In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Share.
Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Share aus Berlin.
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Wer steckt hinter share?
Die Namen der Gründer des Berliner Start-ups Share lesen sich in etwa wie das Who-is-Who der Charity-Szene.
Okay, das ist überspitzt, aber auf keinen Fall ironisch gemeint. Denn die Lebensläufe der vier Jungunternehmer sind bemerkenswert. Allesamt erfolgreich und allesamt keine Newbies in Sachen soziales Engagement mit globalem Kontext.
Marketingleiter Ben Unterkofler startete zunächst seine erste Karriere als Schauspieler, schwenkte dann nach seinem Studium – BWL und Internationale politische Ökonomie – auf die Bühne der Politik um. Außerdem war er im Bundestag und im Europäischen Parlament tätig.
Iris Braun, jetzt Leitung Produkt bei Share, studierte im renommierten Oxford VWL, Politik und Philosophie. Sie widmete sich schon während ihres Studiums der Entwicklungshilfe in Südostasien.
Auch Tobias Reiner, der bei Share mit eindrucksvoller Bilanz als Leiter Partnerschaften einstieg, ist ein frühberufener Entwicklungshelfer. Der ehemalige Ruderer im deutschen U23-Nationalteam leistete schon seinen Zivildienst in einer Einrichtung für Straßenkinder in Peru ab.
Wie kam es zur Idee?
Die Idee stammt von Geschäftsführer Dr. Sebastian Stricker, der in der Start-up-Szene bereits bestens bekannt ist. Bevor er mit seinen Partnern 2017 das Unternehmen Share gründete, launchte er 2013 bereits die prämierte App ShareTheMeal (prämiert mit dem Award „Best Social Impact App 2017“).
Mit ihr spendeten User bis heute direkt beim Lunch oder Dinner per Klick ganze 20 Millionen Tagesrationen Nahrungsmittel an Kinder in Not.
Der promovierte Politikwissenschaftler, der sein Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien absolvierte, war zunächst bei Boston Consulting für Unternehmen aus der Banken- und Lebensmittelbranche tätig. Später war er für die Clinton Stiftung sowie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) in Tansania und Westafrika unterwegs.
Die Eingebung für das Start-up hatte er, als er einmal beim Mittagessen sein Handy vergaß – und nicht wie sonst über seine App spenden konnte. Nun ist das in der heutigen Zeit kein sehr häufig auftretendes Phänomen mehr.
Schließlich ist das Smartphone quasi eine immer präsente Verlängerung unseres Arms. Dennoch: Seiner Meinung nach musste es eine Möglichkeit geben, wie man auch dann Gutes tun kann! Das war, nach eigener Aussage, die Geburtsstunde.
Was macht Share?
Ähnlich wie die App ShareTheMeal richtet sich Share an Spendenwillige direkt zum Zeitpunkt des Konsums. Nur ist Share eben nicht mehr virtuell und app-gebunden, sondern im Einzelhandel angesiedelt.
Drei hochwertige Produkte – eine flüssige Handseife, ein Nussriegel und eine Flasche Wasser – in Bio-Qualität und mit nachhaltiger Verpackung werden unter der Marke Share angeboten.
Beim Kauf eines Share-Artikels garantieren Händler und Marke nach dem 1+1-Prinzip, dass ein Mensch in Not im In- oder Ausland ein gleichwertiges Produkt erhält. Konkret sichert eine Flasche Share-Wasser einen Tag Trinkwasser, der Share-Nussriegel eine Mahlzeit und die Share-Seife eine Stück Seife, wo sie gebraucht wird.
Damit einher gehen auch Maßnahmen wie der Bau von Brunnen in bedürftigen Regionen oder Hygiene-Trainings an Schulen.
Warum ist Share so besonders?
Die Auswahl der Produkte war nicht dem Zufall überlassen, denn sie stehen als Symbol für die Grundbedürfnisse Essen, Trinken und Hygiene. Wichtig war den Gründern der sozialen Marke, dass die Produkte hierzulande auch zu ladenüblichen Preisen angeboten werden.
So vereinfachen sie es dem Konsumenten, Spenden ganz selbstverständlich in den Alltag zu integrieren. Das ist scheinbar notwendig. Denn auch wenn das Spendenvolumen in Deutschland nur geringfügig gesunken ist, spenden immer weniger Menschen direkt.
Warum das mit Share nun einfacher und direkter gehen soll? Die vier Gründer haben sich hochkarätige Partner gesucht!
Gleich zwei große Filialisten mit der Supermarkt-Kette REWE und dem Drogeriemarkt dm bieten die Produkte an. Dank ansprechend designter Verpackungen und einem POS-Konzept mit einer knappen, aber eindeutigen Erklärung stechen die Artikel schnell ins Augen.
Was macht Share so besonders?
Das Unternehmen wächst stetig. Bisher sicherte der Verkauf weit über 1,2 Millionen Mahlzeiten, bald 300.000 Stücke Seife und sage und schreibe über drei Millionen Tage Trinkwasser weltweit. Und die jungen Unternehmer arbeiten weiter kontinuierlich an der Optimierung ihrer Geschäftsidee.
So sind sie etwa Vorreiter in Sachen Recycling: Share-Flaschen sind zu 100 Prozent aus wiederaufbereitetem Alt-Plastik. Auch in Bezug auf die Produktion arbeitet die Marke nachhaltig und nach dem Achtsamkeitsprinzip ausschließlich mit bewährten Familienunternehmen zusammen.
Clou für den Konsumenten ist aber sicher die Tracking-Funktion. Jeder Artikel ist codiert, und auf der eigenen Webseite kann dann nachverfolgt werden, wo und wozu die Spendenhilfe eingesetzt wird.
Auf einer Google Maps-Karte werden der Ort und das Projekt eingeblendet, für das man gerade unmittelbar gespendet hat.
Gibt es Kritikpunkte?
Genau diese Funktion ist es auch, die bei oberflächlicher Betrachtung ein wenig säuerlich wirkt, die einem vielleicht ein wenig Narzissmus, Gutbürgertum und Schaulust vorwirft.
Aber das ist nur einen ganz kurzen Moment so. Schließlich ist das Tracking wie ein Kontrollinstrument, das Share den Kunden zur Verfügung stellt. Diese Offenheit suggeriert Vertrauen, das Unternehmen lässt sich wortwörtlich in die Karten schauen, denn zu verbergen gibt es nichts.
Außerdem ist es aus zwei Gründen gut, dass der Käufer seine Spende nachvollziehen kann: Vertrauen zur „Spendenorganisation“ und das Wissen, wo die eigene Spende eingesetzt wird, motivieren zu weiterem Spenden!
Fazit
Als erste soziale Lebensmittelmarke bietet Share gute, hochwertige Produkte, die auch nachhaltig sind. Die Spenden sind gezielt und sehr konkret auf Empfängerseite und auf Geberseite genau am passenden Ort zur rechten Zeit: im Supermarkt, direkt beim Konsumieren, in Spendierlaune.
Mich begeistert, wie einfach und doch effektiv man mit Share einen Beitrag leisten kann.
Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, für niemanden, auch für mich nicht!
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