Seit den 2000er Jahren sind Memes eines der Internet-Phänomene schlechthin. Doch woher die lustigen Bilder, die sich auf unseren Alltag beziehen, stammen, wissen nur die wenigsten von uns. Genau diese Frage, und wie sich Memes verbreiten, nimmt eine neue Studie unter die Lupe.
Wie sich die sozialen Netzwerke wohl entwickelt hätte, wenn es nie Memes gegeben hätte? Nicht auszumalen. Schließlich sorgen die Bilder, die gern unseren Alltag aufs Korn nehmen, oftmals für den einen oder anderen Lacher und bringen so mehr Humor ins Social Web.
Die Grafiken sind überall zu finden: Auf Twitter, Facebook, aber auch auf Instagram oder Pinterest sind sie zu sehen. Je nach Situation vermitteln die Bilder auch sozialkritische oder politische Botschaften.
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Wie viele andere Formate, werden aber auch Memes missbraucht, um verschiedene Formen von Diskriminierung zu verbreiten – was oftmals auch Rassismus oder Hass gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen beinhaltet.
Doch wo fanden diese Bildmotive ihren Ursprung und wie können sie sich so schnell verbreiten?
Die Ursprünge von Memes
Vermutlich wurde der Begriff „Memes“ erstmals vom Biologen Richard Dawkins genutzt. Im Jahr 1976 nutzte er das Wort in seinem Buch „Das egoistische Gen“ (The Selfish Gene).
Hier stehen die Grafiken als Ideen, die in der Populärkultur massenhaft geteilt und dabei immer wieder verändert werden. Laut Richard Dawkins gibt es einen ähnlichen Prozess sonst nur bei Genen.
Heute stehen Memes für Bilder, die sich auf ein Thema beziehen und sich im Internet verbreiten. Sie sind humorvoll oder ironisch, werden mittlerweile aber auch für politische Botschaften genutzt, die auch aggressive, rassistische oder hassstiftende Aussagen beinhalten können.
Um diese Bildmotive haben sich im Laufe der Zeit Online-Communities gebildet. Diese Gruppen konzentrieren sich darauf, Memes zu erstellen, zu teilen und sie zu verbreiten. Ziel ist es, die Grafiken viral zu machen. Auf Plattformen wie Reddit, 4chan oder 9gag werden die Bilder am häufigsten geteilt.
Forschungsarbeit bringt Erfolg von Memes ans Licht
Dank der Forschungsarbeit von Gianluca Stringhini vom University College London und der Hilfe seiner Kollegen, weiß man über den Verbreitungserfolg der Bilder mittlerweile mehr.
Am Anfang ihrer Forschungen, musste das Forscher-Team zunächst herausfinden, welche Arten von Memes es gibt und wo sie sich im Internet aufhalten bzw. wo sie geteilt werden.
Dafür nutzten sie das sogenannte perceptual hashing (pHashing). Ein Algorithmus, der ein Bild in mehrere Vektoren umwandelt und das Motiv so mit einem Zahlenwert beschreibt. Ähnliche Grafiken besitzen ähnliche Vektoren – also ähnliche pHashes. So konnte das Team die Bilder erkennen und tracken.
Der entwickelte Algorithmus untersuchte eine Bilddatenbank von über 100 Millionen Bildern, die aus den unterschiedlichsten Online-Communities stammten. Mit dabei auch Reddit, Twitter, 4chan, /pol/ und das neue soziale Netzwerk Gab – das auch als Trollhochburg gilt.
700.000 Bilder stammen zudem von der Webseite KnowYourMeme.com, ein Lexikon für Memes. Diese Plattform unterstützte Gianluca Stringhini und sein Team bei der Herkunfts- und Bedeutungsanalyse.
Das Forscherteam erzielte ein Ergebnis von über 100 Millionen pHashes. Für das Clustering nutzten sie einen weiteren Algorithmus. Dieser fasste Gemeinsamkeiten der gesammelten Motive zusammen.
Schlussendlich war Stringhini in der Lage zu beobachten, wie sich Memes im Laufe der Zeit verändern. Zudem stellte er fest, welche Bilder besonders beliebt sind und welche Online-Communities die visuellen Inhalte am besten im Internet verteilen.
Die einflussreichsten Memes-Online-Communities
Gianluca Stringhini und sein Team kamen zum Ergebnis, dass zwei kleine Online-Communities besonders erfolgreich bei der Verbreitung dieser Grafiken sind.
/pol/ beeinflusst aufgrund seiner großen Anzahl von Postings das Memes-Ökosystem. The_Donald verbreitet die Bilder am effektivsten und schafft es sie in Randgruppen sowie im Großteil des Social Web zu teilen.
Viele Hass-Memes und rassistische Motive werden von /pol/ und Gab veröffentlicht. Der größte Teil negativer Memes kommen aber aus der Subreddit-Gruppe The_Donald.
So setzen Unternehmen Memes ein
Nicht nur Online-Communities machen sich diese Grafiken zunutze. Auch Unternehmen greifen auf die Motive zurück. Für Firmen stellen sie ein effektives Marketinginstrument da.
Memes werden so Bestandteil einer gesamten Marketingkampagne. In vielen Fällen lockern sie aber die Social-Media-Kanäle der Unternehmen auf und sorgen für Erheiterung.
Der Autoverleiher Sixt schafft es mit seinen Bildern immer wieder in die Schlagzeilen. Vor allem beim politischen Tagesgeschehen, schafft Sixt immer wieder den Spagat zwischen Alltag und eigenem Produkt. Ein schönes Beispiel ist der berühmte Twitter-Vertipper „#Covfefe“ von Donald Trump:
Memes: Ein mächtiges Werkzeug im Social Web
Gleich zwei Online-Communities üben einen Einfluss darauf aus, welche Grafiken sich am meisten im Social Web teilen. Beide Gruppierungen teilen auch negative Bilder.
Die Studie von Gianluca Stringhini zeigt, dass Memes nicht nur zur Unterhaltung genutzt werden. Auch sie können uns positiv und negativ beeinflussen. Unternehmen nutzen sie insbesondere für ihre Social-Media-Aktivitäten.
Egal, ob es sich um einzelne Menschen, eine Online-Community oder eine politische Partei handelt, jeder kann seine Botschaften mithilfe dieser Grafiken einfach und schnell verbreiten. Werden die Bilder von der richtigen Community geteilt, ist ein viraler Hit zumindest nicht ausgeschlossen.
Ob Faktoren wie Unterhaltung und Humor gegenüber Hass, Rassismus und anderer Diskriminierung siegen werden, bleibt abzuwarten.
Das Social Web wurde von Menschen geschaffen – emotional wird es also immer bleiben.
Wofür nutzt du Memes am liebsten? In welchem sozialen Netzwerk findet man deiner Meinung nach die lustigsten Bilder?
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