Um mit MBUX zu interagieren, müsst ihr nur das Aktivierungswort „Hey Mercedes“ sagen und mit einem Satz wie „mir ist kalt“, „ich suche nach einem vietnamesischen Restaurant in meiner Nähe“ oder „was ist der schnellste Weg, um aus Las Vegas heraus zu kommen“ kombinieren. Mitbewerber wie Audi sind inzwischen besser geworden, was die natürliche Spracheingabe angeht, aber die Sprachdatenbank, die Mercedes erstellt hat, scheint eine größere Bandbreite an Interaktionsmöglichkeiten zu bieten.
Nur um eine Sache klarzustellen, selbst bei meiner Probefahrt mit der neuen A-Klasse ist MBUX trotzdem nur halb so gut wie Google Assistant. Und Googles Sprachassistent ist nicht nur für mich sondern auch für viele andere Verbraucher die Messlatte.
Was die MBUX-Version, die mit dem neuen CLA auf den Markt kommen wird, so interessant macht, ist die Verwendung der Hybrid-Cloud.
Es handelt sich dabei um eine Cloud-Infrastruktur, die eine private und öffentliche Cloud miteinander kombiniert. In der neusten Version von MBUX stehen deshalb deutlich mehr Funktionen auch offline zur Verfügung.
Die Möglichkeit, informationsbasierte Befehle offline zu verarbeiten ist der erste Schritt, um das größte Problem der Auto-Sprachassistenten zu lösen.
Als ich in Kroatien mit der neuen A-Klasse unterwegs war, habe ich mich zuerst in MBUX und seine netten Eastereggs verliebt, bis es mich schließlich zur Weißglut brachte. Nichts ist frustrierender, als ein System, das ohne Internetverbindung nahezu unbrauchbar ist. Klar, ich konnte immer noch die Klimaanlage steuern, aber ich konnte keine Adressen mehr in das Navigationsgerät eingeben; die geplante Route funktionierte zwar noch, aber ohne Internetverbindung fehlen auch die vielen nützlichen Interaktionsmöglichkeiten.
Zu erwarten, dass mein Auto auch ohne Verbindung zum Internet funktioniert, mag vielleicht etwas anspruchsvoll erscheinen. Die Automobilbranche ist in kurzer Zeit unglaublich weit gekommen, was Infotainmentsysteme angeht. Aber ich würde niemandem einen Gefallen tun, wenn ich mich einfach nur mit dieser Tatsache abfinden würde, ohne die Hersteller in dieser Hinsicht zur Verantwortung zu ziehen. Schließlich haben sich die Erwartungen der Nutzer rasant weiterentwickelt und die meisten Leute wünschen sich dasselbe Maß an Interaktion wie bei einem Smartphone.
Smartphones haben jedoch deutlich weniger Probleme, was die Konnektivität angeht, da sie sich in der Regel nicht so schnell fortbewegen wie ein Auto. Smartphones lassen sich zwar auch in einem fahrenden Auto verwenden, aber ihr habt bestimmt schon einmal Verbindungsprobleme bei hohen Geschwindigkeiten festgestellt.
Diese Entwicklung scheint das Ergebnis einer Zusammenarbeit zu sein, die das Unternehmen nach der offiziellen Presseveranstaltung am Mercedes-Benz-Messestand verkündete. Sajjad Khan, Executive Vice President bei Mercedes-Benz und Jensen Huang, Gründer und CEO von NVIDIA enthüllten dort ihre Vision von den KI-Fahrzeugen der nächsten Generation. „Ziel dieser neuen Partnerschaft ist es, einen Computer zu entwickeln, der die Zukunft der autonomen Fahrzeuge, die Zukunft künstlicher Intelligenzen und die Zukunft der Mobilität definieren wird“, sagte Huang.
Die Hybrid-Cloud, die im CLA und zukünftig auch in der A-Klasse zum Einsatz kommen wird, nutzt KI-Technologie, um Vorhersagen zu häufig befahrenen Strecken zu treffen. So kann das System einige Informationen auch offline zur Verfügung stellen. Dinge wie die Restaurant- oder Tankstellensuche wären so auch ohne Internetverbindung möglich.
Die Hybrid-Cloud ist nicht nur für MBUX ein großer Schritt, sondern für alle Infotainmentsysteme.
Laut Huang wird „das Auto der Zukunft durch Software definiert“. Neben dem Infotainmentsystem soll in Zukunft ein einzelnes System die Selbstfahrfunktionen bereitstellen und so die Dutzenden von kleinen Recheneinheiten ersetzen. „Wir arbeiten zusammen mit NVIDIA an einer völlig anderen Technologie, um KI in unseren Produkten zu nutzen und damit die Vorreiterrolle in den heutigen Megatrends zu übernehmen“, sagte Khan.
Mithilfe von NVIDIAs KI-Erfahrung wird MBUX dazu in der Lage sein, sich an Fahrer und Beifahrer anzupassen. Hierzu gehören beispielsweise Dinge, wie automatische Musikvorschläge für den Weg nach Hause oder die Route zu eurem Lieblingsrestaurant. Das System wird außerdem von „Over-the-Air-Updates“ profitieren, die neue Features und Funktionen hinzufügen werden.
MBUX startet diesen Frühling in den Kompaktfahrzeugen von Mercedes-Benz, beginnend mit der A-Klasse Fließheck in Europa, dicht gefolgt von den neuen CLA- und GLA-Modellen in Nordamerika. Die meisten anderen neuen Mercedes-Modelle werden das System innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahren erhalten.