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Behind The Screens – der Podcast über Digitalisierung: Thomas Middelhoff

Thomas Middelhoff, Panos Meyer, Behind the Screens
Thomas Middelhoff ist zu Gast bei Behind the Screens, dem Podcast zur Digitalisierung.
geschrieben von Philip Bolognesi

In Behind the Screens – der Podcast über Digitalisierung – spricht Panos Meyer, Geschäftsführer der Hamburger Digital-Agentur Cellular, mit Personen, die sich in unterschiedlicher Position und Verantwortung täglich mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinandersetzen. Heute zu Gast: Thomas Middelhoff, ehemaliger Topmanager des Medienriesens Bertelsmann und Vorstandsvorsitzende des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor.

Wie gehen Unternehmen und Marken das große Thema Digitalisierung an? Auf was für Probleme stoßen sie und wie sehen ihre Lösungen aus? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert nun alle zwei Wochen Behind the Screens, der Podcast über Digitalisierung, mit Panos Meyer.

Thomas Middelhoff – ehemals gefeierter Star, nun demütiger Vortragsredner

Die Idee, den heutigen Gast zu einem Gespräch einzuladen, entstand, als Panos Meyer einen beeindruckenden Vortrag von Dr. Thomas Middelhoff über das Scheitern hörte. 

Der ehemalige Topmanager des Medienriesen Bertelsmann und Vorstandsvorsitzende des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, der auch Mitglied im Board of Directors der New York Times Company war, lehrt heute Demut und wirbt für eine Kultur des Scheiterns.

Seine Biografie liefert den Stoff dazu: 2014 wurde Middelhoff wegen Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung zu insgesamt drei Jahren Haft verurteilt, davon saß er ein Jahr im Gefängnis. Heute möchte er, dass die Jugend aus seinen Fehler lernt. Wenn er nicht an seinem zweiten Buch schreibt, hält er Vorträge an Universitäten oder in Kirchengemeinden.

Der tiefe Fall eines Topmanagers

Middelhoff arbeitete 40 Jahre lang als Topmanager und stand dabei – egal ob als CEO oder als Vorstandsmitglied – immer im Rampenlicht. Er hatte die Medien im Griff, die richtigen Kontakte und schaffte es so auf sämtliche Cover deutscher Wirtschaftsmagazine.

Zusammengefasst: Middelhoff war einer der gefeierten Stars der deutschen Managerwelt, der auch gerne den Hubschrauber zum Meeting nahm, um dem Stau auf der Straße zu entgehen.

Dennoch kippte die Stimmung schnell, weil das von ihm aufgebaute Image nicht authentisch war. Im Gespräch sagt er: „Leider habe ich durch mein Verhalten den Eindruck erzeugt, dass hinter meiner Fassade ein übler charakterlicher Kern steckt – obwohl ich das nicht bin.“ Die Folge: tiefrote Zahlen für Arcandor sowie der damit verbundene Abbau zahlreicher Arbeitsplätze.

Der Stern von Middelhoff verglühte sehr schnell, die Schuld sieht er komplett bei sich.

Social CEOs müssen Werbung für ihr Unternehmen und nicht für sich machen

Was er daraus lernte: PR sei wichtig für ein Unternehmen und der “Social CEO” ist dafür verantwortlich, die Marke entsprechend in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Man müsse nur aufpassen, dass alle Aktivitäten am Ende immer noch Werbung für das Unternehmen darstellen und eben nicht für die Person an der Spitze, wie es in seinem Fall passiert ist.

Auch wenn das Scheitern in Deutschland immer mehr akzeptiert wird, würde die Berichterstattung (“Kampagnen-Journalismus”) in seinen Augen über ihn heute noch genauso ablaufen wie damals.

Der SPIEGEL habe sich sehr auf ihn eingeschossen und würde immer noch, auch über andere polarisierende Menschen des öffentlichen Lebens, sehr einseitig berichten.

Middelhoffs Resümee: “Ich habe vor einigen SPIEGEL-Redakteuren Respekt. Aber nicht vor allen.” Hoffnung in Bezug auf die Akzeptanz des Scheiterns geben ihm soziale Netzwerke, in denen sich auch andere Meinungen herauskristallisieren und vor allem die jüngeren Generationen, die mit deutlich mehr Akzeptanz gegenüber dem “Scheitern” aufwachsen.

Nur harte Entscheidungen bringen den Erfolg

In Bezug auf die Digitalisierung sind seiner Meinung nach definitiv die Unternehmen zum Scheitern verurteilt, die “vor harten Entscheidungen zurückschrecken.“ Denn wer eine digitale Transformation bis jetzt nicht angestoßen hat, wird es in den nächsten Jahren mit der aufkommenden Konkurrenz durch Start-ups schwierig haben.

Genau das sah er damals als Top-Manager bei der Bertelsmann AG voraus. Ohne seine radikalen Entscheidungen, so Middelhoff, würde es das Unternehmen heute nicht mehr geben.

Was genau Middelhoff damit meint, wieso die deutschen Medienkonzerne sich früher Gedanken um ihr Image hätten machen müssen und was eigentlich genau die Rolle des heutigen Social CEO ist, erläutert er zusammen mit Panos Meyer in der neuen Folge des Behind The Screens-Podcast, den du hier oder direkt auf Soundcloud kostenlos anhören kannst.

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Über den Autor

Philip Bolognesi

Philip Bolognesi war von 2018 bis 2020 in der Redaktion von BASIC thinking tätig. Er hat Kommunikationswissenschaften studiert und ist zertifizierter Social-Media-Manager. Zuvor hat er als freiberuflicher Online-Redakteur für CrispyContent (Serviceplan Berlin) gearbeitet und mittelständische Unternehmen in ihrer Online-Kommunikation beraten. Ihn trifft man häufig im Coworking-Space Hafven in Hannover.