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Warum sich Spotify bei der EU über Apple beschwert

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Spotify wirft Apple unfairen Wettbewerb vor und hat Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. (Foto: pexels.com / Burst)
geschrieben von Philip Bolognesi

Streaming-Anbieter sind bislang gezwungen, bei Abo-Abschlüssen auf iPhones einen Teilerlös an Apple abzugeben. Der Musik-Streaming-Dienst Spotify will dies nicht mehr hinnehmen und legte nun Beschwerde bei der EU-Kommission ein. Das könnte Apple einen erheblichen Umsatzeinbruch bescheren.

Der skandinavische Musik-Streaming-Anbieter Spotify verzeichnete Ende des letzten Jahres den ersten Gewinn. Im vierten Quartal 2018 zählten 96 Millionen zu den zahlenden Abo-Kunden. Zusammen mit seiner kostenfreien Version kam der Anbieter somit auf insgesamt 207 Millionen Nutzer.

Die Konkurrenz aus dem Hause Apple mit seinem Dienst Apple Music liegt zwar abgeschlagen auf Platz zwei, hat jedoch Spotify inzwischen im wichtigen US-Markt den Rang abgelaufen.

Nachdem das schwedische Unternehmen einige seiner Nutzer anschrieb, eine Adresse zu hinterlegen, um „falsche“ Familien auf die Schliche zu kommen, geht es nun gegen Apple vor. Konkret geht es dabei um unfaire Vorteile, die sich der Konkurrent gleichzeitig als Plattform-Anbieter verschafft.

Spotify mit EU-Kartellbeschwerde gegen Apple

Der Marktführer im Musik-Streaming wirft Apple vor, in seinem App Store für Nutzer unfreundliche Regeln eingeführt zu haben. Auf der eigenen Webseite erläutert Spotify-Chef Daniel Ek die Beschwerde und wirft Apple vor, Innovationen willentlich zu behindern.

Der Hintergrund: Gewöhnlich erhalten App-Anbieter in Apples App Store sowie auf anderen Download-Plattformen wie Googles Play Store 70 Prozent der Erlöse. Die restlichen 30 Prozent werden dem Betreiber der Plattform zugesprochen.

Bei Apple gilt diese Regelung allerdings auch für In-App-Käufe. Ab dem zweiten Jahr reduziert Apple diese Abo-Erlöse auf 15 Prozent. Für Android-Geräte ist dies jedoch anders.

Das US-amerikanische Tech-Magazin Techcrunch zitiert dafür Horatio Gutierrez, der als Chefjurist bei Spotify tätig ist. Dieser gab an, dass Spotify auf Googles Plattform alternative Bezahloptionen einsetzen könne und dort von einer ähnlichen Abgabe befreit sei.

In Apples App Store sei es Anbietern jedoch untersagt, seine Nutzer auf weitere Angebote hinzuweisen und dabei auf eine Website zu weiterzuleiten.

Forderung: Zahlungen an der Plattform vorbei zulassen

Spotify ist mit seiner Forderung nach einem fairen Wettbewerb nicht alleine: Verschiedene Anbieter kritisierten in der Vergangenheit Apple vermehrt wegen dieser geforderten Provision.

So sah sich Spotify gezwungen, sein Premium-Abo vor einiger Zeit vorübergehend in der iPhone-App teurer als bei einem direkten Abschluss zu verkaufen.

Um künftig kostendeckend sein Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten, müsste der Preis für das Abo drastisch erhöht werden und läge dann stark über dem Abo-Preis für Apple Music, so Spotify-Chef Ek. Mittlerweile können Nutzer das Premium-Abo von Spotify auf dem iPhone gar nicht mehr abschließen.

Auch der Video-Streaming-Anbieter Netflix bietet seit Ende 2018 Neukunden nicht mehr an, ein Abo direkt in der App abzuschließen.

Apples Praktiken stoßen immer mehr auf Kritik

Apple erntet zudem auch aus den USA Kritik. So fordert die US-Senatorin Elizabeth Warren die Zerschlagung der großen Internet-Konzerne wie Apple, Amazon, Google und Facebook.

Die Forderung von Spotify ist einleuchtend. Künftig sollten für alle Apps und Dienste die gleichen Regeln gelten. Ebenso müsste es Nutzern künftig erlaubt sein, zwischen verschiedenen Bezahldiensten selbst zu wählen.

Es wird spannend sein, wie die EU in diesem Fall urteilt. Neben einer empfindsamen Strafe gegen Apple ist auch ein weiterer Schritt denkbar. Eine Auskopplung von Apples App Store könnte die Chancengleichheit bei App-Anbietern gewährleisten.

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Über den Autor

Philip Bolognesi

Philip Bolognesi war von 2018 bis 2020 in der Redaktion von BASIC thinking tätig. Er hat Kommunikationswissenschaften studiert und ist zertifizierter Social-Media-Manager. Zuvor hat er als freiberuflicher Online-Redakteur für CrispyContent (Serviceplan Berlin) gearbeitet und mittelständische Unternehmen in ihrer Online-Kommunikation beraten. Ihn trifft man häufig im Coworking-Space Hafven in Hannover.