühlsame, ideologische, private oder öffentliche Bemerkungen könnten laut Rose Stockwell das Nutzerverhalten beim Teilen verändern.
2. Die schlechten Nachrichten (besser) messen
Bestimmte Inhaltstypen lassen sich kennzeichnen und filtern – je nach dem, wovon wir mehr oder weniger sehen möchte.
Dazu braucht es aber Metriken und Werte, mit denen Algorithmen und Menschen lernen, unerwünschte Inhalte zu erkennen und zu markieren.
Die Problematik dabei: Algorithmen repräsentieren menschliche Intelligenz. Wie alle von Menschenhand erstellten Dinge, verstärken oder erben sie unsere Perspektiven und Fehler. Dieser Umstand wird auch „algorithmic bias“ genannt.
Facebook trainiert seinen Algorithmus beispielsweise darauf, Inhalte zu teilen und zu pushen, die dem Nutzer etwas bedeuten. Gerade dieser Content beinhaltet starke emotionale Reaktionen – die wir ja eigentlich ausfiltern wollen. Wir brauchen also bessere Algorithmen.
3. Negative Inhalte herausfiltern
Filter stellen sicher, dass negative Beiträge seltener gesehen werden. Facebook, Twitter und andere soziale Netzwerke nutzen bereits Filter, um unsere Feeds und Timelines zu befüllen. Sie spielen Inhalte aus, die schnellst möglich unsere Aufmerksamkeit erlangen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um emotionale Beiträge, die in uns wiederum Gefühle auslösen.
Natürlich filtern soziale Netzwerke Spammer und Inhalte, die gegen die Regeln verstoßen, regelmäßig aus. Laut Rose Stockwell könnten diese Filter aber auch weitere dieser reaktionsauslösenden Inhalte aussortieren.
4. Social-Media-Nutzern die Kontrolle über ihren Feed geben
Eine weitere Möglichkeit wäre, den Nutzern Zugriff zu Prozessen zu geben, die bestimmen, welche Inhalte wir Nutzer sehen.
Das MIT Media Lab hat einen Prototypen entwickelt, der Social Feeds aggregiert. Er ermöglicht Social-Media-Nutzern, ihre Inhalte nach Kategorien wie Politik, Unhöflichkeit und andere negative Emotionen zu filtern.
Die gewonnenen Messergebnisse sind laut Tobias Rose Stockwell ein guter Anfang, um darüber nachzudenken, wie ein offener Feed aussehen könnte.
Von der Theorie bis zur Praxis ist es noch weit
Wenn Menschen, Algorithmen und Filter an einen Strang ziehen, gäbe es für negative Inhalte bald keinen Platz mehr in den sozialen Netzwerken.
Derzeit handelt es sich aber nur um theoretische Ansätze. Die Ideen von Tobias Rose Stockwell müssen sich noch in der Praxis beweisen.
Hierfür braucht es aber mehr Nutzer, die diese Ideen und Ansätze auch tatsächlich ausprobieren, optimieren und verbessern.
Wer macht mit?
Nimmst du negative Inhalte in deinem Newsfeed oder deiner Timeline auch so stark war? Teilst du öfter emotionale oder informative Inhalte?
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