Ist das jetzt wirklich eine neue Entwicklung oder hatten wir diesen Fall nicht vor kurzem? Laut einem Medienbericht haben verschiedene Apps hochsensible Gesundheitsdaten ohne Einwilligung der Nutzer an Facebook übermittelt. Das Netzwerk reagiert kühl.
Dass das größte soziale Netzwerk der Welt eine Sammelwut in seiner digitalen DNA verankert hat, ist nur für die wenigsten unter uns eine Überraschung. Trotzdem ist die Entdeckung des Wall Street Journal ein erneuter Rückschlag in der Rehabilitation von Facebook.
Das US-amerikanische Magazin deckte auf, dass unterschiedliche Applikationen – vor allem Gesundheits- und Fitness-Apps – persönliche Gesundheitsdaten ihrer Nutzer direkt an Facebook übermitteln.
Neue Stellenangebote
Social Media und Brand Manager (m/w/d NEXTREND GmbH in Flörsheim am Main |
||
Praktikum Social Media (m/w/d) NILO in Meerbusch |
||
Praktikum im Bereich interne Kommunikation und Social Media BOS GmbH & Co. KG in Ostfildern bei Stuttgart |
Dies geschieht jedoch ohne Einwilligung der Nutzer. Auch können diese die Übermittlung ihrer hochsensiblen Daten nicht verhindern. Wie das Wall Street Journal nun erklärte, sendeten dank eines Plugins elf von 70 getesteten iOS-Apps individuelle Informationen an Facebook.
Unter den Apps ist unter anderem die beliebte Applikation Flo Health. Sie stellt ihren weiblichen Nutzern einen virtuellen Menstruations- und Eisprungkalender inklusive Eisprungrechner zur Verfügung. Ebenso wurden die App HR Monitor, die die Herzfrequenz angibt, und Realtor, eine Immobilien-App, „positiv“ getestet.
Sinn und Zweck dieses Transfers: Datenkrake Facebook kann aufgrund dieser Angaben die Ausrichtung seiner Ads optimieren und Profilen entsprechend zugeschnittene Anzeigen ausspielen.
Neu ist dieses systematische Prozedere nicht: Seit langem geben externe Apps aktiv Daten an Facebook weiter, um bestehende und auch neu angemeldete Facebook-Nutzer durch Werbung leichter zu erreichen.
Irgendwie bekannt, aber doch anders
Doch der von der US-amerikanischen Zeitung aufgedeckte Fall hat eine andere Qualität. Persönliche und hochsensible Gesundheitsdaten stehen unter besonderem Schutz.
Die getesteten Apps können exakte Profil-Informationen erstellen und Aussagen treffen, ob Nutzer beispielsweise eine Diät halten, wie genau sie sich am Tag oder in der Woche bewegen und ob eine Nutzerin schwanger werden möchte.
Im Fall der Menstruations-App Flo Health gleicht Facebook die gesammelten und übermittelten Informationen mit realen Profilen der eigenen Plattform ab. So können diesen Nutzern Werbeanzeigen mit Produkten angezeigt werden, die ihr mögliches und künftiges Elternglück unterstützen.
Auch die Betreiber der App-Stores – Google und Apple – wissen von der automatischen Übermittlung der Daten nichts. Der Grund: Das Teilen dieser hochsensiblen Daten stellt keine Standard-Berechtigung wie Standort, Sprache und Kamerazugriff dar.
Ob die App-Betreiber für die übermittelten Daten von Facebook bezahlt werden, ist indes unbekannt.
Facebook weiß von den Gesundheitsdaten
Auf die Vorwürfe angesprochen, reagiert Facebook gefasst. Man wisse zwar von der Übermittlung. Gleichzeitig weist man jedoch die App-Entwickler an, dies zu unterbinden, so eine Unternehmenssprecherin gegenüber dem Wall Street Journal. Befolgen die Entwickler nicht den Anweisungen, erfolgen weitere Maßnahmen.
In einigen Fällen war das Netzwerk laut eigener Aussage selbst aktiv und löschte Daten selbständig, wenn Daten illegal abgeschöpft wurden. Das gilt zum Beispiel für Bankdaten oder Sozialversicherungsnummern der Nutzer.
Interessant ist allerdings, dass eine im Jahr 2018 eingereichte Patentanmeldung genau dieses Vorgehen beabsichtigt – nämlich die Optimierung der eigenen Algorithmen, um Anzeigen noch schärfer und gezielter ausspielen zu können.
Die Zukunft des gläsernen Patienten
In vielen Zukunftszenarien wird genau diese Situation durchgespielt: Krankenkassen beobachten und kontrollieren aufgrund einer umfangreichen Datenlage die Gesundheit, das Essverhalten und allgemein den Lebensstil ihrer Mitglieder.
Möglich wäre, dass denjenigen Leistungen verwehrt bleiben, die eher der Fraktion Couch-Potato angehören. Ebenso denkbar: Einige zahlen höhere Beiträge als diejenigen, die regelmäßig morgens im Fitnessstudio trainieren.
Doch das ist Zukunftsmusik. Unabhängig von Facebook ist den Betreibern der vielen Gesundheits- und Fitness-Apps am Markt zu raten, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Denn ganz uneigenützig übermittelt wohl kein Unternehmen Daten an Facebook.
Wer mit dem Netzwerk kooperiert, kann sich zumindest der Empörung einiger Nutzer sicher sein. Generell gilt für uns Nutzer: Vorsicht. Unsere Daten versiegen nie. Und das kann uns später – womöglich – teuer zu stehen kommen.
Auch interessant: