Huawei hat mittels Künstlicher Intelligenz die Sinfonie in h-Moll von Franz Schubert – besser bekannt als „die Unvollendete“ – vollendet. Dabei entsteht unmittelbar die Frage: Wie wird KI unser Verständnis von Kunst prägen und die Szene verändern?
Im Jahr 1822 – also vor bald 200 Jahren – verfasste der österreichische Komponist Franz Schubert seine Sinfonie in h-Moll.
Heute wird das Werk gerne als „die Unvollendete“ bezeichnet, weil sich nach dem Tod Schuberts herausstellte, dass er lediglich zwei Sätze des Stücks fertiggestellt hatte. Einen dritten Satz hatte Franz Schubert zwar begonnen, jedoch nie vollendet.
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Warum Franz Schubert seine Sinfonie nicht vollendet hatte, ist nicht bekannt. Dazu gibt es unter Musik-Historikern die verschiedensten Thesen.
Eine davon lautet beispielsweise, dass Franz Schubert sein Werk mit nur zwei Sätzen bereits als vollständig erachtete. Deswegen führte der Komponist auch nie seinen Entwurf des dritten Satzes zu Ende, weil er nicht notwendig war. Doch das ist Spekulation.
Huawei vollendet das Werk von Franz Schubert durch KI
Fest steht jedoch, dass sich seither zahlreiche Musiker und Komponisten daran versucht haben, „die Unvollendete“ zu vollenden. Wirklich gelungen, ist das noch nicht. Der neueste Versuch stammt nicht von einem Menschen, sondern von einer Künstlichen Intelligenz (KI).
Dahinter steckt der chinesische Technologie-Konzern Huawei. Dieser wollte zeigen, wie fortschrittlich die KI des neuen Smartphone Mate 20 Pro bereits ist.
Um „die Unvollendete“ zu vollenden, fütterte Huawei die KI mit den ersten beiden Sätzen und anderen Stücken von Franz Schubert. Daraus entwickelte die KI ein mögliches Ende des dritten Satzes, das wiederum im Anschluss vom Film-Komponisten Lucas Cantor abgerundet wurde.
Das Ergebnis präsentierte der chinesische Konzern Anfang Februar 2019 in London in der Cadogan Hall.
Künstliche Intelligenz und die Kunst: Wie entwickelt sich diese Beziehung?
Auch in diesem Fall fielen die Bewertungen des vollendeten dritten Satzes unterschiedlich aus. Vom Lob für das Werk bis hin zur Kritik, dass das Ergebnis nichts mit den ersten beiden Sätze gemeinsam habe, wurde die volle Bandbreite abgedeckt.
Vor allem die letztgenannte Kritik ist jedoch eigentlich ein sehr großes Kompliment für die KI von Huawei. Schließlich zeichnet es die Kunst gerade aus, dass sie nicht logischen Mustern folgt. Man denke dabei nur an die Zwölftonmusik oder die Werke von Joseph Beuys.
Diese Werke sind unerwartet, ungeplant und ohne ein großes Muster. Trotzdem handelt es sich dabei um Kunst. Wer also die Künstliche Intelligenz dafür kritisiert, das sie aus dem klassischen Muster ausgebrochen ist, müsste viele Künstler kritisieren. Denn nach festen Regeln läuft dort nicht immer alles ab.
Passend dazu äußert sich auch Julian Kramer, Chief Experience Ambassador bei Adobe, im Interview:
Ich antworte darauf immer, dass es gerade in der Kunst doch der Mensch ist, der Dingen den Status der Kunst verleiht.
Die Frage ist doch: Was macht uns menschlich? Kann ein Computer, der über weit mehr Sensorik verfügt, unsere eigenen Gefühlszustände besser analysieren und dann simulieren? Ich weiß es nicht. Wenn wir aber in der Lage sind, interessante Fragen zu stellen, kommen wir schnell auf neue Fragen.
Vielleicht stellt die Künstliche Intelligenz für die Kunst folglich gar keine Gefahr, sondern vielmehr eine spannende Ergänzung dar. Durch die Analyse von Millionen von Daten können Werke entstehen, die sonst nur der Zufall im menschlichen Gehirn hätte entstehen lassen können.
Und letztendlich entscheiden wir Menschen, ob etwas Kunst ist oder ob es „weg“ kann.
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