Facebook hat sich in den letzten Jahren nicht unbedingt den Ruf erarbeitet, sorgsam mit Nutzerdaten umzugehen. Umso kritischer ist es, wenn es Smartphone-Nutzern nicht möglich ist, die App von Mark Zuckerberg zu deinstallieren. Es geht um Fragen der Freiheit und Selbstbestimmung im digitalen Zeitalter. Eine Einordnung.
Als mündige Bürger werden wir von Kindheitstagen an dazu erzogen, uns eine eigene Meinung über bestimmte Sachverhalte zu bilden. Daraufhin entscheiden wir, was die richtigen Konsequenzen sind und ob wir sie ziehen wollen.
Gerade im digitalen Zeitalter – und dort insbesondere in den vergangenen Monaten – nimmt der Grad der Selbstbestimmung der Nutzer jedoch rapide ab. Sie sind in immer weniger Fällen die Herren über ihre Daten. Und was mit diesen Daten geschieht und an wen sie weitergegeben werden – dabei haben wir kaum ein Wort mitzureden.
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Das Trugbild Facebook
Als einer der größten Datensammler und Akteure im digitalen Zeitalter steht Facebook – mal freiwillig, mal unfreiwillig – im Mittelpunkt dieser Diskussion.
Dass das Tracking-System von Facebook ausgesprochen groß ist, ist nicht erst seit gestern bekannt. Im letzten Jahr haben jedoch die zahlreichen Datenskandale und Datenlecks gezeigt, dass sich Facebook trotz gegenteiliger Aussagen lange Zeit nicht sonderlich gut um die privaten Informationen seiner Nutzer gekümmert hat.
So erscheint auch die Aussage von Facebook-Chefin Sheryl Sandberg auf der Digital-Konferenz DLD in München in einem komischen Licht, dass Facebook für ein freies und sicheres Internet stehe.
Im Gegensatz zu dieser Aussage steht beispielsweise die wenige Tage alte Meldung, dass es Nutzern auf einigen Samsung-Smartphones unmöglich ist, die vorinstallierte Facebook-App zu deinstallieren. Das geht aus einer Recherche von Bloomberg hervor.
Demnach können die Nutzer die App nur deaktivieren. Facebook selbst sagt, dass in diesem Zustand keine Nutzerdaten mehr erhoben werden. Wie viel Glauben wir derartigen Aussagen nach dem letzten Jahr schenken, muss jeder Nutzer selbst entscheiden.
Wer sich jedoch zu 100 Prozent auf die Aussagen eines sozialen Netzwerks verlässt, das durch das Sammeln von Daten letztendlich sein Geld verdient, sollte im Zweifelsfall nicht negativ überrascht sein.
Die Fabel der Selbstbestimmung
Was bleibt also? In diesem Fall die Frage nach der digitalen Selbstbestimmung und Mündigkeit. Denn beides wird beschnitten. Weil bestimmte Anwendungen gegen unseren Willen auf Smartphones bleiben, aufgrund eines für Samsung wie für Facebook lukrativen Deals.
Wenn wie im Fall von Facebook und Samsung bestimmte Anwendungen gegen den Willen der Nutzer auf Smartphones bleiben müssen, weil zwei internationale Firmen einen großen finanziellen Deal miteinander abgeschlossen haben, darf die Frage nach der digitalen Selbstbestimmung und Mündigkeit berechtigerweise in Frage gestellt werden.
Die logische Konsequenz dieser digitalen Unterdrückung wäre eine Abkehr von Herstellern, die derartige Praktiken ihren Nutzern aufoktroyieren. Ob es jedoch tatsächlich soweit kommt, ist zumindest fraglich.
Letztendlich ist der einzelne Nutzer nichts anderes als eine unbedeutende Nebenrolle im großen Schauspiel der digitalen Wirtschaft.
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